Interpharm

Wie Apotheker pDL im Pflegeheim umsetzen können

Stuttgart - 26.02.2024, 12:15 Uhr

Pharmazeutische Dienstleistungen im Pflegeheim zu etablieren, ist für viele Apotheken eine Herausforderung. Wie fängt man am besten damit an? (Foto:SKW/AdobeStock)

Pharmazeutische Dienstleistungen im Pflegeheim zu etablieren, ist für viele Apotheken eine Herausforderung. Wie fängt man am besten damit an? (Foto:SKW/AdobeStock)


Pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) können Apotheken auch für Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen anbieten. Doch wo fängt man an, wie gelingt es Apotheker, Pflegekräfte mit ins Boot zu holen, und mit welchen pharmazeutischen Dienstleistungen startet man am besten?

Dr. Ina Richlings Anliegen bei der Interpharm „Heimversorgung Kompakt“ ist es, Apotheken dabei zu unter­stützen, pharmazeutische Dienstleistungen nicht auf ihre Offizin zu beschränken, sondern sie auch in Pflegeheimen zu etablieren. Die DAZ sprach vorab mit ihr über ihren Vortrag.

Mehr zum Thema

INTERPHARM online

Fit für die Heimversorgung

DAZ: Welche pharmazeutischen Dienstleistungen sehen Sie vor allem für Pflegeheimbewohner?

Richling: Viele Untersuchungen zeigen, dass mehr als die Hälfte der über 70-Jährigen fünf oder mehr Arzneimittel anwenden. Je mehr Arzneimittel die Patienten benötigen, umso größer ist natürlich auch die Wahrscheinlichkeit für arzneimittelbezogene Probleme – gerade bei unseren geriatrischen Patientinnen und Patienten. Unerwünschte Arzneimittelereignisse treffen bis zu 30% der Heimbewohner, die dann nicht selten zu Krankenhauseinweisungen führen. Vor allem gilt über die Hälfte der unerwünschten Ereignisse als vermeidbar! Was dies alles für die Pflege bedeutet, kann man sich kaum vorstellen – denken Sie nur an den erhöhten Bedarf an Pflege und Dokumentation. Deswegen ist mein klares Votum bei pharmazeutischen Dienstleistungen in Alten- und Pflegeheimen die erweiterte Medikationsberatung bei Polypharmazie. Damit kann man in erster Linie dem Patienten helfen und gleichzeitig den Pflegemehraufwand vermindern.

DAZ: Mit welcher Dienstleistung starte ich am besten – oder ist es sinnvoll, alle pDL direkt gemeinsam zu etablieren?

Richling: Eine der größeren Herausforderungen bei der Etablierung der pDL in Alten- und Pflegeheimen ist es, die Heim-, Pflegedienstleitungen und Pflegekräfte mit ins Boot zu holen; das erfordert mitunter viel Erklärungsbedarf. Wie Apotheker diese ersten Hürden meistern können, ist unter anderem auch ein wichtiger Punkt, den ich bei der Interpharm unbedingt ansprechen möchte. Ich plädiere dafür, zunächst nur mit einer Dienstleistung zu starten – mit der erweiterten Medikationsbe­ratung bei Polypharmazie. Inwiefern Apotheker sodann weitere pDL in Pflegeheimen anbieten können, hängt sehr stark von den Begebenheiten ab und ob zusätzlicher Bedarf an pharmazeutischen Dienstleistungen vorliegt. Das würde ich im weiteren Verlauf ansprechen und abklären.

Fortbildung rund um die Heimversorgung

Den Vortrag von Apothekerin Ina Richling, PharmD, „pDL in Pflege­heimen: So geht’s!“ können Sie am 8. März 2024 bequem online bei der Interpharm „Heimversorgung Kompakt“ anhören. Informationen und Tickets unter www.interpharm.de

Lust teilzunehmen? Wir verlosen zweimal eine Karte! Beantworten Sie einfach folgende Frage: Die Interpharm findet 2024 nicht nur online, sondern auch in Präsenz statt. An welchem Ort treffen wir uns am 12. und 13. April? Senden Sie die Antwort bis zum 3. März per Mail an gewinnspiel@deutscher-apotheker-verlag.de

Unter den richtigen Einsendungen ziehen wir unter Ausschluss des Rechtswegs die Gewinner. Für weitere Infos geben Sie den Webcode H3WP9 auf DAZ.online in das Suchfeld ein.

DAZ: Was gehört in mein „Starter-Kit“ – benötige ich überhaupt eines?

Richling: Das „Starter-Kit“ besteht für mich in einem gut vorbereiteten, durchdachten und strukturierten Ablauf. Bevor man die erste Dienstleistung im Altenheim anbietet, sollte geklärt werden: Habe ich meinen Chef und mein Team im Boot? Wie spreche ich „mein Heim“ überhaupt an? Wo gehe ich zuerst hin: zur Heimleitung oder zur Pflegedienstleitung? Was tun, wenn der Heimträger eine Dienstleistung gleich bei all seinen Heimen in der Umgebung anbieten möchte, ich diese aber nicht alle ver­sorge? Wie erkläre ich den Unterschied zwischen dem, was ich bisher für das Heim gemacht habe, und der neuen Dienstleistung, die ich nun anbieten möchte? Wie überzeuge ich die Pflegekräfte, enger mit mir zusammenzuarbeiten? Wie hole ich die Ärzteschaft mit ins Boot, gerade wenn es viele Hausärzte sind, die Patienten in meinem Heim betreuen? Was mache ich, wenn fast alle Bewohner einen Anspruch auf die Dienstleistung haben, ich aber zeitlich stark limitiert bin? Auf diese Fragen möchte ich bei der Interpharm eingehen, sodass die Kolleginnen und Kollegen Tipps und Tricks für die Etablierung der pDL in Alten- und Pflege­heimen mitnehmen können – frei nach dem Motto: „Do once and share!“.

DAZ: Frau Richling, vielen Dank für das Gespräch! 


cel / DAZ.online 
cmueller@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Praxisnahe Tipps für die Umsetzung bietet die Interpharm

Wie mit pDL im Pflegeheim beginnen?

Interview zur Interpharm-Veranstaltung „Heimversorgung Kompakt“

Orientierung in der Heimversorgung

Interview mit Dr. Iris Milek zur Interpharm-Veranstaltung „Heimversorgung Kompakt“

Orientierung in der Heimversorgung

3 Kommentare

Vertrag vorhanden

von Gnadt am 27.02.2024 um 10:05 Uhr

Ist es nicht so dass im Heimversorgungsvertrag die Leistung PDL schon abgegolten ist? Und ich die nicht extra abrechnen darf?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Vertrag vorhanden

von DAZ-Redaktion am 27.02.2024 um 11:12 Uhr

Eigentlich kann man für jeden Heimbewohner die pDL normal mit der Kasse abrechnen wie für jeden anderen Patienten auch https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2023/02/27/duerfen-apotheken-heimbewohnern-pharmazeutische-dienstleistungen-anbieten

Vergütung der Dienstleistung

von shorafix am 26.02.2024 um 19:39 Uhr

Welche dieser PDLs sind eigentlich schon in der Pfelgedienstpauschale oder auch im Arzthonorar enthalten? Mir ist es schon verständlich, dass hier die GKVen für ihre Versicherten nicht doppelt bezahlen sollen. Das gleiche gilbt schon seit langem beim Stellen der Arzneimittel, welche in der Pauschale für die Heime enthalten ist. Die Blisterapotheker, welche diese Dienstleistung "kostenlos" erbringen, zeigen nur dass noch Luft in diesem System der Heimversorgung ist. Ob nun auf Heim- oder Apotheken Seite, sei dahingestellt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.