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Der Tag der Tage


Haben Sie es auch gemerkt? Dieser Sonnenaufgang, heute morgen! Irgendwie anders, geheimnisvoller als der von gestern oder von vier Tagen. Apothekenrote Färbung. Ja, stimmt, apothekenrot. Und auch im Radio, die Frühnachrichten, eigenartig: kein Wort mehr über Berti, keine Meldung aus Rußland. Kein Seehofer sowieso, sondern: "Deutschlands Apotheken öffnen heute Tür und Tor, kein Apotheker ist heute griesgrämig, der Deutsche Apo-Index verspricht an diesem Donnerstag höchste Zuwächse!" Mensch, Apotheker, du hast es geschafft! Endlich, es ist dein Tag. Heute neidet dir keiner das Zweitmofa für die Botengänge. Heute meckert keiner über den polierten Marmorfußboden in deiner Offizin. Und heute quatscht dich keiner blöde von der Seite an, von wegen Apothekerpreise und so. Schon deine Ehefrau ist auffällig nett zu dir: "Schönen guten Morgen, mein kleines Apothekerschnäuzchen. Bin ich froh, deine süßen Pillen schlucken zu dürfen!" Ja, es ist der Tag der Tage.
Vergessen sind der Tag des Baumes, des Babies und der Briefmarke. Mörser und Pistill sind auf Hochglanz gebracht, die Papiertüten noch exakter als sonst gefaltet, freudig erwarten Sie und ich die wißbegierige Kundschaft ("Kann Xenical wirklich in die Hose gehen? Nimmt Ihre Oma auch Viagra? Verträgt mein Hund dreimal täglich Baldrian?"), aufgeregt nesteln wir am frisch gestärkten Kittel, kaum haben wir heute morgen um acht den Apothekenschlüssel ins Schloß reingekriegt - so spannend ist das! Premiere. Affentheater. Toll. Lächerlich. Höchste Zeit. Viel zu spät. Zu bescheiden. Geldverschwendung.
Nun, wie Sies sehen möchten. Ich finds gut, daß dieser Tag apothekenrot begonnen hat (Nachtdienstler sind heute ausnahmsweise zu beneiden, sie haben das Spektakel als erste erleben dürfen...), daß der Mittag heute Apotag heißt (der Nachmittag übrigens auch, vergessen Sie das bitte nicht!) daß abends heute ausnahmsweise mal "apends" geschrieben und vor allem gesprochen wird (üben Sie das bitte noch ein paarmal, wir dürfen uns nicht die allerkleinste Panne leisten, an diesem unserem Tage!) und das Oberaffengeilste überhaupt passiert um acht: Da gibts im Ersten die "Aposchau"! Ja, tatsächlich. Daß heute die Diskussion über Risiken und Nebenwirkungen geführt wird statt über die neue Koalition nach dem 27. - auch dagegen hab ich nix einzuwenden. Und prima auch das öffentliche Gespräch über "Deutschlands Apotheker - die letzte Hoffnung für unser neues Nationalteam", das Harald Schmidt mit dem neuen Fußballbundestrainer Jupp Heynckes in seiner Late-night-show führen wird!
Also, mehr können wir beim besten Willen nicht erwarten, in Deutschland, einig Apoland, von Passau bis rauf nach Papenburg. Daß dort meine Lieblingskollegin (jawohl!) Sabine diesen unseren Tag mit ihrem Spitzenteam freudig begeht, das ist eh klar. Und - noch ist nicht aller Apo-Tag Apend...

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