Pharmacon Schladming 2024

Lactose in Tabletten kein Problem bei Intoleranz

Schladming - 18.01.2024, 11:30 Uhr

Dr. Martin Smollich, Leiter der Arbeitsgruppe Pharmakonutrition am Institut für Ernährungsmedizin in Lübeck. (Foto: js / DAZ).

Dr. Martin Smollich, Leiter der Arbeitsgruppe Pharmakonutrition am Institut für Ernährungsmedizin in Lübeck. (Foto: js / DAZ).


Die Frage, ob die minimale Menge des Hilfsstoffs Lactose in Tabletten für Patienten mit Lactose-Intoleranz ein Problem sein kann, klärte Professor Dr. Martin Smollich, Leiter der Arbeitsgruppe Pharmakonutrition am Institut für Ernährungsmedizin in Lübeck, in einem Seminar zur Ernährung bei Allergien und/oder Unverträglichkeiten beim Pharmacon in Schladming. Die Antwort: Die Lactose in Tabletten ist in der Regel kein Problem für einen Menschen mit Lactose-Intoleranz, allerdings kann der Nocebo-Effekt die Therapie-Adhärenz gefährden.

Eine primäre Lactose-Intoleranz geht auf den Mangel der Lactase-Produktion in den Epithelzellen im Dünndarm zurück. Weil die Lactose nicht abgebaut wird, vergären Bakterien sie zu CO2 und H2. Betroffene leiden deshalb unter anderem an Blähungen und Völlegefühl. 

Um die Symptome zu lindern, ist eine Lactose-reduzierte Ernährung angezeigt. Wichtig ist hierbei, dass Betroffene trotzdem noch Lactose zu sich nehmen dürfen. Im Gegensatz zu Nahrungsmittelallergien wie der Zöliakie kommt es nicht zu organischen Folgeschäden durch die Exposition. Die übliche Lactose-Zufuhr, die bei einer eigenanamnestischen Lactose-Intoleranz vertragen wird, liegt bei 10 g pro Tag. In einer Tablette liegt die Füllstoffmenge an Lactose pro Arzneiform meist bei unter 100 mg. Das entspricht 0,1 % des Lactose-Gehalts in Lactose-freier Milch. Wer also ein Glas Lactose-arme Milch verträgt, bekommt auch keine Probleme durch die enthaltene Lactose in einer Tablette.

Trotzdem: Der Nocebo-Effekt ist hier nicht zu unterschätzen. Er kann die Therapie-Adhärenz eines oder einer Patient:in gefährden. Laut Prof. Smollich sollte man in Apotheken deshalb immer individuell entscheiden, ob eine Lactose-haltige Tablette abgegeben werden kann. Medizinisch ist die Lactose in Tabletten aber in der Regel kein Problem.


Julia Stützle, Apothekerin und Volontärin


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.