Übernahme unter erschwerten Bedingungen

Apotheke in Konz: digitalisiert, renoviert und umgebaut im Corona-Jahr

Konz - 29.12.2021, 12:00 Uhr

Frisch von der Uni, mit gerade einmal zwei Jahren Berufserfahrung im Rücken, ist der Start in die Selbstständigkeit für den 34-jährigen Apotheker herausfordernd. (c / Foto: Zimmer)

Frisch von der Uni, mit gerade einmal zwei Jahren Berufserfahrung im Rücken, ist der Start in die Selbstständigkeit für den 34-jährigen Apotheker herausfordernd. (c / Foto: Zimmer)


Über die App können Kunden Waren auswählen, bestellen, Abholtermine vereinbaren oder liefern lassen

Und weil der Umbau Anfang Dezember 2020 viel Staub und Dreck verspricht, renoviert Zimmer in einem Zug die gesamte Apotheke: Frischer Fußboden, geweißelte Wände und sechs digitale Bildschirme überführen das Geschäft ins neue Jahrzehnt. Die virtuellen Verkaufsunterstützer hängen bzw. stehen in den Schaufenstern und an den Kassen. Sie zeigen Produkte und berechnen Preisersparnisse, damit sich Kunden für Augentropfen in Großpackungen entscheiden. Die Investition im niedrigen sechsstelligen Bereich lohne sich, sagt Zimmer. So lagern im neuen Kommissionier-System 95 Prozent aller verschreibungspflichtigen Arzneien der Apotheke. Wobei der Automat Eingangsware selbständig scannt, klassifiziert und ins Regal sortiert. „Wir sparen enorm viel Zeit“, so Zimmer. Vor allem für Hochphasen sieht sich der Unternehmer nun besser ausgestattet.

Gleiches gelte für Phasen der Unterbesetzung, wenn Kolleginnen krank oder im Urlaub sind. Hinzu kommt eine höhere Verfügbarkeit der Waren. Um bis zu 15 Prozent mehr Präparate fasst das neue Lager im Vergleich zum Schubladensystem. Was erstmal nach wenig klingt, spüren die 18 Mitarbeiter im Alltag immens. „Wir sind in 90 Prozent der Fälle lieferfähig“, bilanziert Zimmer. Früher lag der Wert bei im Schnitt 75 Prozent. Bedeutet: Heute erhalten neun von zehn Kunden ihre Ware sofort. Umwege via Bestellung beim Großhandel entfallen. 10.000 Packungen hat die Apotheke im Automaten gelagert, hinzu kommen 4.000 Einheiten, wie sperrige Windeln- oder Mullbinden-Packungen, die in einem separaten Raum liegen.

Vater Michael staunt, als er nach der Renovierung „seinen Laden“ betritt. Der 72-jährige Senior-Apotheker, den die Mitarbeitenden immer noch liebevoll mit „Chef“ ansprechen, weiß zwar jetzt nicht mehr, in welcher Schublade, was lagert. Doch auch ihn fasziniert das präzise Kommissionier-System – obwohl es chaotisch sortiert ist. Da geht es ihm wie etlichen Kunden, die einen Blick ins Innenleben der Maschine werfen. Und sich wie der Senior erstaunt zeigen vom neusten Stand der Apothekentechnik.

Pharmazieräte zur Apothekenrevision

Wann ist ein Apothekenumbau anzeigepflichtig?

Apropos Technik: Weil Zimmer Digitalität schätzt, nutzt er auch eine eigens für Apotheken programmierte App. Über sie können Kunden Waren auswählen, bestellen, Abholtermine vereinbaren oder sich die Präparate nach Hause liefern lassen. Vor allem jüngere User, die bevorzugt online einkaufen, wollen so ein Angebot, ist sich Zimmer sicher. Vor diesem Hintergrund ist der Pharmazeut optimistisch. Der Corona-krisenerprobte Apotheker hat die digitale Transformation in seinem Laden vorangetrieben. Das nächste Projekt kann kommen: Das E-Rezept soll im Laufe des Jahres 2022 bundesweit eingeführt werden. Nach mehrmaliger Verschiebung. „Auch das werden wir hinbekommen“, sagt Zimmer. Denn wer Corona-Stürme und Apotheken-Umbau in einem Jahr stemmt, der hat gelernt, im kalten Wasser zu schwimmen.



Michael Sudahl, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Werbung

von Nadine Schmidt am 29.12.2021 um 12:02 Uhr

Was bezahlt mann eigentlich für so einen Werbeartikel ?

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Werbung

von Christina Müller am 29.12.2021 um 15:06 Uhr

Für wen oder was soll das denn Werbung sein?

AW: Werbung

von Cornelius Zink am 30.12.2021 um 9:19 Uhr

Wie schön könnte dieser Berufsstand sein ohne Neid und Missgunst?
Eine Frage die ich mir seit meiner Approbation häufiger stelle.

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