Apothekerverband Schleswig-Holstein

Lund: Mindestens 10 Prozent mehr Apothekenhonorar statt erhöhtem Abschlag!

Kiel - 26.09.2022, 11:30 Uhr

Hans-Günter Lund, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, (rechts) und Georg Zwenke, Geschäftsführer des Verbandes, unterschreiben die Forderung an Bundesgesundheitsminister Lauterbach nach mehr Honorar für die Apotheken. (s / Foto: tmb / DAZ)

Hans-Günter Lund, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, (rechts) und Georg Zwenke, Geschäftsführer des Verbandes, unterschreiben die Forderung an Bundesgesundheitsminister Lauterbach nach mehr Honorar für die Apotheken. (s / Foto: tmb / DAZ)


Der Apothekerverband Schleswig-Holstein hat innerhalb weniger Tage in 594 Mitgliedsapotheken 1.300 Unterschriften gegen die geplante Anhebung des Apothekenabschlags gesammelt. Mit der Übersendung an Bundesgesundheitsminister Lauterbach verbindet der Verbandsvorsitzende Hans-Günter Lund die Forderung nach zehn Prozent mehr Honorar für die Apotheken anstelle der vorgesehenen Mehrbelastung. Damit steht nun - anders als beim Deutschen Apothekertag - eine Zielgröße für eine angestrebte Honorarerhöhung im Raum. Eine entsprechende Aktion läuft beim Hamburger Apothekerverein.

Der Apothekerverband Schleswig-Holstein hat bei den Apothekenteams 1.300 Unterschriften für einen Brief an Bundesgesundheitsminister Lauterbach gesammelt. Darin wird der Minister aufgefordert, die Arzneimittelversorgung nicht zu gefährden und die im Entwurf für das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz vorgesehene Erhöhung des Apothekenabschlags ersatzlos zu streichen

Gegenüber der DAZ betonte Hans-Günter Lund, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, die große Zahl der innerhalb weniger Tage gesammelten Unterschriften angesichts von 594 Mitgliedsapotheken. Selbstverständlich hätten sich alle Berufsgruppen in den Apotheken beteiligt, denn alle wären von den geplanten Kürzungen betroffen. 

Georg Zwenke, der Geschäftsführer des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein und des Hamburger Apothekervereins ist, wies auf eine vergleichbare Resonanz in Hamburg hin. Dort hätten die 363 Mitgliedsapotheken des Apothekervereins 600 Unterschriften unter den wortgleichen Brief gesammelt.

Höherer Abschlag würde in Schleswig-Holstein 4,2 Millionen Euro Rohertrag kosten

Lund und Zwenke unterschrieben am Wochenende den Begleitbrief an Minister Lauterbach zu den 1.300 Unterschriften aus Schleswig-Holstein. Darin gehen sie auf jüngste Entwicklungen ein und formulieren als Konsequenz eine Honorarforderung. Statt die Apotheken mit einem erhöhten Abschlag zusätzlich zu belasten, „müssen dringend und unverzüglich die Zuschläge auf den Arzneimitteleinkaufspreis um mindestens zehn Prozent erhöht werden, allein um die gestiegenen Kosten für Energie, Löhne und Logistik auszugleichen“, heißt es in dem Brief. Dazu verweist der Verband auf den hohen Einsatz der Apotheken in der Pandemie, den die Bevölkerung als „Selbstverständlichkeit“ genommen habe. 

Doch nach den geplanten Kürzungen würde es diese selbstverständlich erwarteten Leistungen so nicht mehr geben. Denn die geplante Erhöhung des Apothekenabschlags würde den Apotheken in Schleswig-Holstein 4,2 Millionen Euro ihres Rohertrags entziehen. Doch es gebe keine Kompensation. Die neuen Dienstleistungen könnten keinen positiven Beitrag zum Betriebsergebnis leisten, weil sie nur auf Kostendeckungsniveau festgesetzt seien.

An steigenden Arzneimittelpreisen würden die Apotheken nicht partizipieren, weil Finanzierungskosten, Zusatzgebühren des Großhandels und Retaxrisiken den Aufschlag zu großen Teilen aufzehren würden. In der PKV komme die Kreditkartengebühr hinzu.

Belastungen bei Apotheken, aber Honorarplus bei Ärzten

Mit Blick auf Lauterbachs Vortrag beim Deutschen Apothekertag schreiben Lund und Zwenke weiter, die Lasten würden im geplanten Gesetz nicht gleichmäßig verteilt. Kurz nach dem Vortrag sei bekannt geworden, dass eine andere Berufsgruppe sich über 1,4 Milliarden Euro Honorarplus freuen dürfe

Die sei den Betreffenden gegönnt, erklären Lund und Zwenke, ergänzen aber: „Wir fordern legitimerweise mindestens Gleichbehandlung.“ Dazu verweisen sie auf weitere Belastungen der Apotheken, insbesondere durch das Inkassorisiko beim Herstellerrabatt, für das die Apotheken keine Kompensationsmöglichkeit hätten, die kostenfreie Einziehung von Zuzahlungen einschließlich der Übernahme aller Auseinandersetzungen mit zahlungsunwilligen Patienten und das Retaxrisiko. Dies ergebe sich daraus, „dass Krankenkassen berechtigt sind, bei Verstoß der Ärzteschaft gegen Vorgaben der Arzneimittelverschreibungsverordnung den Apotheken trotz medizinisch-pharmazeutisch einwandfreier Versorgung die Vergütung komplett zu verweigern“. Dabei werde nicht einmal der Wareneinkauf erstattet, der zigtausend Euro betragen könne. 

Vor diesem Hintergrund entwickeln Lund und Zwenke die Forderung nach Erhöhung der Apothekenhonorierung um mindestens zehn Prozent. Zwenke kündigte gegenüber der DAZ an, dass eine entsprechende Forderung auch beim Hamburger Apothekerverein geplant sei. Bemerkenswert an dieser Aktion erscheint insbesondere die Nennung einer Zielgröße für die angestrebte Honorarerhöhung bei den Apotheken. Der diesbezügliche Antrag beim Deutschen Apothekertag war in dieser Hinsicht weniger deutlich formuliert.


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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