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Freiberufler ohne Optimismus

BERLIN (ks). Kein Freiberufler beurteilt die wirtschaftliche Lage seiner Branche besser als "befriedigend". Ärzte, Rechtsanwälte, Notare und Architekten schätzen die Situation gar nur "ausreichend" bis "mangelhaft" ein. Apotheker werten sie "befriedigend". Zu diesem Ergebnis kommt eine Konjunkturumfrage des Bundesverbandes der Freien Berufe (BFB) aus dem Dezember 2004.

Gefragt nach den Perspektiven der wirtschaftlichen Entwicklung zeigten sich die Apotheker zurückhaltend. Sie gehen davon aus, dass sich nicht viel an der gegenwärtigen Situation ändern wird. Damit bewegen sich im Mittelfeld. Abgesehen von IT-Informatikern, die optimistisch in die Zukunft blicken, gehen die meisten Freiberufler von unveränderten oder pessimistischen Perspektiven aus. Auch die Ärzteschaft ist wenig hoffnungsvoll. Sie erwartet für das nächste Halbjahr Umsatzrückgänge. Allerdings hatte sich bei den Ärzten der Umsatz im Jahr zuvor nicht wesentlich verändert, während Apotheker seit Herbst/Winter 2003/2004 eine "eher verschlechterte" Umsatzentwicklung verbuchen mussten. Im kommenden Halbjahr rechnen Apotheker nicht mit Veränderungen. Das gleiche gilt für die Beschäftigungsentwicklung in den nächsten sechs Monaten. Sie war in den Apotheken bereits seit dem vorangegangenen Winter mit – 2 Prozent leicht rückläufig.

BFB fordert bessere Rahmenbedingungen

BFB-Präsident Dr. Ulrich Oesingmann betonte, dass die insgesamt wenig optimistische Lage der Feiberufler auch angesichts ihrer vielfach "seismographischen" Funktion schwer wiegt: "Schließlich schätzt ein Steuerberater die eigene Lage in Kenntnis der Situation seiner gewerblichen und privaten Klienten ein. Ärzte und Anwälte haben ihr Ohr ebenfalls eng an Patienten und Mandanten – und beeinflussen umgekehrt deren Stimmung." Die aktuellen Umfrageergebnisse spiegelten aber auch die anhaltend schlechten Ökonomischen Rahmenbedingungen für Freiberufler wieder, erklärte Oesingmann. Immer neue Phantasien und Projekte im Gesundheitswesen verunsicherten die freien Heilberufe, während Techniker vor allem unter der schlechten Baukonjunktur und der verschleppten Anpassung ihrer Honorarordnung litten. Oesingmann appellierte an die Politik, die Belastungen für die Freien Berufe zu senken und ein Minimum an Planungssicherheit zu gewährleisten. Denn dass die subjektive Einschätzung der Berufsangehörigen objektive Folgen hat, belege das rückläufige Ausbildungsplatzangebot: 2004 konnten rund fünf Prozent weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen werden als im Vorjahr. Der BFB als Spitzenorganisation der freiberuflichen Kammern und Verbände vertritt rund 817 Tausend selbstständige Freiberufler. Diese beschäftigen über 2,8 Millionen Mitarbeiter – darunter ca. 157 Tausend Auszubildende - und erwirtschaften rund neun Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

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