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Serie Apotheken-Apps und Plattformen (teil 3)
Was bietet der „Doc Morris Marketplace“ den Apotheken?
Auch der „Zur Rose“ Riese DocMorris hat es sich nicht nehmen lassen, eine Plattform mit Bestell-App auf den Markt zu bringen. Vor-Ort-Apotheken können als Partner eingebunden werden und ergänzen so die Arzneimittel-Versendung durch ihre schnelle Botendienstleistung.
Das Konzept von DocMorris, der Gesundheitsplattform, weicht in vielen Bereichen von den Herangehensweisen der Mitbewerber ab. Medikamente und andere Produkte können in der App per Klick über die Versand-Apotheke bezogen werden. Dabei legen die Hersteller ihr Augenmerk vor allem auf die Belieferung von Rx-Medikamenten und weniger auf den restlichen Markt. Die Funktionen ein Rezept hochzuladen oder ein E-Rezept zu übermitteln sind ausgereift. Die App funktioniert den Bewertungen zufolge sehr kundenfreundlich und selbsterklärend. Sie soll durch einen hohen technischen Komfort bei der Bestellung, Recherche und Suche von Arzneimitteln punkten.
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Seit Anfang 2021 gibt es den Marketplace, welcher zu Beginn ausschließlich für den Arzneimittel-Versand ausgerichtet war. Dafür wurden einige wenige Testapotheken angebunden, die den bundesweiten Versanddienst anbieten. Später kam die Botendienst-Funktion hinzu, um den Kunden eine Art „Express-Lieferung“ vorzuschlagen. Eingebundene Vor-Ort-Apotheken sollen von dem großen Bekanntheitsgrad der Marke „DocMorris“ und deren aufwendigen Marketingmaßnahmen profitieren. Die Plattform vereint für mittlerweile 8 Millionen Bestandskunden die Möglichkeiten der Online-Bestellfunktion, die schnelle Kontaktaufnahme zu Online-Ärzten sowie den Kontakt zur Apotheke um die Ecke, wenn er dies wünscht.
Die Vor-Ort-Apotheke als DocMorris Partner
Die Kooperation mit Partner-Apotheken, die Ihre Botendienstleistung als Express-Option anbieten, besteht nur bei der reinen App-Nutzung. Die Webversion liefert für den Endkunden keine derartige Option. Die Apotheke kann auf der Plattform ihr eigenes Profil erstellen, die Anfahrtskizze hinterlegen, eine Chat-Funktion anbieten und einige Individualisierungen vornehmen. Zusätzlich können eigene Produkte oder Eigenmarken angelegt werden. Wichtigster Punkt ist die Angabe der Botendienst-Zeiten.
Der Kunde kann beim Abschließen des Warenkorbes entscheiden, ob er die Standard-Lieferung der DocMorris Apotheke wünscht (also über den Versandhandel) oder die Lieferung aus der Apotheke um die Ecke. Hier wird ein eigener Preis angezeigt und kalkuliert. Im unteren Teil findet der Kunde die Information, dass die Preise bei Auswahl der Vor-Ort-Apotheke abweichen können. Das ist einerseits gut, denn so machen die Apotheken keine Verluste, andererseits steht der eigene Preis in direktem Vergleich zu dem der Online-Apotheke. Eine Online-Bezahlfunktion ist möglich. Als hinterlegte Partnerapotheke zahlt man monatlich 399 Euro und tritt an DocMorris 10 Prozent Transaktionsgebühr des Nettoverkaufspreises auf Non-Rx-Produkte ab.
Aktuell kann die App als Neukundenaktion getestet werden. Bis zum Ende des Testzeitraums (der auf der Website nicht genauer definiert ist) entfallen die monatlichen Gebühren komplett sowie die Transaktionsgebühr für die ersten 50 verkauften Non-Rx-Artikel pro Monat. Die hohen Kosten rechtfertigt DocMorris mit dem großen Bekanntheitsgrad, dem Marketingaufwand und der sehr guten technischen Darstellung der App. Kritiker sprechen auch von eventuellen Rezeptzuweisungen, die bei Bestellungen über DocMorris generiert werden, wobei es sich hier bislang nur um Spekulationen handelt. Bei der Auswahl der Partnerapotheken gibt es keinen Gebietsschutz, es gleicht einem offenen Marktplatz.
Die Funktionsweise der App – Stammapotheken können nicht festgelegt werden
Die App „DocMorris Apotheke“ wurde bereits über eine Million mal heruntergeladen und wird von den Nutzern mit 4,7 von 5 Sternen bewertet (14.717 Bewertungen, Stand 29.09.2022 Google Play Store). Gelobt wird die einfache Menüführung, die Übersichtlichkeit und die günstigen Angebote und Preise. Es handelt sich nicht um eine neue, speziell für die Apotheke vor Ort konzipierte, Bestell-App, sondern um die herkömmliche Plattform von DocMorris. Die App ist für die Einsendung von Rezepten und E-Rezepten freigeschaltet.
Auf der Startseite kann der Kunde „Express-Lieferung“ auswählen. Anschließend werden Apotheken aus einem ausgewählten Postleitzahlkreis angezeigt. Kunden können nicht nach Apotheken-Namen suchen, sondern nur nach Gebieten oder die Standort-Funktion verwenden. Auch eine Speicherung der „Stammapotheke“ ist nicht möglich. Im Warenkorb kann nochmals zwischen der Versandoption und dem Botendienst gewählt werden. Jetzt kann man noch einmal die genauen Lieferzeiten vergleichen. Eine Anbindung an die Apotheken-Software ist nicht möglich und auch aktuelle Bestände werden nicht angezeigt. Somit werden Bestellungen auch nicht direkt in das Kassenprogramm übertragen.
Das Serviceangebot der App soll stetig erweitert werden, um sich gegenüber den Mitbewerbern abzuheben und die größtmögliche Relevanz beim Kunden zu erzielen, heißt es.
Fazit – Hoher Preis und wenig Präsenz für die eigene Apotheke
Auch wenn DocMorris betont, dass vor allem der Kunde im Mittelpunkt steht, gehen die Partnerapotheken in der App unter. Sie sind ein Teil der Plattform, spielen aber nur eine untergeordnete Rolle. Für den vergleichsweise hohen Preis ist die Leistung für die einzelne Apotheke eher gering. Ob sich das mit der stetig wachsenden Zahl an eingelösten E-Rezepten ändert, bleibt abzuwarten. Apotheken, die die enormen Marketingmaßnahmen von DocMorris für sich nutzen wollen, können den noch kostenfreien Testzeitraum nutzen und sich ein eigenes Bild machen.
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