Rund 340.000 Stellen unbesetzt

Fachkräftemangel belastet Freiberufler

Berlin - 06.06.2023, 07:00 Uhr

Präsident des Bundesverbands der Freien Berufe (BFB) und ehemaliger ABDA-Chef Apotheker Friedemann Schmidt. (Foto: BFB / Henning Schacht)

Präsident des Bundesverbands der Freien Berufe (BFB) und ehemaliger ABDA-Chef Apotheker Friedemann Schmidt. (Foto: BFB / Henning Schacht)


Nicht nur die Apotheken haben mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen: Die Personalknappheit trifft die Freiberufler branchenübergreifend hart. Aktuell sind nach Angaben des Bundesverbands der Freien Berufe rund 340.000 Stellen unbesetzt.

Der Fachkräftemangel macht den Apotheken schwer zu schaffen. Und damit sind sie nicht allein: Offenbar klagen Freiberufler branchenübergreifend über Schwierigkeiten bei der Personalsuche. Wie der Bundesverband der Freien Berufe (BFB) am vergangenen Sonntag in einer Pressemitteilung informierte, sind bei den Freien Berufen rund 340.000 Stellen unbesetzt. „In den Teams fehlen laut unserer Umfrage aus dem vergangenen Jahr rund 46.000 Auszubildende, 236.000 Fachkräfte und 60.000 Freiberuflerinnen sowie Freiberufler“, sagt dazu der Präsident des Verbands, der Apotheker und ehemalige ABDA-Chef Friedemann Schmidt. „Dies sind massive Lücken bezogen auf rund 4,5 Millionen Beschäftigte.“

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Dieser Trend dürfte sich nach Einschätzung des BFB weiter verschärfen: Nach unveröffentlichten Vorabergebnissen der halbjährlichen Konjunkturumfrage des Verbands unter mehr als 1.500 Freiberuflerinnen und Freiberuflern gehe fast jede, jeder fünfte Befragte (17,7 Prozent) davon aus, binnen der kommenden beiden Jahre weniger Mitarbeitende zu haben als derzeit – und das, obwohl diese händeringend gebraucht würden. „Verglichen mit dem Vorjahreswert von 13,8 Prozent ist dies auch ein Zeichen der Resignation“, unterstreicht der BFB in seiner Mitteilung. 67,7 Prozent (Vorjahreswert: 70,3 Prozent) gehen demnach davon aus, gleich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu beschäftigen, und 14,6 Prozent (Vorjahreswert: 15,9 Prozent) erwarten, mehr Mitarbeitende zu haben.

Kann KI Freiberufler unterstützen?

Überdies zeigten Vorabergebnisse aus dem Sonderteil der Umfrage, dass Künstliche Intelligenz (KI) durchaus Entlastungspotenzial im Fachkräftebereich haben könnte: 69,8 Prozent der Befragten sehen den Angaben zufolge entsprechende Potenziale, 30,2 Prozent nicht. Helfen könne KI nach Einschätzung der Befragten gerade im Organisationsbereich und der Verwaltung, etwa bei der Datenaufbereitung (87 Prozent). Direkte Unterstützung für freiberufliche Dienstleistungen halten laut BFB nur 16,9 Prozent für machbar. „In diesen Einschätzungen spiegelt sich wider, dass KI den menschlichen Faktor Intelligenz – die individuelle Problemlösung – nicht ersetzen kann“, ordnet der Verband ein. „Und damit bestätigt sich einmal mehr: Die Dienstleistung der Freien Berufe ist nah am Menschen, sie ist menschlich.“


Christina Grünberg, Apothekerin, Redakteurin DAZ (gbg)
cgruenberg@daz.online


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