DAZ aktuell

ABDA: Arzneimittelbereich überproportional belastet

BONN (im). Der Arzneimittelbereich wird überproportional von dem neuen Vorschaltgesetz getroffen. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände lehnt daher das Solidaritätsstärkungsgesetz in den zentralen Punkten ab. Vor der Anhörung zum Gesetzentwurf der Regierung am 25. November in Bonn warnte ABDA-Präsident Hans-Günter Friese vor einer absehbaren Rationierung in der Arzneiversorgung.


Friese kritisierte am 23. November in Bonn vor Journalisten die geplante Fixierung des Arzneimittelbudgets für 1999 auf der Basis des Jahres 1996 minus 4,5 Prozent für die seitdem erhöhten Zuzahlungen der Patienten. Zusammen mit den abgesenkten Zuzahlungen (auf acht, neun und zehn Mark) stünden damit den Ärzten im kommenden Jahr fast vier Milliarden Mark weniger als 1998 für die Arzneimittelversorgung zur Verfügung. ABDA-Abteilungsleiter Dr. Frank Diener erläuterte, warum die ABDA das Arzneibudget für unangemessen niedrig hält. Alle anteiligen Arzneimittelbudgets des Jahres 1996 ergäben kumuliert den Betrag von 31,3 Milliarden Mark. Werden dem Gesetzentwurf zufolge davon 4,5 Prozent für Zuzahlungserhöhungen abgezogen, ergibt sich die Zahl von 29,9 Milliarden Mark. Da im kommenden Jahr wegen der Absenkung bei den Selbstbehalten und weiteren Befreiungen für chronisch Kranke die Zuzahlungen voraussichtlich vier Milliarden erreichen, liege der Verordnungsspielraum für die niedergelassenen Ärzte bei maximal 33,9 Milliarden Mark (siehe Kasten). Da 1998 das Verordnungsvolumen dagegen voraussichtlich 37,7 Milliarden Mark erreiche, so die Hochrechnung der ABDA, müßten die Ärzte ihre Verordnungen um 3,8 Milliarden Mark reduzieren. Weil ein Viertel davon auf den Apothekenrohertrag entfalle, drohe ein Rückgang von etwa 45000 Mark an Rohertrag pro Offizin. Die Brisanz für die Apotheken liegt nach Worten von Diener darin, daß ein zehnprozentiger Umsatz-Rückgang einen 30prozentigen Rückgang der Einkommen vor Steuern zur Folge hat, da die Kosten in den Apotheken nicht in dem Maß gesenkt werden könnten. Komme die Regelung in dieser Form, seien Arbeitsplätze gefährdet.
Der Apothekendachverband sieht anders als die Bundesgesundheitsministerin nicht in dem Maß Wirtschaftlichkeitsreserven im Arzneibereich, da die Zahl der sogenannten umstrittenen Arzneiverordnungen von sieben Milliarden 1996 auf die Hälfte verringert wurde und trotz reduzierter Zahl verordneter Packungen die Arzneimittelbudgets seit Jahren insgesamt deutlich überschritten worden seien.

Budgets anpassen


Friese appellierte darüber hinaus an die Politik, die im Gesetz genannten Anpassungsfaktoren gesetzlich festzulegen. Es gehe nicht an, nur eine Komponente - die 4,5prozentige Absenkung der Zuzahlungen - hineinzuschreiben. Der ABDA-Präsident führte das Beispiel der Innovationen an. Da laut GKV-Arzneimittelindex für neu eingeführte Präparate ein umsatzerhöhender Effekt von jährlich zwei Prozent ausgemacht worden sei, müßte das Budget für die Jahre 1997, 1998 und 1999 um sechs Prozent erhöht werden. Zusammen mit dem Altersstruktureffekt sowie besonderer Therapien im ambulanten Sektor müsse das Budget nicht um 4,5 Prozent abgesenkt, sondern statt dessen um 13,5 Prozent angehoben werden, forderte die ABDA.
Auf deutliche Kritik stieß darüber hinaus die geplante Absenkung der Festbeträge für wirkstoffgleiche Medikamente auf das untere Drittel des Preisspektrums. Damit löse der Gesetzgeber einen ruinösen Wettbewerb in Richtung niedrigster Preise und eine Abwärtsspirale aus, warnte Friese. Da Präparate aus dem unteren Drittel nicht ausreichend zur Verfügung stünden, müßten Patienten zu den preislich darüber liegenden Produkten zuzahlen.l

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