Arzneimittelverknappungen in der EU

EP-Gesundheitsausschuss fordert „europäische Notfallapotheke“

Remagen - 15.07.2020, 15:30 Uhr

Es sollen wieder mehr Arzneimittel in Europa produziert werden – das meint auch der Gesundheitsausschuss des Europäischen Parlaments. (x / Foto: industrieblick / stock.adobe.com)

Es sollen wieder mehr Arzneimittel in Europa produziert werden – das meint auch der Gesundheitsausschuss des Europäischen Parlaments. (x / Foto: industrieblick / stock.adobe.com)


Gesundheit als „geostrategische Waffe“

„Die öffentliche Gesundheit ist zu einer geostrategischen Waffe geworden, die einen Kontinent in die Knie zwingen kann“, sagte die Berichterstatterin Colin-Oesterlé nach der ENVI-Abstimmung. „Unsere Abhängigkeit von Drittländern ist durch die derzeitige Pandemie exponiert. Ich fordere in meinem Bericht eine echte pharmazeutische Industriestrategie.“

Der CDU-Europaabgeordnete und gesundheitspolitische Sprecher der EVP-Fraktion, Peter Liese, pflichtet ihr bei: „Die Coronakrise hat uns noch einmal verdeutlicht, wie sehr wir bei der Produktion von Arzneimitteln in den Händen von Drittstaaten wie China und Indien liegen“, erklärt der Christdemokrat. „Wir wollen deshalb eine generelle Diversifizierung der Produktion. Das ist fraktionsübergreifend Konsens.“ Liese wünscht sich, dass bei den Ausschreibungen durch die Krankenkassen oder die staatlichen Gesundheitssysteme auch andere Kriterien einbezogen werden müssen als allein der Preis. So sollen seiner Meinung nach mindestens zwei Produktionsstätten für die Ausgangssubstanz bereitstehen, wovon eine in Europa sein muss.

Der Bericht wird voraussichtlich auf der Tagesordnung der Plenartagung des Europäischen Parlaments im September stehen.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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Probleme nicht nur verschieben

1 Kommentar

Sanktionen

von Holger am 12.08.2020 um 13:16 Uhr

Pragmatischer Vorschlag:
Wer als Pharmazeutischer Unternehmer, ausgenommen selbstverständlich Situationen mit stark steigender Nachfrage, über mehr als 4 Wochen nicht liefern kann, verliert die Lizenz für die Vermarktung des entsprechenden Produkts. Es muss so massiv wehtun, dass die findigen jungen Betriebswirte in den Vorstandsetagen lieber über sichere Versorgung als über cost cutting nachdenken.

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