Nahrungsergänzungsmittel

Pflanzliche Stoffe in Nahrungsergänzungsmitteln

Übliche Anwendungen und kritische Bewertung
Von Andreas Hensel
Immer mehr werden pflanzliche Drogen und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe als aktive Bestandteile in Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) eingesetzt. In vielen Fällen sind dies dem Pharmazeuten gut bekannte Drogen, die auch Bestandteile gängiger zugelassener Phytopharmaka sind; in vielen anderen Fällen verbergen sich hinter den deklarierten Inhaltsstoffen exotische, in Europa wenig bekannte Pflanzen und Pflanzeninhaltsstoffe. Gerade bei solchen NEM ist es häufig nicht ganz einfach, aktuelle wissenschaftliche Informationen zu ihrer Bewertung zu erhalten.

Wenn der Apotheker solche NEM beurteilen will, müssen letztlich folgende Fragen beantwortet werden:

 

  • Welche Wirkungen werden dem Pflanzenmaterial zugeschrieben?

Sind diese Wirkungen durch die traditionelle Medizin überliefert und damit über eine ethnopharmakologische Herangehensweise begründbar? Solche traditionellen Überlieferungen sind natürlich keine wissenschaftlichen Beweise im Sinne der rationalen Arzneimitteltherapie, können aber durchaus als Hinweise auf die Sinnhaftigkeit einer weiterführenden wissenschaftlichen Prüfung gewertet werden.

Liegen Publikationen in der wissenschaftlichen Literatur vor, die die beanspruchten Anwendungsgebiete belegen oder untermauern? Hierzu kann z. B. die Datenbank PubMed (www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entrez) der National Institutes of Health (USA) herangezogen werden, die nahezu alle neueren zitierfähigen Publikationen im biologisch-medizinischen Bereich enthält. Finden sich entsprechende Einträge, muss klar differenziert werden zwischen In-vitro-Untersuchungen, Tierstudien und klinischen Studien am Menschen. In-vitro-Daten können nicht zur Untermauerung eines klinischen Anwendungsgebietes herangezogen werden, können allerdings Hinweise geben oder Wirkmechanismen untermauern. Auch Ergebnisse aus Tierversuchen müssen kritisch bezüglich ihrer Übertragbarkeit auf die Anwendung am Menschen gesehen werden. Klinische Studien sind immer sehr genau zu beleuchten und weisen oft gravierende Fehler auf. Die häufigsten diesbezüglichen Irrwege sind zu geringe Patientenzahlen, problematische Dosierungen, ungenügendes Studiendesign etc.

Zur Abklärung, ob die Inhaltsstoffe unbedenklich sind, ist die Liste der sicheren Lebensmittelzusatzstoffe (GRAS, "generally regarded as safe") der US-amerikanische FDA hilfreich: http://vm.cfasm.fda.gov~dms/eafus.html. Stoffe oder Drogen, die dort gelistet sind, können im angegebenen Dosisbereich als weitgehend unbedenklich angesehen werden.

Der folgende Text bietet Informationen über die in der NEM-Liste 2007 enthaltenen "Botanicals" sowie die eingesetzten sekundären Pflanzeninhaltsstoffe. In den meisten Fällen wurde aufgrund der verfügbaren wissenschaftlichen Literatur eine Bewertung über Sinn oder Unsinn der Anwendung durchgeführt, basierend auf den publizierten Daten von In-vitro- und In-vivo-Studien. Hinsichtlich der Datenlage ist bei NEM immer auch die eingesetzte Dosierung der Präparate zu beachten, die nicht immer mit den in klinischen Studien verwendeten (meist höheren) Dosierungen kongruent ist. Für den praktischen Apotheker ergeben sich in vielen Fällen gute Alternativen zu NEM, und zwar immer dann, wenn es sich um gut dokumentierte Pflanzen oder Pflanzeninhaltsstoffe handelt, die in Monographien der Kommission E oder der ESCOP bewertet wurden. In diesen Fällen sollten immer zugelassene Arzneimittel und nicht NEM abgegeben werden. In vielen Fällen kann bei Kenntnis der Anwendung von NEM auch auf rational belegte, zugelassene Arzneimittel ausgewichen werden.

 

A

 

  • AcerolaMalpighia glabra
  • Afa, Klamath-Alge, Aphanizomenon flos-aquae

Ein Cyanobakterium (fälschlich als "Alge" bezeichnet); Dosisbereich in NEM 1,5 – 2,5 g; Verwendung als Mineral- und Proteinlieferant, zur Kräftigung, Stärkung, Entsäuerung und zur Immunaktivierung.

 

  • Alginat

Polysaccharid aus Braunalgen (Fucus,Laminaria u. a.), stark quellbar; stillt in ausreichenden Dosen aufgrund der Quellung das Hungergefühl (belegt). Topisch als Bestandteil hydroaktiver Wundverbände (Wirkung sehr gut belegt).

 

  • Aloe vera 

 

Hautaktivität belegt, orale Applikationen ohne Belege und rationale Verwendung.

 

  • Ananas, Ananas comosus, Bromeliaceae

Enthält die Protease → Bromelain; wirkt verdauungsfördernd (belegt), antirheumatisch (belegt für Hochdosis). Bei NEM Dosis hinterfragen und Herstellungsweise: Ist das Protein noch intakt und aktiv? Für die Indikation "Arthritis" nur zugelassene AM einsetzen, die Bromelain oder Papain in standardisierter Menge und enzymatisch aktiver Form enthalten! Einsatz von Ananasextrakt erscheint nicht sinnvoll, da Enzymmenge zu gering. Die intestinale Resorption von intaktem Bromelain aus hochdosierten Präparaten und die systemische Verfügbarkeit des Enzyms, auch in entzündeten Gelenkspalten, sind wissenschaftlich sauber belegt.

 

  • Angelica sinensis, Apiaceae, Dong-quai

Aus TCM; Anwendung bei Frauenbeschwerden, zur Frauengesundheit, bei Wechseljahresbeschwerden; Wirkung nicht belegt.

 

  • Anis

Ätherisches Öl, verdauungsfördernd, sekretolytisch, spasmolytisch. Phytotherapeutisch ist die Wirkung gut belegt (Kom. E, ESCOP), also statt NEM besser entsprechende Arzneimittel verwenden.

 

  • Apfelessig

Zur Entschlackung und verbesserter Verdauung. Wirkung nicht belegt.

 

  • Apfelpektin

Ballaststoff, schwach laxierend durch Wasserbindung und Quellung im Colon; Wirkung belegt; übliche Dosis in NEM 8 g.

 

  • Arabinogalactan

Ballast- und Quellstoff aus verschiedenen Quellen (z. B. Holzabfälle); Wirkung wahrscheinlich, aber keine definierten Studien. Die Quellwirkung von Arabinogalactan ist allerdings im Vergleich mit anderen Polysacchariden (z. B. Pektinen, Flohsamen, Leinsamen) sehr gering, weswegen laxierende Effekte eher unwahrscheinlich sind. Immunmodulierende Wirkungen werden diskutiert, sind aber für oral verabreichte Produkte nicht anzunehmen, da keine Resorption des Makromoleküls ins systemische Kompartiment stattfindet.

 

  • Arganöl, Argania spinosa, Sapotaceae

Die Samen enthalten ein hochwertiges fettes Öl, Sterole, Triterpensaponine; Dosisbereich in NEM 1,5 – 5 g. Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen (partiell belegt, ähnlich wie alle hoch ungesättigten Fette). Immunaktivierung und antikanzerogene Wirkungen in Untersuchung, aber ohne hinreichende Befunde.

 

  • Artischocke, Cynara scolymus, Asteraceae

Wirkstoffe Cynarin, Bitterstoffe, Flavonoide; gallenanregend, verdauungsfördernd, eventuell leberschützend. Wirkungen sehr gut belegt. Keine NEM verwenden (weil keine DEV-Angaben und meist unterdosiert), sondern besser standardisierte Phytopharmaka.

 

  • ArugolaEruca sativa
  • Asparagus → Spargel
  • Avena sativa, Hafer, Poaceae

Volksmedizinisch als Sedativum (nicht belegt, durch Kom. E negativ bewertet); neuerdings als Antidepressivum im Einsatz (nur In-vitro-Befunde, die als nicht aussagekräftig bewertet werden, keine klinischen Humandaten, keine Untersuchungen an Tiermodellen).

 

  • Azadirachta indica syn. Melia azadirachta, Meliaceae, Neem

Heimisch im indischen Subkontinent, Anbau auch in Afrika, Amerika, Australien. In Indien traditionell zur Herstellung von Repellents, Seifen, Zahnpasten verwendet. Neemblätter werden häufig unter Getreide gemischt bzw. in Speisekammern gehängt, um Schädlinge fernzuhalten. Neemholz ist ein begehrtes Baumaterial. Indikationen: Neem-Extrakte/-Öl zur Insektenabwehr (Mücken, Fliegen, Wanzen, Läuse, Kakerlaken, Wanderheuschrecken etc.), wobei mehrere Mechanismen bewirken, dass der Anflug von Insekten vermindert wird und deren Nahrungsaufnahme und Vitalität vermindert wird. Kaum Effekte gegenüber Nützlingen (Bienen, Vögel). Neem-Extrakte sind vollständig bioabbaubar. Neem-Präparate sind allerdings schlecht lagerfähig. Neem-Extrakte als Kontrazeptiva: Intrauterine Applikation verhindert Schwangerschaft durch spermizide Effekte, aber auch durch Hemmung der Nidation (keine Beeinflussung des Hormonsystems, wahrscheinlich Einfluss auf immunkompetente Zellen der Uterusschleimhaut). Auch die klinische Wirksamkeit von Extrakten bei GI-Ulzera über eine Hemmung der Magensaftsekretion ist belegt.

 

B

 

  • Bärlauch, Allium ursinum, Alliaceae

Enthält Senföle; Anwendung wie Knoblauch, praktisch alle NEM hoffnungslos unterdosiert!

 

  • Beifuß, Artemisia vulgaris, Asteraceae

Enthält Bitterstoffe; Anwendung bei dyspeptischen Beschwerden (Wirkung erklärbar, aber nicht explizit gezeigt).

 

  • Betaglucan

Ballast-/Quellstoffe verschiedener Herkunft (meist aus Gräsern); Dosisbereich in NEM 100 – 600 mg; immunstimulierend, Zellschutz (teilweise belegt). Immunmodulierende Wirkungen werden diskutiert, sind aber für oral verabreichte Produkte nicht anzunehmen, da keine Resorption des Makromoleküls ins systemische Kompartiment stattfindet.

 

  • Biochanin A

 

Ein → Isoflavon und Phytoöstrogen, vorkommend z. B. in → Rotklee.

 

  • BittermeloneMomordica charantia
  • Blasentang, Ascophyllum nodosum und Fucus spp.

Gering Iod-haltige Braunalgen; zur Mineralsubstitution geeignet; als Abnehmpräparat über einen gesteigerten Grundumsatz durch die Iodzufuhr ungeeignet, da die Iodmengen keinesfalls ausreichen, um eine signifikante Erhöhung der Schilddrüsenfunktion und damit des Grundumsatzes zu erreichen.

 

  • Blaubeeren → Heidelbeere
  • Blütenpollen

Angeblich vitalisierend. Keine Belege.

 

  • Bockshornklee (Samen), Trigonella foenum-graecum, Fabaceae

Polysaccharide. Wirkt leicht laxierend, da das in den Samen enthaltene Galactomannan stark quellend ist. Topisch zur Hautregeneration, Wundheilung als Kataplasma (belegt). Angebliche vitalisierende Eigenschaften auf den Gesamtorganismus nicht belegt.

 

  • Bohnen

Leicht diuretische Wirkung. Wirksamkeit bei Diabetes nicht klinisch belegt.

 

  • Braunalgen

Übliche Dosis in NEM 0,2 g. Verwendung als Mineral- und Proteinlieferant, zur Kräftigung, Stärkung, Entsäuerung und zur Immunaktivierung. Keine ausreichende Belege.

 

  • Brennnessel

Angeblich zur Unterstützung der Blutreinigung (nicht belegt, abzulehnen). Diuretische Effekte belegt. Keine NEM verwenden, sondern zugelassene Arzneimittel. Es ist genau zu unterscheiden, welcher Drogenteil eingesetzt wird: Wurzelextrakte bei Prostatahyperplasie (belegt), Blatt-/Krautdroge als leichtes Diuretikum (belegt).

 

  • Brokkoli

Keine erkennbare, belegte Indikation (→ Chrysin).

 

  • Bromelain

Eine Protease aus → Ananas; Dosisbereich in NEM 200 – 3000 mg; wirkt verdauungsfördernd, antiödematös (z. B. bei Sportverletzungen), antiinflammatorisch, antirheumatisch (belegt). Systemische Wirkungen nach p. o. Gabe klinisch belegt; das Makromolekül wird in nennenswertem Umfang resorbiert und in entzündeten Geweben gefunden. Nur hochdosierte AM verwenden, nicht NEM!

 

C

 

  • CaiguaCyclanthera pedata und → Erythroxylum catuaba
  • Camu-CamuMyrciaria dubia
  • Carnitin, L-Carnitin (3-Hydroxy-4-trimethylaminobutyrat)

Da Carnitin im Fettmetabolismus als Carrier eine wichtige Funktion ausübt, werden Anwendungen zur Gewichtsreduktion deklariert. In kontrollierten Studien konnten keine diesbezüglichen Effekte beobachtet werden; lediglich eine Studie beschreibt positiven Fettabbau in Verbindung mit hypokalorischer Ernährung.

 

  • Carotin → Provitamin A
  • CatuabaErythroxylum catuaba
  • Chili → Paprika
  • Chlorella spp.

Einzellige Grünalge; Dosisbereich in NEM 0,36 – 2,7 g; Anwendung beim Fasten, Ausleiten, zur Amalgamsanierung, Proteinzufuhr etc. Keine Studien vorliegend!

 

  • Chondroitin

Aminozuckerpolymer aus Rind-, Haifisch-Knorpelextrakt. Für Knochen- und Knorpelaufbau, Gelenkschutz; Dosisbereich in NEM 38 – 1000 mg.

 

  • Chrysin

Ein → Flavonoid (angereichert in Brokkoli), wirkt antioxidativ; übliche Dosis in NEM 400 mg.

 

  • Cichorium intybus → Inulin
  • Cistus spp., Zistrose

Enthält oligomere → Proanthocyanidine; wirkt angeblich antiviral durch Hemmung der viralen Adhäsion an die Schleimhaut; Effekt nur in sehr rudimentären In-vitro-Untersuchungen belegt; keine Tier- oder Humanuntersuchungen.

 

  • Citruspektin

Quellpolysaccharid, Ballaststoff; wasserbindend, stark quellend, laxierend. Eventuell auch geringer positiver Einfluss auf den Lipidstoffwechsel (max. 10%ige Reduktion des Cholesterinspiegels, da Unterbindung des enterohepatischen Kreislaufs von Gallaten, die aus Cholesterin biosynthetisiert werden). Andere Wirkungen nicht ausreichend belegt.

 

  • CLA, konjugierte Fettsäuren (engl. conjugated linoleic acids)

Isomere von Fettsäuren mit konjugierten Doppelbindungen (z. B. 9-cis,11-trans-Linolensäure), die im Darm, in Fett- und Milchzellen von Wiederkäuern entstehen und in die Milch gelangen. Für die einzelnen CLA sind Wirkungen beschrieben (z. B. Steigerung des Muskelwachstums, verminderte Speicherung von Fett bei Wiederkäuern, antikanzerogene und antioxidative Wirkung bei Nagern, reduzierter Fettanteil, verbesserter Cholesterinwert beim Mensch). Dosisbereich 1 – 3 g. 
DGE: Wirksamkeit nicht belegt, Nebenwirkungen nicht ausschließbar, evtl. kanzerogen. Schweizer Bundesamt für Gesundheit: CLA-Aufnahme möglichst gering halten.

 

  • Colostrum

Die erste Milch, die nachgeburtlich von Säugern abgegeben wird. Angeblich höherer Nährwert.

 

  • CranberriesVaccinium macrocarpon
  • Curcuma

Enthält Curcuminoide, ätherisches Öl; wirkt gallentreibend, verdauungsfördernd. Keine NEM, sondern AM verwenden.

 

  • Cyclanthera pedata, Cucurbitaceae, Caigua

Heimat Peru; enthält Cucurbitacine, Triterpensaponine, Flavone. Traditionelle Anwendung als antiinflammatorischer, hypoglykämischer und hypercholesterinämischer Extrakt. Keine belegenden Studien.

 

D

 

  • Daidzein, Daizin 

 

Ein → Isoflavon und Phytoöstrogen (z. B. vorkommend in → Soja); übliche Dosis in NEM 3 mg.

 

  • Dong-quaiAngelica sinensis

E

 

  • Eleutherococcus senticosus → Taigawurzel
  • Enzian

Enthält Bitterstoffe, wirkt verdauungsfördernd. Statt NEM standardisierte AM verwenden.

 

  • Ephedra sinica, Ephedraceae

Aufgrund des Wirkstoffes Ephedrin Anwendung zur Gewichtsreduktion; Wirkung belegt, aber Nebenwirkungsrisiko vorhanden. Nicht zur Verwendung empfohlen. Anwendung bei asthmatischen Symptomen aufgrund Ephedringehaltes möglich, aber nicht sinnvoll. Achtung Suchtpotenzial! Fällt unter das Grundstoffüberwachungsgesetz.

 

  • Eruca sativa, Brassicaceae, Arugola

Enthält größere Mengen an Senfölen; Anwendung zur Gewichtsreduktion; keine klinischen oder pharmakologischen Studien.

 

  • Erythroxylum catuaba, Erythroxylaceae, Catuaba

Heimat Südamerika; traditionell angewendet als Potenzmittel. Keine experimentellen Studien. Für die Herstellung von Catuaba werden auch andere Stammpflanzen (z. B. Juniperus brasiliensis) genannt. Datenlage sehr unklar.

 

F

 

  • Feigenkaktus → Nopal-Kaktus
  • Fenchel, Foeniculum vulgare, Apiaceae

Enthält ätherisches Öl, wirkt verdauungsfördernd (und spasmolytisch); in Phytopharmaka ist die Wirkung gut belegt, also besser entsprechende Arzneimittel verwenden.

 

  • Flavonoide

Wirken antioxidativ, antiviral, zellprotektiv, antikanzerogen. Protektion kardiovaskulärer Erkrankungen via antiatherosklerotische Effekte (Wirkungen in vivo nicht bzw. unzureichend belegt). Die Verwendung von Flavonoiden bei distinkten Indikationen muss im Einzelfall anhand des jeweiligen Flavonoids und der Erkrankung bewertet werden. Problematisch ist die häufig sehr geringe Bioverfügbarkeit der Flavonoide bzw. ihr ausgeprägter Fäkalmetabolismus. Aus den publizierten In-vitro-Daten darf nicht auf eine In-vivo-Wirkung geschlossen werden. Auf der anderen Seite sind durchaus Flavonoide mit systemischer Wirkung bekannt. Immer Einzelfallbewertung notwendig!
Bei niedrigdosierten Flavonoidpräparaten immer daran denken, dass eine normale Ernährung mit pflanzlichen Nährstoffen eine Zufuhr von Flavonoiden im Gramm-Maßstab/Tag bewirkt. Untergruppe der → Isoflavone schwach östrogen (belegt).

 

  • Flohsamen, Plantago psyllium, P. ovata, Plantaginaceae

Enthält Ballast- und Quellstoffe; wirkt laxierend (belegt), ab 10 g/d Senkung erhöhter Cholesterinspiegel um max. 10% (belegt, hoher Evidenzgrad).

 

  • Formonomentin

Ein → Isoflavon und Phytoöstrogen, vorkommend in → Rotklee.

 

  • Fructose-Oligosaccharide

Ahnlich → Inulin. Wirkt präbiotisch (belegt).

 

G

 

  • Garcinia cambogia und andere Garcinia-Arten, Guttiferae, bitter kola, Kokum

Heimat Asien, Afrika, Polynesien; bei hochdosierter Zufuhr von 200 bis 400 mg/kg sind im Tierversuch Reduktion des Körpergewichtes über verringerte Futteraufnahmen und Verbesserung der Blutfettwerte beschrieben. Der Inhaltsstoff Hydroxycitronensäure ist ein Hemmstoff von Citrat-verarbeitenden Enzymen und somit auch ein Hemmstoff der Fettsäuresynthese. Randomisierte, placebokontrollierte Humanstudie mit 1,5 g Hydroxycitronensäure ergab keine Veränderung der Körpergewichte und objektivierten Parameter. Die p. o. Anwendung ist mit bisher nicht bewerteten Nebenwirkungen behaftet! Auch für die kosmetische Anwendung an der Haut wird der Inhaltsstoff Hydroxycitronensäure verantwortlich gemacht, wobei dermatologische Studien klar zeigten, dass die Extrakte keine Veränderung der Hautparameter bewirkten. 
Die Anwendung der Droge kann nicht befürwortet werden.

 

  • GelbwurzCurcuma
  • Gelee Royale 

 

Bienenköniginfuttersaft; angeblich vitalisierend.

 

  • Genistein, Genistin

→ Isoflavon und Phytoöstrogen, vorkommend z. B. in → Soja; übliche Dosierung in NEM 55 – 80 mg.

 

  • Gerstengras

Keine belegbare Indikation.

 

  • Ginkgo biloba

Nur standardisierte AM abgeben.

 

  • GinsengPanax ginseng
  • Glucosamin

Monomerer Aminozucker; übliche Dosis in NEM ca. 1 g; für Knochen- und Knorpelaufbau, Gelenkschutz. Kürzlich durchgeführte systematische klinische Studien erbrachten keinen Vorteil gegenüber Placebo.

 

  • Grapefruitextrakt

Enthälte größere Mengen an → Flavonoiden (Naringenin), Bitterstoffe und → Citruspektin. Einsatz als Antioxidans in vitro belegt, keine In-vivo-Belege. Aufgrund der Bitterstoffe appetitanregend.

 

  • Grünspargel → Spargel
  • .Grüntee, Camellia sinensis, Theaceae

Unfermentierter Tee; enthält Coffein, Procyanidine; wirkt anregend (belegt, sofern Extrakte mit Coffeingehalt), antioxidativ (belegt für procyanidinreiche Extrakte), gegen metabolisches Syndrom (teilweise belegt). Hochdosis anwenden!

 

  • Guar, Cyamopsis tetragonoloba, Fabaceae, Guarbohne

Ballast- und Quellpolysaccharid; Anwendung als Laxans; wirkt antidiabetisch, da Resorptionsverzögerer für Glucose (belegt); hochdosierte AM verwenden.

 

  • GuaranaPaulinia cupana

 

H

 

  • HaferAvena sativa
  • Hagebutte, Rosa canina, Rosaceae

Enthält Vitamin C, aber in schwankenden Mengen, deshalb besser Vitaminpräparate abgeben.

 

  • Hefe

Anwendung als Probiotikum zur Normalisierung der Dickdarmflora, als Nährstofflieferant zur Vitalisierung von Haut, Haar (ohne Beleg). Lieferant für B-Vitamine.
Die Anwendung von Saccharomyces cerevisiae als Probiotikum vermeiden, da die positiven Eigenschaften nicht für diesen Pilz, sondern eher für S. boulardii (Perenterol®) gezeigt wurden. Somit für diese Indikation AM verwenden.

 

  • Heidelbeere, Vaccinium myrtillus, Ericaceae

Enthält Anthocyane, Gerbstoffe; Dosisbereich in NEM 250 – 400 mg; wirkt gegen Durchfall aufgrund der Gerbstoffe (belegt) und bei Maculadegeneration aufgrund der Anthocyane (belegt). Weil hochdosiertes AM (Difrael®) im Markt, keine NEM empfehlen.

 

  • Helianthus tuberosus, Asteraceae, Topinambur

Die Rhizome enthalten neben verdaubaren Polysacchariden (Stärke) ca. 20% → Inulin, das als Ballaststoff und Präbiotikum zur Verbesserung der Lipidwerte angesehen wird. Anwendung der Droge im Hochdosisbereich in auf Inulin oder Polyfructose standarisierten Präparaten erscheint sinnvoll.
Hoher Nährwert. Zur Hungerreduktion, aber Kalorienaufnahme beachten!

 

  • Hoodia, Hoodia gordonii, Asclepiadaceae, Hoodia-Kaktus

Enthält Steroidglykoside mit Cardenolid-ähnlicher Struktur; hemmt das Hungergefühl (belegt). Bei Deklaration gegen Hunger kein NEM, sondern Arzneimittel, aber dafür nicht zugelassen. NEM unterdosiert. Cave: keine toxikologische Erfahrung im Normdosisbereich!

 

  • Hopfen, Humulus lupulus, Cannabaceae

Enthält Bitterstoffe, Humulone, Lupulone. Sedativ; Wirkung klinisch belegt. Nur standarisierte AM verwenden, keine NEM, da Inhaltsstoffe sehr lagerinstabil und in NEM unterdosiert. Östrogene Wirkung klinisch nicht belegt. Krebspräventive Wirkung relativ gut belegt und wissenschaftlich erklärbar.

 

  • HydroxycitronensäureGarcinia cambogia
  • Ilex paraguariensis, Aquifoliaceae, Mate

Heimat Amazonien; Inhaltsstoffe Coffein (anregend) und Saponine, die die Micellbildung von Nahrungsfetten im Dünndarm unterbinden, damit die Fettemulgierung reduzieren und zu einer verminderten Energieaufnahme führen; Anwendung zur Gewichtsreduktion (schwach ausgeprägt, aber belegt); anregende Wirkung durch Coffein. Deswegen auch Einsatz gegen metabolisches Syndrom (mehr Aktivität, Bewegung, weniger Energieaufnahme)

 

I

 

  • Indische Flohsamen → Flohsamen
  • Ingwer, Zingiber officinale, Zingiberaceae

Enthält Gingerole (Scharfstoffe); verdauungsfördernd (belegt); gegen Erbrechen bei Bewegungskinetosen (belegt). Nur hochdosierte, standardisierte (Gingerole) AM verwenden.

 

  • Inula helenium → Inulin
  • Inulin

Polysaccharid aus Fructosemonomeren; technische Gewinnung aus Asteraceae (Inula helenium, Cichorium intybus, Helianthus tuberosus). Ballaststofffunktion (belegt), low-calorie-Kohlenhydrat und Zuckerersatzstoff für Diabetiker (belegt, da Fructose und geringere Depolymerisation), Diagnostikum zur Bestimmung des extrazellulären Volumens und Clearance, präbiotisch und bifidogen (belegt), Regulation der Colontätigkeit (belegt), Erhöhung der intestinalen Mg-, Ca-Resorption (belegt), positiver Einfluss auf Fettstoffwechsel (belegt), Reduktion Blutcholesterin (partiell belegt), Einfluss auf Knochenbildung (nur teilweise belegt), immunaktivierend (nur teilweise belegt); keine Belege für erhöhte Resorption von Fe, Cu, Zn; Anwendung bei Adipositas, Krebs, Colitis etc.; Dosisbereich in NEM 26 mg bis 4 g. Wenn Anwendung, dann hoch dosierte Präparate!

 

  • Isoflavone

Phytoöstrogene. Wirkungen bei Wechseljahresbeschwerden mehr oder weniger gut belegt; problematisch ist die variable, nicht standardisierte Dosierung in diätetischen Produkten.

 

J

 

  • Johannisbeere, schwarze, Ribes nigrum, Grossulariaceae

Frucht: Vitamin C, Anthocyane (als NEM sinnvoll, sofern hochdosiert); Samen: ungesättigte Fettsäuren (nur als lipophile Extrakte oder als geschrotete Samen sinnvoll, da die Fette nicht in wässrige Extrakte übergehen); Anwendung zur Supplementierung mit ungesättigten Fettsäuren sinnvoll, eventuell auch bei Hauterkrankungen.

 

K

 

  • KelpLaminaria
  • Kidney-Bohnen 

 

Keine belegte Indikation, insbesondere nicht bei Diabetes.

 

  • Kiefernrinde-Extrakt → Pycnogenol
  • Kiwi

Polysaccharide, Vitamine. Oral keine belegten Wirkungen; topisch aufgrund der Fruchtsäuren und Polysaccharide zur Hautregeneration bei oberflächlichen Verletzungen, Sonnenbrand, zur Hautregeneration (belegt).

 

  • Klamath → Afa
  • Kohl

Keine belegten Wirkungen, spez. zum Abnehmen.

 

  • Kombucha, Teepilz

Mischung verschiedener Bakterien und Hefen (z. B. Bacterium xylinum, B. gluconicum, Acetobacter ketogenum, Pichia fermentans), die als fermentierender Zusatz zu Tee- oder anderen Erfrischungsgetränken gegeben wird; es entstehen fermentativ Essig- und Milchsäure während 7 Tage/25 °C. Den durch diese Fermentation entstehenden Getränken, die zusätzliche Gärungsprodukte wie Milchsäure, Alkohol, Hyaluronsäure etc. enthalten, werden nach oralem oder topischem Gebrauch wahre Wunderwirkungen zugeschrieben. Die Wirksamkeit ist in keinem Falle belegt. Einige Fallberichte und Fallserien stellen jedoch die Nebenwirkungsfreiheit von Kombucha in Zweifel. Diese beziehen sich auf Leberschäden, Azidose und Infektionen. Auf der Basis dieser Daten überwiegen die Risiken den potenziellen Nutzen von Kombucha.

 

Lit. Ernst E (2003) Kombucha, a systematic review of the clinical evidence. Forsch. Komplementärmed. Klass. Naturheilkd. 10, 85-97.

 

  • Konjakmehl

Enthält Ballast- und Quellstoffe; laxierend, Wirkung aufgrund des Polysaccharidanteils wahrscheinlich; Dosisbereich 600 – 1800 mg, hochdosierte Präparate verwenden.

 

  • Konjugierte Fettsäuren → CLA
  • Koralle

Zur Calciumergänzung. Keine Belege.

 

  • Kreatin

Dosisbereich in NEM 240 bis 1500 mg; für Muskelaufbau, Muskelenergetisierung, Knochen- und Knorpelaufbau, Gelenkschutz.

 

  • Kudzu-WurzelPueraria lobata
  • Kümmel, Carum carvi, Apiaceae

Enthält ätherisches Öl, wirkt verdauungsfördernd und spasmolytisch.

 

  • Kürbiskerne, Cucurbita pepo, Cucurbitaceae

Enthält Sterole, fettes, mehrfach ungesättigtes hochwertiges Öl; wirkt bei Prostatahyperplasie (belegt). Nur AM (auf Sterole standardisierte lipophile Extrakte) verwenden.

 

L

 

  • Lactase

Lactose-spaltendes Enzym, verdauungsfördernd (Milchzucker ist aber nicht normaler Nahrungsbestandteil des Erwachsenen, wenig sinnvoll).

 

  • Laminaria spp.

Tang (Braunalgen); übliche Dosis in NEM 60 mg; Verwendung als Mineral- (Iod) und Proteinlieferant, zur Kräftigung, Stärkung, Entsäuerung und zur Immunaktivierung. Keine Belege, die niedrige Dosierung in NEM dürfte auch nicht für eine Mineralsupplementierung ausreichen.

 

  • Lapacho-Rinde, Tabebuia impetiginosa, Bignoniaceae

Heimat Südamerika. Inhaltsstoffe Naphtho- und Anthrachinone (z. B. Lapachol) mit zytotoxischer Wirkung. Aus diesem Grund Anwendung bei Krebs und Psoriasis. Nur In-vitro-Befunde (sehr wirksam!), keine klinische Evidenz. Einsatz in NEM als allgemeines Vitalisierungsmittel ohne wissenschaftliche Grundlage, aber abgeleitet von der traditionellen Anwendung (Inka).

 

  • L-Carnitin → Carnitin
  • Leinsamen, Leinlignane, Linum usitatissimum, Linaceae

Neben der klassischen Anwendung als Laxans Einsatz zur Krebs-Prophylaxe und als leichtes Phytoöstrogen aufgrund des Lignangehaltes. Diese Anwendungen sind klinisch nicht belegt, allerdings besteht relativ hohe Evidenz, da Strukturen und Wirkweise, auch Kinetik der Lignane gut untersucht sind. Epidemiologische Studien stützen diese Indikationen. Nur Präparate verwenden, die auf → Lignane standardisiert sind. Lignane "für den Mann": Reduktion der Entwicklung und Progression von Prostatatumoren wurden im Tiermodell beschrieben.

 

  • Liebstöckel

Nur Arzneimittel verwenden. Indikationen siehe Kom. E.

 

  • Lignane

Komplexe Substanzgruppe aus dimeren Phenylpropanen; Wirkungen heterogen (adaptogen, sedierend, antitumoral etc.). Einzelfallentscheidung aufgrund der jeweiligen Lignanstrukturen und der eingesetzten Indikation notwendig, keine Verallgemeinerung über die ganze Stoffklasse möglich. Nur standardisierte Präparate verwenden! → Lein.

 

  • Lithothamnium calcareum

Eine Rotalge; üblicher Dosisbereich in NEM 3 g; Verwendung als Mineral- und Proteinlieferant, zur Kräftigung, Stärkung, Entsäuerung und zur Immunaktivierung. Belege unklar.

 

  • Löwenzahn, Taraxacum officinale, Asteraceae

Zur Unterstützung der "Blutreinigung". Diuretische Effekte belegt. Keine NEM verwenden, sondern Arzneimittel.

 

  • Lutein

Ein Carotinoid; Dosisbereich in NEM 3 – 11 mg; zur Nahrungssupplementierung, erhöht die UV-Sonnenverträglichkeit, Radikalfänger. Nicht bei Rauchern!
Angereichert in Grünkohl (22 mg/100 g), Petersilie (10 mg/100 g), Spinat roh (10 mg/100 mg). Anwendung zur Erhöhung der Pigmentdichte bei altersabhängiger Makuladegeneration des Auges erscheint klinisch belegt.

 

  • Lycopin

Ein Carotinoid; üblicher Dosisbereich in NEM 1 – 3 mg; Nahrungssupplementierung, erhöht die UV-Sonnenverträglichkeit, Radikalfänger. Nicht bei Rauchern!

 

M

 

  • Maca-Wurzel, Lepidium meyenii 
     

Herkunft Mittelamerika, Anden. Lokale Verwendung als Gemüse.
Inhaltsstoffe: Macaridin, ein benzyliertes Dihydro-N-hydroxypyridin, benzylierte Alkamide (Macamide), Mineralien, Aminosäure, Vitamine.
Beanspruchte Anwendungsgebiete: Aufgrund des Vitamin- und Proteingehaltes beliebt bei Bodybuildern zum Muskelaufbau.
Zur Steigerung der Fertilität des Mannes. Diese Anwendung ist durch präliminare Studien nicht ganz von der Hand zu weisen: so zeigte ein wässriger Extrakt der Wurzel an Ratten eine Zunahme des Hodengewichtes und gesteigerte Spermiogenese. Eine Humanstudie an 9 männlichen Personen ergab nach 4-monatiger Applikation (1,5 bis 3 g/Tag) gesteigerte Spermienproduktion. Nur eine einzige Humanstudie ist existent, wobei bei 1,5 und 3 g Maca pro Tag über 12 Wochen keine Beeinflussung des Testosteronspiegels beobachtet wurde. Angeblich sei allerdings die sexuelle Aktivität gegenüber Placebo erhöht. Die Daten sind als dürftig anzusehen, wobei jedoch eine Basiswirkung auf die Spermiogenese vorhanden zu sein scheint. Klinische Evidenz besteht nicht. Zu beachten ist allerdings die relativ hohe Dosierung, die in der Regel in Nahrungsergänzungsmitteln und anderen kommerziellen Produkten nicht erreicht sein dürfte.

 

Lit. Gonzales et al. (2001) Andrology, 3, 301; Muhammad et al. (2002) Phyto chem. 59, 104; Gonzales et al (2001) Asian J. Androl. 3, 231.

 

  • Malpighia glabra, Malpighiaceae, Acerola

Hoher Vitamin-C-Gehalt der Früchte (ca. 1,8 g/100 g).

 

  • MateIlex paraguariensis
  • Momordica charantia, Cucurbitaceae, Bittermelone

Heimat Asien, Südamerika, Karibik. Früchte mit Vitamin A und C; komplexe phytochemische Zusammensetzung (Saponine, Insulin-ähnliche Peptide, Alkaloide). Extrakte senken Blutzuckerspiegel (klinisch belegt, Evidenzgrad II); antibakteriell und antiviral (belegt); antitumoral im Versuchstadium. Achtung: keine Anwendung in Schwangerschaft, da Hinweise auf Teratogenität und Abortinduktion.

 

  • MuirapuamaPtychopetalum olacoides
  • Myrciaria dubia, Myrtaceae, Camu-Camu

Heimat Amazonien; Frucht mit hohem Vitamin-C-Gehalt (ca. 1,5 – 2 g/100 g); auch Anthocyane, Mineralien. Hoher Nährwert.

 

N

 

  • Neem, Neembaum → Azadirachta indica
  • Nigella sativa, Ranunculaceae, Schwarzkümmel

Enthält ätherisches Öl, fettes Öl, Saponine, Alkaloide. Angeblich antioxidative, immunmodulierende, antiarthritische und zytoprotektive Effekte. Keine ausreichenden pharmakologischen Daten, keine klinische Daten. Nicht verwechseln mit → Kümmel oder Kreuzkümmel!

 

  • Noni-Frucht, Morinda citrifolia, Rubiaceae

Herkunft Südostasien. Verwendet werden Presssäfte der reifen Frucht mit folgenden Inhaltsstoffen: Iridoide, Mineralstoffe, flüchtige Substanzen mit freier Hexan- und Octansäure, Methylbutenol, Scopoletin. Teilweise finden sich auch die Glykoside dieser Verbindungen.
Der Vertreiber von Noni-Zubereitungen (Tahitian Noni International) beschreibet eine polysaccharidhaltige Substanz ("Noni-ppt", nicht charakterisiert), das Vorliegen von Anthrachinonen (nur nachgewiesen für Rinde, Wurzel, nicht jedoch für die Frucht) sowie eine nicht näher beschriebene neuartige Substanz "Xeronin", die gleichzeitig als Alkaloid und Enzymvorstufe bezeichnet wird. 
Beanspruchte Indikationsgebiete: Tumorbehandlung (Immunstimulation durch das polysaccharidreiche "Noni-ppt"), antibakterielle, antimykotische Therapien, Krebs, Herzerkrankungen, Schlaganfall, Diabetes.
Bewertung: Sämtliche beanspruchten Indikationsgebiete werden angeblich durch valide und breit angelegte Studien in Hawaii an vieltausenden Patienten belegt. In der wissenschaftlichen Literatur sind keinerlei Hinweise auf solche Studien auffindbar. Aus den Daten zum Inhaltsstoffspektrum lassen sich auch theoretisch solche Wirkungen nicht ableiten. Ein Nutzen für den Konsumenten ist aus wissenschaftlicher Sicht nach den vorliegenden Daten nicht gegeben.
Mehrfache Nachfrage des Autors bei einer Vertriebseinheit wurde mit Werbematerial beantwortet, das keinem wissenschaftlichen Anspruch genügt. 2006 publizierte Fälle von Leberentzündungen nach Noni-Konsum konnten nicht eindeutig den entsprechenden Präparationen zugeordnet werden. 
Rechtlicher Status: Noni-Saft und entsprechende Zubereitungen mit gesundheitsbezogenen Aussagen sind nach EG-Recht nicht verkehrsfähig. Der Vertrieb als normale Verzehrprodukte (Lebensmittel) ohne funktionelle Wirkungsdeklaration ist seit 2003 möglich und durch die Novel-Food-Verordnung abgedeckt. 
Als Vertriebskanäle dienen in Deutschland unter anderem auch private, nach dem Schneeballprinzip arbeitende Kleinstorganisationen (teilweise unter klar medizinischer resp. zahnmedizinischer Aufmachung).

 

Lit.: Länger et al. (2001) Z. Phytother. 24, 2839 ff.; www.efsa.europa.eu/de.html. 

 

  • Nopal-Kaktus, Opuntia spp., Feigenkaktus

Die Flachsprosse enthalten Polysaccharide (Pektine), Flavonoide, Sterole.
Wirkungen: Es liegen einige wissenschaftliche Untersuchungen zur Wirkung von Opuntia vor, die allerdings nur präliminaren Charakter haben. Im Tierversuch sind leichte blutzuckersenkende Effekte nachweisbar, die an der Ratte in Dosen von 1 mg/kg Körpergewicht durchaus signifikant sind. Auch im Humanversuch konnten solche Effekte bei sehr hohen Dosen (500 g Sprosse pro Tag) festgestellt werden. Mit anderen Extrakten und Zubereitungen wurden diesbezügliche Effekte nicht gemessen.
Weitere präliminare Versuche an Ratten und Menschen (Dosis 250 g Sprosse pro Tag) ergaben Hinweise auf eine Reduzierung der Serum-LDL-Cholesterinwerte.
Extrakte werden traditionell zur Behandlung von Magenulzera eingesetzt. Dies mag durch die mucilaginöse, bioadhäsive Wirkung der Polysaccharide aus Opuntia gerechtfertigt sein.
Bewertung: interessante Pflanzen mit eventuell nutzbarem Potenzial; rudimentäre Studien zeigen basale Wirkungen, allerdings nur bei Einsatz extrem hoher Dosen. Unter Berücksichtigung der geringen Dosierungen der im Handel angebotenen Produkte ist eine Wirkung solcher Zubereitungen zu bezweifeln.

 

Lit. Länger (2002) Z. Phytother. 23, 16.

 

O

 

  • Olea europaea, Oleaceae

Olivenblätter enthalten Polyphenole (antioxidativ) und → Oleuropein (blutdrucksenkend), kein fettes Öl. Antioxidative Wirkung belegt.

 

  • Oleuropein

Ein Secoiridoid-Phenylethanoid-Konjugat aus → Olivenblättern; Dosisbereich in NEM 300 – 400 mg; wirkt blutdrucksenkend (belegt).

 

  • Oligofructose, Fructooligosaccharide

Ballast- und Quellstoffe (belegt), auch präbiotisch (→ Inulin); Dosisbereich in NEM 6 mg bis 6 g (!). Nur hochdosierte Präparate verwenden!

 

  • Oligomere Proanthocyanidine → Proanthocyanidine
  • OlivenblattextraktOlea europaea
  • Omega-3-Fettsäuren 

 

Z. B. in Leinöl, Perillaöl, Lachsöl, Fischöl; verbesserter Lipidstoffwechsel; nur sinnvoll, wenn sehr hoch und langfristig dosiert wird. Perillaöl zur Verbesserung der Sehfähigkeit.

 

  • Omega-6-Fettsäuren, z. B. γ-Linolensäure (3-fach ungesättigt)

 

Z. B. in Borrretschöl (Unterstützung der Hautfunktion), Nachtkerzenöl (auch bei Neurodermitis), Traubenkernöl, Olivenöl, Kürbiskernöl (Wirkung bei Prostatahyperplasie belegt, → Kürbiskerne), Schwarzkümmelöl, Weizenkeimöl, Leinöl.

 

  • Opuntia → Nopal-Kaktus

 

P

 

  • Pausinystalia yohimbe, Yohimbe

Heimat Südamerika; enthält Yohimbin (ein Alkaloid); Anwendung bei erektiler Dysfunktion nicht klinisch belegt, aber sehr häufig beschrieben. Für Extrakte sind praktisch keine Nebenwirkungen beschrieben, für reines Yohimbin liegen allerdings deutliche NW-Profile vor (Blutdruckabfall, zentrale Störungen).

 

  • Pektin

Quell- und Ballaststoff; wasserbindend, laxierend, positiver Einfluss auf die Lipidspiegel (belegt).

 

  • Petersilie, Petroselinum crispum, Apiaceae

Kraut enthält Flavonoide und ätherisches Öl; wirkt verdauungsfördernd, spasmolytisch. Keine anderen Wirkungen belegt. 
Wurzel enthält ätherisches Öl; cave Schwangerschaft (abortiv).

 

  • Pfefferminze, Mentha × piperita, Lamiaceae

Enthält ätherisches Öl, wirkt verdauungsfördernd, spasmolytisch

 

  • Pinus maritima → Pycnogenol
  • Polyphenole

Überbegriff für hochhydroxylierte phenolische Verbindungen (z. B. Flavonoide, Anthocyane, → Proanthocyanidine, Gerbstoffe etc.). Beanspruchte antioxidative, zellschützende Wirkungen in vivo häufig nicht ausreichend belegt; weder Pharmakodynamik noch Pharmakokinetik geklärt. Werden bei normaler Ernährung mit pflanzlicher Kost sowieso in deutlich höherer Dosierung als mit NEM zugeführt.

 

  • Pomeranzen → Grapefruitextrakt
  • Preiselbeere, Vaccinium vitis-idaea, Ericaceae

Analoge Zusammensetzung und Wirkungen wie → V. macrocarpon.

 

  • Proanthocyanidine

Wirken als Radikalfänger, antimikrobiell, adstringierend, antimutagen, Cholesterolspiegel-senkend; angewendet zur Prävention chronischer Erkrankungen. Wirkungen in vivo nur partiell belegt. Resorption der meist hochmolekularen Verbindungen aus dem GI-Trakt unklar.

 

  • Propolis

Klebriges Baumaterial der Honigbienen, wobei die Grundstoffe als harzige Substanz von verschiedenen Bäumen, teils auch von Baumverletzungen gesammelt werden. Enthält ca. 55% Harz und Pollenbalsam, 30% Wachs, 5% Pollen und ca. 10% ätherisches Öl. Angeblich vitalisierend. Initiale Befunde für leicht antimikrobielle Wirkungen.

 

  • Provitamin A, β-Carotin

Ein Carotinoid; Dosisbereich in NEM 9 – 40 mg (5 mg entspr. 8300 I.E. Vit. A entspr. 100% des RDI); Nahrungssupplementierung, erhöht die UV-Sonnenverträglichkeit, Radikalfänger. Nicht bei Rauchern!

 

  • Ptychopetalum olacoides, Olacaceae, Muirapuama

Heimat Südamerika. Traditionelle Anwendung von Wurzel und Rinde als Adaptogen zur Steigerung der Gedächtnisfunktion, Lernfähigkeit und Zerebralschäden. Keine klinischen Untersuchungen. In einer Untersuchung keine Hinweise auf Toxizität.

 

  • Pueraria lobata, Fabaceae, Kudzu

Puerariae radix ist eine TCM-Droge, dort vielfältige Anwendungen. Inhaltsstoffe u. a. östrogene → Isoflavone; aus diesem Grund Anwendung bei Wechseljahresbeschwerden. Verminderung der vaginalen Trockenheit bei Einsatz der Extrakte klinisch belegt (Evidenzklasse II). Einsatz auch bei Knochenschwund, dafür keine Belege.

 

  • Pu-Erh-Tee, Camellia sinensis, Theaceae

Herkunft China, Provinz Yünnan. Die genaue Art der Herstellung der Droge ist weitgehend unklar. Bekannt ist, dass nach Ernte der Teeblätter ein spezieller Fermentierungsvorgang durchgeführt wird, der von dem des Schwarztees verschieden ist. Dies erfolgt in der Regel durch eine mikrobielle Fermentierung unter Zusatz von Basidiomyceten. Daraus resultiert eine etwas modrig riechende grünschwarze oder rotbraune Droge. 
Die Inhaltsstoffe stellen ein Gemisch aus nativen Sekundärstoffen und deren enzymatischen Fermentationsprodukten dar. Inwieweit sich Basidiomyceten-spezifische Stoffe in der Droge anreichern, ist unklar. Mykotoxine sind in der Regel nicht nachweisbar. Es finden sich die für Schwarztee typischen Methylxanthine (Coffein, Theophyllin) sowie Gerbstoffe. Die Gehalte dieser Substanzen scheinen allerdings niedriger zu liegen als im Schwarztee; zusätzlich entstehen phenolische Produkte durch die Fermentation.
Systematische Untersuchungen zur Zusammensetzung von Pu-Erh liegen nicht vor.
Generell ist darauf zu achten, dass Pu-Erh-Tee häufig sehr hohe DDT-Gehalte aufweist, die weit über den zulässigen Grenzwerten der Rückstandshöchstmengenverordnung von 0,2 mg/kg liegen. Bei Bezug von Pu-Erh deswegen immer Zertifikate anfordern!
Beanspruchte Anwendungsgebiete: Senkung von überhöhten Blutfettwerten, Cholesterin-senkend, "blutreinigend", entschlackend, Beschleunigung des Blutalkoholabbaus.
Die Wirkungen sind in keinem Fall belegt und erscheinen aufgrund der bekannten Inhaltsstoffe der Droge auch unwahrscheinlich. 
Dosierungsempfehlung: 3 – 5 Tassen Tee pro Tag.
Es sei darauf hingewiesen, dass Pu-Erh-Tee in Frankreich seit mehr als 20 Jahren ein beliebtes Erfrischungsgetränk mit erheblichem Marktpotenzial darstellt. Die Droge ist somit kein Neuling im Marktgeschehen. Neu ist lediglich der therapeutische Indikationsanspruch. Es ist darauf zu achten, dass Präparate (insbesondere in Kapselform), die mit Indikationsempfehlungen vermarktet werden (z. B. Gewichtsreduktion), Arzneimittel darstellen, für die keine Zulassung vorliegt. Kunden sollten über die Seriosität der Indikationsansprüche aufgeklärt werden.

 

  • Pycnogenol

Standardisierter Procyanidin-reicher Extrakt (65 – 75%) aus Pinus pinaster mit oligomeren → Proanthocyanidinen. Wirkt antioxidativ, Einsatz bei diabetischer Angiopathie, kardiovaskulären Erkrankungen, chronisch venöser Insuffizienz, Netzhautdegeneration, Entzündungen (Tierstudie), Sonnenbrand (Humanstudie), Asthma (Verbesserung der Lungenfunktion, Humanstudie), zur Immunmodulation (Tierstudie), verbesserten Durchblutung der Mikrokapillaren (Antagonisierung der durch Epinephrin verengten Nasengefäße), geringe Blutdrucksenkung (Humanstudie), bei prämenstruellem Symptom, zur Steigerung der kognitiven Funktion. Evidenzgrad der vorliegenden Studien: II – III.

 

  • Pyruvat, Salz der Brenztraubensäure

Zwischenprodukt des Kohlenhydratstoffwechsels; Anwendung zur Gewichtsreduktion; klinische Untersuchungen mit positiver Wirkung wurden nur in Kombination mit hypokalorischer Ernährung beschrieben (Dosis 20 g/Tag) und konnten bisher nicht reproduziert werden. Wirkung sehr fraglich.

 

R

 

  • Resveratrol

Ein Polyphenol mit Stilbencharakter; wirkt antiatherosklerotisch (belegt).

 

  • Rhodiola rosea, Crassulaceae, Rosenwurz

Wächst in kalten Gebieten Osteuropas, selten auch in den Ostalpen.
Inhaltsstoffe: Phenylpropanglykoside (Rosavine) und Phenylethanoide (Salidrosid). Sekundäre Inhaltsstoffe, die für die beanspruchte Wirkung verantwortlich sind, wurden bisher nicht identifiziert. Beanspruchte Anwendungsgebiete: Als Adaptogen zur Steigerung der Belastbarkeit unter und nach Stressbedingungen. Verkürzung der Rekonvaleszenzdauer, Erhöhung der körperlichen und geistigen Agiliät unter Belastung. Die diesbezüglichen Effekte wurden in verschiedenen Studien relativ sicher nachgewiesen und belegt. Entsprechende Präparate werden zzt. lediglich als Nahrungsergänzungsmittel (z. B. Lentaya®) gehandelt, Arzneimittelzulassungen in EG bestehen nicht.
Ähnliche Wirkungen und Effekte gelten auch für Lignan-haltige Zubereitungen aus → Schisandra chinensis.

 

  • Rotbusch-Tee, Aspalathus linearis, Fabaceae

Heimisch im Westen von Südafrika, großflächiger Anbau. Sträucher bis 2 m hoch mit nadelförmigen Blättern. Die Droge besteht aus den röhrenförmigen, teils holzig-harten Teilstücken von Blättern und Zweigspitzen. Während des fermentativen Trocknungsvorgangs (Anfeuchten mit Wasser, Quetschung zur Aufhebung der zellulären Kompartimente und Freisetzung von Enzymen, 24-stündige Fermentation, Sonnentrocknung) entsteht die typische rotbraune Farbe und das Aroma durch Umbildung von Carotinoiden.
Drei Qualitätsstufen: Standard-, Choice-, Super- (= Selected) Grade.
Inhaltsstoffe: Gerbstoffe (weniger als schwarzer Tee), Flavonoide, wenig ätherisches Öl, geringe Mengen Vitamin C und Mineralien. Weder Coffein noch andere Trimethylxanthine!
Anwendung als Erfrischungs- und Hausgetränk; pharmazeutisch-medizinische Anwendungen sind in keinem Fall belegt.

 

  • Rotklee, Trifolium pratense, Fabaceae

Enthält → Isoflavone mit geringer östrogener Potenz (Phytoöstrogene), Anwendung bei Wechseljahresbeschwerden. Cave: hormonabhängige Tumoren.

 

  • Rotweinextrakt, Vitis vinifera, Vitaceae

Enthält → Proanthocyanidine, wirkt kardioprotektiv, antioxidativ (belegt, Evidenzgrad II). Statt NEM besser AM anwenden oder Rotwein genießen (natürlicher, billiger und weniger oxidiert).

 

  • Rotweinpolyphenole

Oligomere Procyanidine, Resveratrol, mit belegter kardioprotektiver Wirkung und positiven Effekten auf den Lipidstoffwechsel.

 

  • Rutosid (syn. Vitamin P)

Ein → Flavonoid (Quercetinrutinosid), z. B. in Buchweizenkraut; übliche Dosis in NEM 300 mg; wirkt venenabdichtend, bei Krampfadern (Wirkung belegt), antioxidativ; Verwendung von hochdosierten, standarisierten AM, nicht NEM!

 

S

 

  • Sägepalme

Nur standardisierte lipophile Extrakte der Samen auf AM-Basis verwenden; Anwendung siehe Monographien ESCOP, Kom. E.

 

  • Schachtelhalm

Nur standardisierte lipophile Extrakte auf AM-Basis verwenden; Anwendung siehe Monographien ESCOP, Kom. E.

 

  • Schisandra chinensis, Schisandraceae, Wuweizi

Aus TCM. Adaptogene Wirkung recht gut belegt; Anwendung bei erhöhtem Stress, Rekonvaleszenz, bei körperlicher, geistiger Mehrbelastung; leberschützende Wirkung teilweise belegt.

 

  • SchwarzkümmelNigella sativa
  • Sellerie

Keine belegten Wirkungen.

 

  • Sojaextrakt

Enthält → Isoflavone, Phytoöstrogene; übliche Dosierung in NEM 300 mg (ca. 14% Isoflavone).

 

  • Spargel

Leichtes Aquaretikum; keine NEM verwenden, sondern zugelassene Arzneimittel (Dosisoptimierung).

 

  • Spirulina

Ein Cyanobakterium (fälschlich als "Alge" bezeichnet); Dosisbereich in NEM 0,2 – 6 g; Verwendung als Mineral- und Proteinlieferant, zur Kräftigung, Stärkung, Entsäuerung und zur Immunaktivierung.

 

  • Süßgras, Pennisetum glaucum, Poaceae, Perlhirse, und andere nicht exakt definierte Gräser

Angebliche Wirkung bei Haarausfall, bei Diabetes und verminderter Hautfunktion. Außer Phytate keine relevanten Sekundärstoffe bekannt, keine Untersuchungen zur Wirkung vorliegend. Die Anwendung ist nicht zu befürworten.

 

T

 

  • Tabebuia impetiginosa → Lapacho-Rinde
  • Taigawurzel, Eleutherococcus, Sibirischer Ginseng

Adaptogen; Wirkung recht gut belegt; Anwendung bei erhöhtem Stress, Rekonvaleszenz, bei körperlicher, geistiger Mehrbelastung.

 

  • Teebaumöl, Melaleuca alternifolia, Myrtaceae

Herkunft Australien. Arzneilich verwendet werden die nadelartigen, reifen Blätter bzw. das durch Wasserdampfdestillation gewonnene ätherische Öl (ca. 40% Terpinen-4-ol, ca. 10% α-Terpinen, ca. 20% γ-Terpinen, geringe Mengen an 1,8-Cineol u. a.). Unterschied zu Eucalyptusöl, das oft analog eingesetzt wird: In Eucalyptusöl dominiert der Cineolgehalt. 
Indikationen: In Australien traditionell angewendet als Lokalantiseptikum zur Wundbehandlung, bei Erkältungskrankheiten und Muskelschmerzen.
Pharmakologisch belegte Wirkungen: bakterizid, fungizid (ca. 10-mal stärker antiseptisch als Phenol). Das antimikrobielle Wirkspektrum ist sehr breit!
Klinisch belegte Wirksamkeiten bei Verbrennungen, Schnittwunden, Hautabschürfungen, Mund- und Zahnfleischentzündungen.
Antiseptische Wirkungen bei Einsatz von 5%igen Hand- und Körperlotionen: Einsatz bei Akne (etwa vergleichbare Wirkung wie Benzoylperoxid, aber bessere Verträglichkeit).
Anwendung bei verschiedenen Mykosen in kontrollierten Studien: teilweise gute Wirksamkeit (z. B. Fußpilz), teilweise schlechtere Ergebnisse als bei Einsatz klassischer Antimykotika.
Versuchsweise Anwendungen und Ableitung klinischer Wirksamkeiten aus pharmakologischen Versuchen durch die Laienpresse sind durch entsprechende klinische Studien nicht belegt und sollten sehr kritisch bewertet werden (schwere Akneformen, Herpes simplex, Arthritis, AIDS, Vaginalinfekte). Der klassische Einsatz bei Verbrennungen ist durch die Zytotoxizität von Teebaumöl gegenüber menschlichen Fibroblasten nicht zu empfehlen.
Unerwünschte Wirkungen: eher selten (überwiegend Kontaktdermatitiden).
Anwendung als Hautpflege und Kosmetikmittel, als Anti-Schuppenpräparat, sowie als Konservierungsmittel für Kosmetika; Aromatherapie: schleimlösend, immunstimulierend, schweißtreibend, Asthmaprophylaxe etc. 
Kein Teebaumöl-Präparat ist als AM zugelassen!
Keine Anwendung von < 4%igen Präparaten für antiseptische Zwecke, da bei unterschwelligen Konzentrationen verstärkt Resistenzfaktoren bei vielen untersuchten Keimen (z. B. Staphylokokken) exprimiert werden. Auch pflanzliche Produkte verschlechtern die Antibiotikaresistenzlage!

 

  • Teepilz → Kombucha
  • TobinamburHelianthus tuberosus
  • Tomatenextrakt

Carotinoidreicher Extrakt (enthält ca. 10% Lycopin); üblicher Dosierung in NEM 350 – 400 mg; Nahrungssupplementierung, erhöht die UV-Sonnenverträglichkeit, Radikalfänger. Nicht bei Rauchern!

 

  • Tribulus terrestris, Erd-Burzeldorn, Zygophyllaceae

Angeblich gegen erektile Dysfunktion aufgrund des Gehaltes an Protodioscin, das den Gehalt an Dihydroepiandrosteron (im Alter normalerweise erniedrigt) erhöht. Datenmaterial von zweifelhaftem Wert, da aus ungenügenden Modellen. In einer Rattenstudie Zunahme der zentralen Androgenrezeptoren. Keine klinischen Daten, auch nicht zur Sicherheit der Anwendung. Auch als Tonikum und bei Bodybuildern verwendet, da in einer Rattenstudie Gewichtszunahme beobachtet wurde.

 

V

 

  • Vaccinium macrocarpon, Ericaceae, Cranberries

Die Beeren enthalten große Mengen an nicht hydrolysierbaren Gerbstoffen aus der Klasse der oligomeren → Proanthocyanidine. Als monomere Bausteine finden sich überwiegend Catechin und Epicatechin. Anwendung als Antiadhäsivum, d. h. das Andockverhalten von adhäsiven Keimen an den komplementären Adhäsionsrezeptoren der Schleimhaut wird unterbunden. Anwendung z. B. gegen adhärente E. coli zur Prophylaxe von Blasenentzündungen. Die Wirkungen sind klinisch nicht zweifelsfrei belegt. Pharmakologisch nicht geklärt ist, inwieweit die oligomeren Proanthocyanidine nach oraler Gabe als Makromoleküle resorbiert und systemisch verfügbar werden. Nicht in Arzneimitteln, nur in NEM (z. B. Tuim®).

 

  • Vitamin A

RDI 900 μg/Tag; Nahrungssupplementierung, erhöht die UV-Sonnenverträglichkeit, Radikalfänger. Nicht bei Rauchern!

 

  • Vitamin P → Rutosid

 

W

 

  • Wacholderöl

Zur Entwässerung; nicht zu empfehlen, da Gefahr der Nierenreizung.

 

  • Weinlaubextrakt, Vitis vinifera

Enthält Anthocyanidine; wirkt antiödematös, Anwendung bei schweren Beinen, Venenschwäche. Wirkung klinisch belegt, aber nur für hochdosierte Arzneimittel. Keine NEM verwenden.

 

  • Weizengras

Keine belegbare Indikation.

 

  • Weizenkleie

Ballast- und Quellstoff; übliche Dosis in NEM 1 – 1,5 g; wirkt gering antihyperlipidämisch (belegt), leicht laxierend; relativ hoher Energiegehalt, also nicht unbedingt zum Abnehmen verwenden.

 

  • WuweiziSchisandra chinensis

 

Y

 

  • Yamswurzel

Enthält Steroidsaponine; angeblich wirksam in den Wechseljahren, zur verbesserten Regeneration.

 

  • YohimbePausinystalia yohimbe
  • Yucca schidigera

Heimat Mexiko; enthält Saponine, Stilben-artige Phenole (u. a. Resveratrol), Flavonoide; angeblich antiatherogene und antiarthritische Wirkung. Diese Effekte könnten durch einige wenige pharmakologische Daten gestützt werden (Hemmung Transkriptionsfaktoren), die aber nicht ausreichend sind. Keine ausreichenden klinischen Belege.

 

Z

 

  • Zeaxanthin

Ein Carotinoid; Dosisbereich in NEM 80 – 440 μg; erhöht die UV-Sonnenverträglichkeit, Radikalfänger. Nicht bei Rauchern!
Anwendung zur Erhöhung der Pigmentdichte bei altersabhängiger Makuladegeneration des Auges erscheint klinisch belegt.

 

  • Zimt, Cinnamomum ceylanicum (Ceylonzimt), C. cassia (Chinazimt) und andere Zimt-Arten

Gehäuft werden seit einiger Zeit Zimtpräparate zur adjuvanten Diabetestherapie eingesetzt. Diese Nahrungsergänzungsmittel basieren meist auf wässrigen Extrakten und nicht auf den Ätherisch-Öl-Komponenten. Als potenziell insulinmimetische Sekundärstoffe werden oligomere Proanthocyanidine diskutiert (keine Belege), die unter In-vitro-Bedingungen die Insulinsekretion stimulieren, die die Glucoseaufnahme und Verwertung fördern sollen. Aus drei publizierten klinischen Studien geht hervor, dass Zubereitungen aus Chinazimt (C. cassia) in der Lage sind, einen erhöhten Nüchternglucosespiegel bei Personen mit Diabetes mellitus Typ 2 zu senken (bei optimaler Einstellung mit Blutglucosewerten im Normbereich erfolgt keine weitere Absenkung durch Zimt, auch keine Beeinflussung von HbA1c und Lipidprofil). Lediglich unzureichend eingestellte Patienten profitieren von einer solchen Therapie. 
Genaue phytochemische Untersuchungen zu den tatsächlichen Wirkstoffen, damit auch zur Standardisierung der eingesetzten Präparate fehlen. 
Es muss vermieden werden, dass gut eingestellte Patienten reguläre Therapieschemata zugunsten einer (adjuvanten) Zimttherapie eigenmächtig abändern, was zu einer Fehleinstellung führen kann.
Der für die Wirkungen verantwortlich gemachte Wirkstoff "Methylhydroxychalcon-Polymer" ist analytisch bisher nur unzureichend beschrieben, seine Isolierung und Strukturaufklärung anzuzweifeln.
Das BfArM bewertet Zimtpräpate als Arzneimittel, weswegen die entsprechenden Nahrungsergänzungsmittel voraussichtlich nicht mehr verkehrsfähig sein dürften.
Bezüglich eines potenziellen Gefährdungsrisikos durch Zimt aufgrund des Gehaltes an Cumarinen ist festzuhalten, dass der offizinelle Zimt aus Cinnamomum ceylanicum praktisch cumarinfrei ist, während nahezu alle andere Arten, speziell Cassia- oder Chinazimt und Padongzimt, durchaus cumarinhaltige Drogen darstellen. Tolerierbare tägliche Aufnahme (TDI) 0,1 mg Cumarin pro kg Körpergewicht.
Im Bereich der Diabetespräparate aus Zimt dürfte diese Problematik keine Rolle spielen, da hierzu wässrige Extrakte verwendet werden, in die Cumarin nur geringfügig übergehen. Im Lebensmittelbereich wird allerdings vermehrt der billigere Cassiazimt verwendet, woraus sich erhöhte Cumarinaufnahmen ableiten lassen.

 

Lit. Hahn und Mang (2006) Dtsch. Apoth. Ztg. 43, 4552 – 4560.

 

  • Zwiebel, Küchenzwiebel

Keine belegten Wirkungen; wirkt theoretisch wie Knoblauch. Da alle Präparate unterdosiert sind, besser Knoblauchpräparate abgeben.

 


Quelle 

Hensel, A, Cartellieri S, Kupfernagel A. Memopharm – Pharmazeutisches Praxiswissen, 3. Auflage. Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 2008, S. 580 – 603. 

 


Anschrift des Verfassers: 

Prof. Dr. Andreas Hense

Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie 

Hittorfstr. 56,48149 Münster

 

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