PwC-Umfrage

Corona führt zu mehr Zufriedenheit mit dem Gesundheitswesen

Traunstein - 11.02.2021, 12:15 Uhr

Für 72 Prozent der Befragten zählt das deutsche Gesundheitssystem zu den drei besten der Welt. Vor einem Jahr galt das für lediglich 52 Prozent der Befragten. (Foto: Ivan / stock.adobe.com)

Für 72 Prozent der Befragten zählt das deutsche Gesundheitssystem zu den drei besten der Welt. Vor einem Jahr galt das für lediglich 52 Prozent der Befragten. (Foto: Ivan / stock.adobe.com)


Nach knapp einem Jahr Corona-Pandemie bringen die Deutschen ihrem Gesundheitssystem mehr Wertschätzung entgegen als zuvor. Und auch der Respekt vor der Pharmaindustrie und den Krankenhäusern ist deutlich gestiegen. Das zeigt eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers, für die im Dezember 2020 1.000 Bundesbürger befragt wurden. 

Wie hat die Corona-Pandemie die Wahrnehmung unseres Gesundheitswesens bei den Bürgerinnen und Bürgern verändert? Antworten dazu finden sich im „Healthcare-Barometer 2021“, einer repräsentativen Befragung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 1.000 Teilnehmern. Sie wurde, heißt es in der Pressemeldung, bereits zum siebten Mal durchgeführt, was einen Trendvergleich möglich macht.

Die COVID-19-Pandemie, die zum Zeitpunkt der Umfrage ein knappes Jahr andauerte, hat dazu geführt, dass die Bürger die Leistungsfähigkeit unseres Gesundheitssystems neu zu schätzen gelernt haben: 72 Prozent zählen es zu den drei besten der Welt. Vor einem Jahr waren dies lediglich 52 Prozent der Befragten.

„Der sprunghafte Anstieg (…) belegt, wie sehr die Bürger wertschätzen, dass Deutschland – im Unterschied zu vielen anderen europäischen Ländern – bislang vergleichsweise glimpflich durch die Krise gekommen ist“, kommentiert Michael Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC, dieses Ergebnis. „Die COVID-19-Pandemie schärft den Blick auf die Stärken und Schwächen unseres Gesundheitssystems. Gerade in der Intensivmedizin ist Deutschland gut aufgestellt und erleidet bisher keine Engpässe wie zahlreiche andere Länder. Gleichzeitig werden aber auch Schwachstellen offenkundig, etwa die Folgen des enormen Fachkräftemangels in der Pflege.“

Medien ermöglichen Vergleich mit Krankenhäusern in anderen Ländern

Deutlich verbessert hat sich insbesondere das Image der Krankenhäuser. In den Vorjahren bewertete etwa jeder zweite Deutsche die Versorgung in deutschen Kliniken als gut oder sehr gut, in der aktuellen Befragung waren es nahezu drei Viertel. „Bei der positiven Bewertung von Krankenhäusern spielt sicher auch eine Rolle, dass die mediale Berichterstattung während der Pandemie den Bürgern erstmalig einen Einblick in die Krankenhauslandschaft anderer Länder und damit einen Vergleich ermöglicht“, so Michael Burkhart.

Imagegewinn auch für Pharmaunternehmen

Auch die Pharmakonzerne verzeichnen einen ähnlichen Imagegewinn: Während sie im Vorjahr nur von 19 Prozent der Befragten als innovative Unternehmen mit wichtigem Beitrag zur Krankheitsbekämpfung betrachtet wurden, waren es in diesem Jahr 35 Prozent. Zugleich sank der Anteil derer, die die Konzerne kritisch als rein auf Gewinnmaximierung ausgerichtet beurteilen, von 68 auf 52 Prozent. „In diesem Punkt zahlt sich aus, dass Deutschland international eine führende Rolle in der Impfstoffentwicklung spielt“, kommentiert Michael Burkhart. „Wir beobachten zwar in unseren Vergleichsstudien aus den Vorjahren eine kontinuierliche Image-Verbesserung, aber solche Sprünge hat es in den vergangenen sieben Jahren nicht gegeben.“

Wunsch nach mehr Investitionen in die Prävention

Eines bleibt auch in der Pandemie gleich: Die Bürger sind mit ihrer Krankenversicherung – sowohl der gesetzlichen wie der privaten – in großem Maße einverstanden: 88 Prozent der Befragten sind zufrieden oder sehr zufrieden.  Unzufriedenheit herrscht allerdings beim Thema Prävention: Die Deutschen wünschen sich, dass der Staat hier mehr investiert. Aus ihrer Sicht sollten 55 Prozent eines zusätzlichen Budgets in die Vorbeugung von Krankheiten und nur 45 Prozent in die Heilung fließen. „Das steht in deutlichem Missverhältnis zur aktuellen Situation, in der das meiste Geld für die Behandlung von Krankheiten ausgegeben wird. Die Deutschen haben erkannt, dass wir in der Bekämpfung von chronischen Krankheiten mit dem Fokus auf Therapie statt Vorsorge nicht mehr weiterkommen“, bilanziert Michael Burkhart. „Ich vermute, dass sich dieser Trend in den Befragungen der kommenden Jahre noch deutlicher abzeichnen wird.“

Skepsis überwiegt: Die Mehrzahl rechnet noch lange mit Einschränkungen

Gefragt wurde auch danach, wann das Leben sich angesichts der – zum Zeitpunkt der Befragung kurz bevorstehenden – Zulassung des ersten Impfstoffes gegen COVID-19 wohl wieder normalisieren werde. Die Deutschen zeigen sich hier eher skeptisch: 62 Prozent gehen davon aus, dass die Bürger auch nach der Impfung noch lange mit Einschränkungen leben müssen. An eine Rückkehr zum normalen Alltag bis Mitte 2021 glauben lediglich vier Prozent, 26 Prozent rechnen mit einer Normalisierung zum Jahresende 2021 und 17 Prozent gehen davon aus, dass das Virus Deutschland noch bis Ende 2022 im Griff hat.



Dr. Christine Ahlheim (cha), Chefredakteurin AZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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