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Lutz Bäucker: Pillen, Potenzen und Profite

Es dürfte wohl nicht das Haar in der Suppe werden - das neue Präparat gegen Haarausfall. Im Gegenteil: nicht jeder mag’s wie Kojak selig und nicht jede schätzt das glänzende Glatzen-Image von der protzenden Potenz Alopezie-geplagter Herren. Propecia, das prophezeien wir einfach mal so, wird unsere Profite steigern, da stören keine Haarspaltereien von wegen Nebenwirkungen und so. Zumal es ja dagegen auch die Pille davor gibt: 30 bis 45 Minuten vor dem Einsatz geschluckt, vielleicht ein kleiner Flush, ansonsten enorme Steherqualitäten - auch Viagra macht Apotheken noch potenter (von Apothekern reden wir hier nicht...). Und Viagra wird zur Modedroge im Kriminalgeschäft: alternder Tenor -bringt's dank der blauen Raute im -Tatort noch zum Kind - und muß deshalb sterben. Ohne Viagra wär' das nicht passiert. Heißa, wie wäre unsere kleine Welt zwischen Rezeptabrechnung und DAZ-Lektüre (stehend in der Offizin) langweilig ohne all die schönen (und vor allem, liebe Kollegen, teuren!) Lifestyle-Drogen. Mein Gott, ja, wir hätten nix zu tuscheln und zu tratschen über den Alten mit der jungen Blonden. Die Junge mit dem kahlen Alten. Und die Dicke mit dem dürren Langen.

Halleluja, Xenical! Obwohl, es ist ungerecht verteilt, das chemische Glück aus der Pillenschachtel; zwei zu eins für uns, der aktuelle Spielstand. Schönheit, Kraft und Selbstbewußtsein für Männer, gerade mal Durchfall und dünnere Geldbeutel für die Mädels, wenn überhaupt. Ein Fall für Alice Schwarzer, finden Sie nicht auch?! Und die Gleichstellungsbeauftragte in den Chemieküchen der Pharmaindustrie: wo - so fragen wir hier und heute - wo bleibt die Garantietablette für den multiplen weiblichen Orgasmus? Ist es nicht längst überfällig, die Zulassung für das

Anti-Orangenhaut-Präparat -Orang-Utan zu beantragen? Und können unsere Giftmischer nicht endlich einen unauffälligen, aber wirksamen Tag-und-Nacht-Tranquilizer für meckernd-miesepetrige Macho-Männer entwickeln - eingearbeitet in wohlduftendes After-shave? Sie könnten wohl. Nur sie wollen nicht. Wer einmal den Zauberstab in der Hose hat, gibt ihn nicht her.

Trotzdem sollten wir ein Plätzchen in der Schublade freihalten: die Pille gegen Schüchternheit kommt so sicher wie das Rotwerden. Die viral bedingte Grippe erlebt angeblich gerade ihren allerletzten feuchtfröhlichen Winterkarneval. Edmund Stoiber läßt im Bayerischen Wald abbaubare Enzyme zur Vernichtung von Doppelpässen erproben.

Gerhard Schröder hat Pharmascouts in den Dschungel Sumatras geschickt - sie sind dem Lafontaine-Blocker auf der Spur - angeblich in Form eines wuchernden Spaltpilzes. Und wenn Ihnen das alles zuviel wird - wir können helfen: Interpharm Hamburg, 19. bis 21. Februar. Mit Propecia, Viagra, Xenical. Rezeptfrei, von Ihrer DAZ. Potent und immer ein Profit.

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