Dritte impfung für Senioren

Die Corona-News des Tages

Berlin - 25.06.2021, 16:00 Uhr

(Bild: Corona Borealis / AdobeStock)

(Bild: Corona Borealis / AdobeStock)


Trotz Corona-Impfungen: Masken wohl noch viele Monate nötig / Impfung mit wirkungslosem Stoff? - Indische Klinik unter Verdacht / Delta-Variante: RKI erwartet Wiederanstieg der Inzidenzen / Ein halbes Jahr Corona-Impfung: Rat zu dritter Spritze für Senioren / Roche-Tochter Genentech erhält FDA-Notfallzulassung für Actemra bei Covid-19

Seit dem Beginn der Corona-Pandemie überschlagen sich an manchen Tagen die Nachrichten zu COVID-19. 

Um Ihnen den Überblick zu erleichtern, bietet DAZ.online Ihnen hier einen Überblick über die wichtigsten Corona-News des Tages – direkt aus dem News-Kanal der Deutschen Presse-Agentur. 

16:17 Uhr

Trotz Corona-Impfungen: Masken wohl noch viele Monate nötig

Viele Menschen sind mittlerweile gegen Corona geimpft. Die Virusgefahr sieht das Robert Koch-Institut trotzdem noch nicht gebannt, insbesondere im Herbst an den Schulen. Was folgt daraus?

Trotz steigender Impfquote müssen sich die Menschen in Deutschland wohl noch viele Monate auf die Einhaltung von Grundregeln zur Corona-Eindämmung wie das Maskentragen in Räumen einstellen. Darauf hat der Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, die Bürger am Freitag eingestimmt. Impfungen alleine reichten nicht, um steigende Fallzahlen im Herbst zu vermeiden. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte: «Wir müssen alles versuchen, um eine vierte Welle zu verhindern.» Testen, Abstand und Masken seien nur kleine Einschränkungen gemessen an dem, «was passieren würde, wenn uns die Dinge außer Kontrolle geraten und wir wieder stärkere Maßnahmen einführen müssten», sagte sie nach dem EU-Gipfel in Brüssel.

Wieler sagte in Berlin: «Wir müssen die Basismaßnahmen weiter aufrecht erhalten.» Dies in Kombination mit den Impfungen sei nötig, um härtere Maßnahmen wie Schließungen von Einrichtungen zu vermeiden. «Das Beispiel Israel zeigt, dass man es machen muss. Man muss beides weiter fahren.» Dort gilt seit Freitag nach einer deutlichen Zunahme der Neuinfektionen erneut eine Maskenpflicht in geschlossenen Räumen. Diese war erst Mitte des Monats fast komplett aufgehoben worden. Die meisten Fälle stehen nach offiziellen Angaben in Verbindung mit der in Indien entdeckten, ansteckenderen Delta-Variante.

Deren Anteil wächst auch in Deutschland. In der zweiten Juni-Woche lag er nach jüngsten RKI-Zahlen bei 15 Prozent. «Wir gehen davon aus, dass er heute schon höher sein wird», sagte Wieler. Delta verbreite sich noch schneller, «vor allem natürlich in der ungeimpften Bevölkerung.» Durch vollständiges Impfen, behutsames Öffnen, Masketragen in Räumen, Abstandhalten und Hygiene seien auch diejenigen besser geschützt, die noch nicht geimpft seien oder noch nicht geimpft werden könnten - darunter auch viele Kinder.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte: «Wir können den Sommer genießen, aber eben mit Vorsicht. Aus einem zu sorglosen Sommer darf kein Sorgenherbst werden.» Delta werde auch hierzulande die Oberhand gewinnen, dies sei eher eine Frage von Wochen als von Monaten. Es mache bei der Ausbreitung aber einen Unterschied, wie hoch die Zahl der Ansteckungen und die Impfquote seien. «Es liegt an uns», sagte Spahn. Er appellierte an alle Bürger, Impfangebote zu nutzen - auch Zweitimpfungen als vollen Schutz gegen Virusvarianten.

Wieler hatte zuvor bereits in der «Rheinischen Post» (Freitag) dafür plädiert, Schutzmaßnahmen in Schulen bis ins kommende Frühjahr beizubehalten. «Wir empfehlen, dass in Schulen weiter getestet und Mund-Nasen-Schutz getragen wird. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, das sollte bis zum nächsten Frühjahr so sein.» Er rechne mit vermehrt Fällen bei Kindern, es gebe bereits jetzt größere Schulausbrüche.

Am Freitag begründete Wieler die Empfehlung auch damit, dass mit wachsender Impfquote bei Erwachsenen der Infektionsdruck auf die Jüngeren steigen werde. Wie lange an dem Rat festgehalten werde, hänge vom Infektionsverlauf ab. Wieler rief zudem zur Umsetzung guter Testkonzepte mit Labortests auf, um Infizierte früh zu erkennen und um letztlich die Schulen offen zu halten. Es könnten etwa sogenannte Lolli- und Spucktests verwendet werden, die für Kinder nicht so unangenehm seien.

Spahn sagte: «Wer will, dass die Schulen nach den Ferien sorgenfreier starten können, der sollte sich und seine Familie nach der Rückkehr aus dem Urlaub einfach ein, zwei, drei mal in einigen Tagen Abstand testen.» Die Corona-Impfung von Kindern und Jugendlichen bleibe eine individuelle Entscheidung von Kindern, Eltern und dem impfenden Arzt. Dies würden nun sicherlich viele abwägen - im Lichte der Entwicklung rund um Delta und in Israel an Schulen. An deutschen Schulen wolle man möglichst viel Normalität möglich machen - bei gleichzeitig bestmöglicher Sicherheit, so Spahn.

Die Initiative Familien forderte, bei steigendem Infektionsgeschehen im Herbst mit der Pandemiebekämpfung bei Erwachsenen anzusetzen «und nicht erneut Kinder und Jugendliche einseitig belasten». Der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Dario Schramm, sprach sich in der «Rheinischen Post» (Samstag) für eine Aufhebung der Maskenpflicht auf Schulhöfen nach den Ferien aus, plädierte aber zugleich dafür, den wissenschaftlichen Rat zu Schutzmaßnahmen in Schulen ernst zu nehmen: «Corona existiert weiterhin, und ein Schutz davor ist dringend notwendig.»

Die Rate der im Krankenhaus behandelten Infizierten in Deutschland scheint Wieler zufolge bei Delta mit elf Prozent rund doppelt so hoch zu sein wie noch bei der bisher vorherrschenden Variante. Besonders ausgeprägt sei dies bei Menschen zwischen 15 und 34 Jahren. Wie der Charité-Impfexperte Leif Erik Sander sagte, kommt es mit Delta möglicherweise häufiger zu Infektionen bei vollständig Geimpften - diese erkrankten dann aber nicht schwer.

Inzwischen haben rund 44 Millionen Menschen oder 52,9 Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens eine erste Impfung bekommen, wie Spahn sagte. Den vollen Schutz mit der meist nötigen zweiten Spritze haben demnach nun 28,38 Millionen Menschen oder 34,1 Prozent aller Bürger. Der Minister bekräftigte, dass mit den zu erwarteten Lieferungen bis Ende Juli allen Erwachsenen eine erste Impfung angeboten werden könne - und allen 12- bis 18-Jährigen bis Ende August. Inzwischen hätten 300 000 Kinder und Jugendliche in diesem Alter eine Impfung bekommen. Für jüngere Kinder ist noch kein Impfstoff zugelassen.

Bundesweit sank die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen nach RKI-Angaben von Freitag nun weiter auf 6,2. Vor einer Woche hatte diese Sieben-Tage-Inzidenz bei 10,3 gelegen.

15:55 Uhr

Impfung mit wirkungslosem Stoff? - Indische Klinik unter Verdacht

Eine Privatklinik in der indischen Metropole Mumbai soll mehr als 2000 Menschen statt des erhofften Corona-Impfstoffs eine andere Flüssigkeit gespritzt haben. Die Polizei geht nach ersten Untersuchungen davon aus, dass es sich dabei um eine Kochsalzlösung gehandelt habe, wie ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur am Freitag sagte.

Man habe die beiden Klinikbesitzer und acht mutmaßliche Komplizen festgenommen. Die Suche nach weiteren Verdächtigen laufe noch. Die mutmaßlichen Betrüger sollen auf Anfrage von Nachbarschaftsorganisation und Arbeitgebern Impfcamps vor Ort organisiert haben. Für eine Dosis des versprochenen Astrazeneca-Impfstoffs hätten sie zumindest von einigen der mehr als 2000 Impfwilligen umgerechnet rund 14 Euro verlangt.

In Indien dürfen Privatkliniken selbst Impfstoff kaufen und ihn Impfwilligen gegen Geld spritzen. In staatlichen Krankenhäusern ist das Impfen gratis. Der mutmaßliche Betrug in Mumbai sei aufgefallen, nachdem keiner der rund 300 Bewohner eines Häuserkomplexes nach der vermeintlichen Impfung vorige Woche Symptome wie Fieber gespürt habe.

In Indien sind bislang lediglich rund vier Prozent der Bevölkerung vollständig gegen Corona geimpft. Obwohl das Land als «Apotheke der Welt» gilt und viel Impfstoff produziert, gibt es einen Mangel an Vakzinen für die Bevölkerung.

13:47 Uhr

Delta-Variante: RKI erwartet Wiederanstieg der Inzidenzen

Das Robert Koch-Institut (RKI) geht in der Coronavirus-Pandemie von einem Wiederanstieg der Inzidenzen hierzulande durch die Delta-Variante aus. Delta sei noch ansteckender als Alpha, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Freitag. «Delta verbreitet sich also noch schneller, vor allem natürlich in der ungeimpften Bevölkerung. Daher müssen wir damit rechnen, dass künftig auch die Fallzahlen wieder steigen werden.»

Im Moment lägen die bundesweiten 7-Tage-Inzidenzen mit 6,2 erfreulich niedrig. Grund dafür sei auch das verantwortungsbewusste Handeln der Bevölkerung. «Lassen Sie uns diese niedrigen Inzidenzen verteidigen!», appellierte Wieler.

In der zweiten Juni-Woche lag der Delta-Anteil nach den jüngsten RKI-Zahlen in Deutschland schon bei 15 Prozent. «Wir gehen davon aus, dass er heute schon höher sein wird», sagte Wieler. Es sei nur eine Frage der Zeit, wann diese Variante die Hoheit übernehmen werde.

Durch vollständiges Impfen, behutsames Öffnen, Masketragen in Innenräumen, Abstandhalten und Hygiene seien auch diejenigen besser geschützt, die noch nicht geimpft seien oder noch nicht geimpft werden könnten - darunter auch viele Kinder, ergänzte der RKI-Chef. Betroffen von der Delta-Variante seien im Moment vor allem Menschen unter 60 Jahren. Die meisten Ansteckungen passierten gerade in privaten Haushalt. Daneben gebe es zurzeit wenige größere Ausbrüche.

«Wir wissen, dass Menschen, die vollständig geimpft sind, vor schweren Erkrankungen durch Delta geschützt sind», sagte Wieler. Erst einmal Geimpfte seien nicht nur schlechter geschützt, sondern könnten das Virus auch weitergeben.

Auch im Urlaub sei die Beachtung der Corona-Regeln wichtig. Es gelte, sich über die Infektionslage zu informieren, geschlossene Räume mit schlechter Belüftung sowie Menschenansammlungen und Gruppen mit engen Kontakten zu vermeiden. Beim Zurückkommen empfehle es sich, Testangebote anzunehmen, riet Wieler.

10:15 Uhr

Ein halbes Jahr Corona-Impfung: Rat zu dritter Spritze für Senioren

Aller guten Dinge sind drei: Ein halbes Jahr nach dem bundesweiten Start der Corona-Impfkampagne am 27. Dezember geht es meist noch um die erste und zweite Spritze. Die Wissenschaft denkt schon weiter. Hochbetagte und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem brauchen nach Meinung vieler Experten bereits in diesem Herbst eine dritte Impfdosis. Für jüngere und gesunde Menschen seien Auffrischungsimpfungen dagegen noch kein Thema.

"Wir müssen die nächste Phase beim Impfen jetzt schon andenken", sagt Leif Erik Sander, Infektionsimmunologe an der Berliner Charité. "Ich gehe davon aus, dass wir bei älteren Menschen, die zu Beginn dieses Jahres ihre Erst- und Zweitimpfung erhalten haben, eine nachlassende Immunantwort sehen werden." Sander hält es für möglich, dass es ohne Auffrischungsimpfung im Winterhalbjahr zum Beispiel in Alten- und Pflegeheimen dadurch zu zusätzlichen Infektionen kommen könnte, "einem gewissen JoJo-Effekt", ergänzt er.

Das sieht Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, ganz genauso. "Es ist überfällig, zu reagieren", sagt er. "Ich sehe aber weder bei Bund noch in den Ländern eine großangelegt Initiative zu diesem Thema. Als Grund vermute ich Sorge vor einer Verteilungsdiskussion."

Bundesweit war die Corona-Impfkampagne am 27. Dezember 2020 in Alten- und Pflegeheimen gestartet. In Sachsen-Anhalt gab es die erste Impfung schon einen Tag früher. Inzwischen ist gut die Hälfte der erwachsenen Bundesbürger einmal gegen Covid-19 geimpft, rund ein Drittel bereits zweimal. Bis zum Herbst und Winter würden sich aber vermutlich sogenannte Immunescape-Varianten durchsetzen, sagt Sander. Das sind Mutanten, gegen die bisherige Impfstoffe mitunter etwas schlechter wirken. Dazu zählt zum Beispiel die Delta-Variante, die zuerst in Indien entdeckt wurde und sich nun auch in Deutschland schnell ausbreitet.

Im Vergleich zur Vorwoche verdoppelte sich ihr Anteil am Infektionsgeschehen nach den jüngsten Zahlen des Robert Koch-Instituts für die Woche vom 7. bis 13. Juni auf rund 15 Prozent. Die Wissenschaft ist sich einig, dass die besonders infektiöse Variante Delta - wie jetzt bereits in Großbritannien - auch hierzulande bald dominieren könnte.

Für Charité-Wissenschaftler Sander ergibt sich aus allen diesen Fakten eine Notwendigkeit, bestimmten Bevölkerungsgruppen eine Auffrischungsimpfung anzubieten. Ein solcher Booster sollte dann nicht allein Hochbetagten, sondern auch Menschen mit Immunschwächen offeriert werden, etwa zum Zeitpunkt der Grippeschutzimpfung im Oktober.

Vom Prinzip her sieht das Thomas Mertens als Vorsitzender der Ständigen Impfkommission ähnlich. Er formuliert es jedoch vorsichtiger: "Die Daten dazu, wer wann erneut geimpft werden sollte, sind noch etwas unsicher", sagt er. "Wir erwarten mehr Anhaltspunkte zur Dauer der Immunantwort nach einer Impfung bis zum August."

Verlässliche Daten gebe es bisher nur für einige Gruppen von Menschen mit erheblicher Immunsuppression. Sie entsteht zum Beispiel, wenn das eigene Immunsystem bewusst durch Medikamente unterdrückt wird - wie nach einer Organtransplantation. "Diese Daten zeigen in der Tat, dass die Immunantwort in Abhängigkeit zur Immunsuppression bei Organtransplantierten viel schlechter sein kann. Sie liegt dann nur noch bei 50 Prozent", berichtet Mertens. Normal sind nach zwei Impfungen sonst über 90 Prozent. Auch bei Rheuma- und Krebspatienten zeigten sich Defizite bei der Immunantwort.

"Bei einem solchen Mangel an Immunschutz wäre relativ kurzfristig eine Nachimpfung zu empfehlen", sagt auch Mertens. "Dafür müssen wir aber erst ganz genau die immunsupprimierten Gruppen mit dem höchsten Risiko definieren." Es wäre ein Prinzip wie bei den Priorisierungen zum Impfstart.

Aber bitte alles mit Bedacht. "Bei durchgemachten Infektionen wissen wir, dass der Immunschutz bei ansonsten gesunden Menschen länger als sechs Monate hält. Die Erkrankung und auch die Impfstoffe sind aber noch so neu, dass es Zeit braucht, um Daten für Geimpfte zu erheben", sagt Mertens. "Ich frage mich allerdings, warum Daten zur Immunantwort in Alten- und Pflegeheimen nicht von Anfang an großflächig und regelmäßig erhoben wurden", kritisiert Patientenschützer Brysch. Ihm seien dazu nur Mini-Studien bekannt.

Große generelle Einschränkungen beim Thema Booster macht auch Charité-Forscher Sander. "Ich glaube nicht, dass wir uns alle zum Winter hin ein drittes Mal impfen lassen müssen", betont er. Die Impfstoffe seien sehr gut wirksam. Sie bauten auch ein Immungedächtnis auf, das zumindest beim Großteil der Bevölkerung nicht so schnell nachlassen werde. "Ich fände es unter diesen Voraussetzungen auch ethisch problematisch, wenn wir in Deutschland für alle an eine dritte Impfung denken würden - und ein Großteil der Welt ist noch nicht einmal das erste Mal geimpft."

Auch andere Forscher beschäftigen sich mit dem Thema Auffrischungsimpfung. "Im Herbst/Winter wird sich Delta auch bei uns durchsetzen. Dann werden sich die infizieren, die keinen oder einen zu schwachen Schutz haben", twitterte jüngst der Dortmunder Immunologe Carsten Watzl. "Aber auch ältere Personen mit hohem Risiko für schwere Verläufe könnten bei Delta ein Problem bekommen, wenn die Impfung bei ihnen nicht so gut gewirkt hat. Daher werden solche Personen vor dem Herbst eine dritte Impfung benötigen."

Eine Masernimpfung halte ein Leben lang, der Tetanus-Schutz nur in etwa 10 Jahre, berichtet Charité-Forscher Sander. "Für Corona wissen wir das schlichtweg noch nicht, wo da jetzt die Grenze liegt." Langfristige Daten fehlten noch, sagt auch er. Doch bereits im kurzfristigeren Verlauf sehe man, dass älteren Menschen mit einem dementsprechend älteren Immunsystem und auch jüngere Menschen mit einem geschwächten auf die Erstimpfung gar nicht ausreichend reagierten. Auch die Immunantwort nach der zweiten Impfung bleibe niedriger als bei jüngeren und gesunden Menschen. "Auch wenn wir bei den Älteren dann immer von einem relativ hohen Niveau reden."

Für Booster müsste man das Rad wahrscheinlich gar nicht neu erfinden. Sander geht davon aus, dass eine dritte Impfung mit bekannten und hier zugelassenen Impfstoffen einen sehr guten Auffrischungseffekt haben werde. "Es kann sein, dass bestimmte Kombinationen dann noch einmal einen Vorteil bringen." Vermutlich werde man die Vektorimpfstoffe wie den von Astrazeneca nach zweimaliger Impfung nicht noch ein drittes Mal geben. "Denn es baut sich auch eine sogenannte Vektor-Immunität auf, die die Impfwirkung abschwächt. Ich glaube, dass wir hier dann mit einem mRNA-Impfstoff wie Biontech/Pfizer oder Moderna kommen sollten." Und auch umgekehrt. Die besten Kombinationen müssten aber noch in Studien gezeigt werden. Booster-Impfungen kämen häufig auch mit rund der Hälfte der Dosis aus.

Drohende JoJo-Effekte in Alten- und Pflegeheimen haben für Sander aber nicht nur mit dem Lebensalter der Bewohner zu tun. Es gehe auch um ihr Umfeld: Sind Pflegepersonal und alle Besucher wirklich komplett durchgeimpft? "Denn das sind meist die Wege, auf denen das Virus in Alten- und Pflegeeinrichtungen gelangt." Wer über 80 ist, noch allein wohnt und nicht internetaffin, ist möglicherweise auch noch gar nicht geimpft. "Aber da schließen jetzt hoffentlich die Hausärzte die Impflücken", sagt Sander.

Für Brysch würden massenhafte Auffrischungsimpfungen in Heimen nur mit mobilen Impfteams wie am Anfang des Jahres funktionieren. "Heimleiter und Hausärzte wären damit überfordert", urteilt er. Dazu hält der Patientenschützer den Begriff "Kokon-Immunität", die durch eine durchgeimpfte Umgebung von Heimbewohnern bestehen soll, für ein Märchen. "Nach meiner Kenntnis sind die Impfraten unter pflegenden Angehörigen weitaus höher als die beim Pflegepersonal in Heimen."

Für eine Update-Impfung ist nach Sanders Kenntnis eine Zulassung bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA notwendig. Dafür reichten aber kleinere Studien, um die bestehende Zulassung für einen Impfstoff zu erweitern. Verteilungskämpfe befürchtet er nicht. "Ich denke, es wird über die Erst- und Zweitimpfungen hinaus im Herbst Impfstoff-Reserven geben. Die Auffrischung würde dann parallel zum Lückenschließen bei den Erst- und Zweitimpfungen laufen."

6:18 Uhr

Roche-Tochter Genentech erhält FDA-Notfallzulassung für Actemra bei Covid-19

Die US-Tochter Genentech des Basler Pharmakonzerns Roche hat von der US-Gesundheitsbehörde FDA eine Notfallzulassung für das Mittel Actemra erhalten. Dieses darf nun zur Behandlung von Covid-19 bei hospitalisierten Erwachsenen und Kindern eingesetzt werden, wie Genentech in der Nacht auf Freitag mitteilte.

Die Notfallzulassung basiere auf den Ergebnissen von vier randomisierten, kontrollierten Studien. In diesen wurde Actemra zur Behandlung von mehr als 5.500 hospitalisierten Patienten mit Covid-19 untersucht. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass das Mittel die Ergebnisse bei Patienten, die sowohl sogenannte Kortikosteroide (eine Art von Steroidhormonen) erhielten und zusätzliche Sauerstoff- oder Atemunterstützung benötigten, verbessern könne.


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