Klimawandel als Ursache für Ausbreitung

Vibrionen: Wachsende Infektionsgefahr in Urlaubsregionen

12.06.2023, 13:45 Uhr

Beim Badespaß an der Ostsee ist das Risiko einer Vibrioneninfektion zu bedenken. (Foto: Holger Luck / Adobe Stock)

Beim Badespaß an der Ostsee ist das Risiko einer Vibrioneninfektion zu bedenken. (Foto: Holger Luck / Adobe Stock)


Wer sich beim Urlaub an Nord- oder Ostsee eine kleine Verletzung zugezogen hat, sollte mit dem Baden warten, bis sie verheilt ist. Denn gerade kleine Wunden sind ideale Eintrittspforten für Vibrionen. Diese gramnegativen Bakterien können schwerwiegende Infektionen hervorrufen. Besonders gefährdet sind Menschen mit Vorerkrankungen, wie beispielsweise Diabetes.

Der bekannteste Vertreter der Vibrionen ist Vibrio (V.) cholerae, von denen die Toxin-bildenden Serogruppen O1 und O139 die Cholera auslösen. Ein Gesundheitsproblem stellt dies in Regionen dar, wo aufgrund fehlender oder unzureichender Sanitäranlagen ein Mangel an sauberem Trinkwasser besteht. Andere Serogruppen von V. cholerae sowie Nicht-Cholera-Vibrionen mit Vertretern wie V. vulnificus oder V. alginolyticus kommen hauptsächlich in Gewässern mit schwachem Salzgehalt vor. Daher sind die Ost- und in die Nordsee, Regionen mit Flussmündungen und Buchten bevorzugte Lebensräume. Außerdem besiedeln einige Vibrionen-Arten Meerestiere wie Fische, Muscheln oder Krabben. Nach dem Verzehr unzureichend gegarter Meeresbewohner können daher Magen-Darm-Infektionen mit Vibrionen die Folge sein. Beim Baden gelangen die Erreger durch kleine Wunden in den Körper. Schwere Wundinfektionen bis hin zur Sepsis sind mögliche Folgen. Bei älteren und immunsupprimierten Menschen sowie Diabetikern (CAVE: diabetisches Fußsyndrom) ist das Risiko dafür erhöht. [1].

Auch Resistenzen breiten sich aus

In Deutschland wird bei begründetem Verdacht auf eine Infektion mit Nicht-Cholera-Vibrionen der unverzügliche Beginn einer kalkulierten antibiotischen Therapie empfohlen. Bei Wund- und Weichteilinfektionen sollte eine chirurgische Sanierung in Erwägung gezogen werden. Als Antibiotika werden Cephalosporine der 3. Generation, Tetrazykline oder Gyrasehemmer in Mono- oder Kombinationstherapie empfohlen. In den vergangenen Jahren wurden jedoch bei aus Nord- und Ostsee stammenden Nicht-Cholera-Vibrionen bereits Resistenzen gegenüber Aminoglykosiden, Aminopenicillinen und Streptomycin identifiziert sowie Isolate mit Carbapenem-hydrolysierenden Betalactamasen gefunden. Diese Entwicklung ist aus Sicht von Infektiologen sehr besorgniserregend. Erhöhte Aufmerksamkeit ist daher geboten. Risikogruppen sollte geraten werden, während der heißen Sommermonate den Kontakt zu salzhaltigem Wasser zu meiden, insbesondere bei Hautverletzungen. [1]

Quellen

1. Brehm TT et al. Nicht-Cholera-Vibrionen – derzeit noch seltene, aber wachsende Infektionsgefahr in Nord- und Ostsee. Internist 2021, 62:876–886

2. Amato E et al. Epidemiological and microbiological investigation of a large increase in vibriosis, northern Europe, 2018. Euro Surveill 2022; 27(28):pii=2101088.

3. Whelan S et al. Emergence of Vibrio infection as a sea-water associated pathogen in Ireland – a new geographic distribution associated with increasing ocean temperatures? Vortrag auf dem 33. European Congress of Clinical Microbiology & Infectious Diseases (ECCMID), Kopenhagen, 17. April 2023


Dr. Claudia Bruhn, Apothekerin / Autorin DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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