Sars-CoV-2

COVID-19: WHO ruft Pandemie aus

Stuttgart - 12.03.2020, 13:15 Uhr

Die zwischen dem 13. und 19. Februar 2020 gemeldeten „bestätigten“ Fälle umfassen laut WHO sowohl laborbestätigte als auch klinisch diagnostizierte Fälle (nur die Provinz Hubei); für alle anderen Daten werden nur laborbestätigte Fälle angezeigt. (t / Foto: Screenshot_WHO)

Die zwischen dem 13. und 19. Februar 2020 gemeldeten „bestätigten“ Fälle umfassen laut WHO sowohl laborbestätigte als auch klinisch diagnostizierte Fälle (nur die Provinz Hubei); für alle anderen Daten werden nur laborbestätigte Fälle angezeigt. (t / Foto: Screenshot_WHO)


Bis zum vergangenen Mittwochabend habe sich das neue Coronavirus nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation in 115 Länder ausgebreitet. Die WHO spricht seitdem  von einer Pandemie. In China soll der Höhepunkt der Infektionswelle hingegen überschritten sein.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft die Verbreitung des neuen Coronavirus nun als Pandemie ein. Das sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch in Genf. Tedros kritisierte dabei fehlendes Handeln durch die Staaten weltweit, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa): „Wir haben die Alarmglocken laut und deutlich geläutet“, erklärte der WHO-Chef.

Eine aktuelle Karte der WHO verrät, dass mittlerweile 118 Länder betroffen sind. Deutschland verzeichnet demnach 1567 Fälle, Italien 12.462 und China 80.980 Fälle.

Fallzahlen außerhalb Chinas verdreizehnfacht

4600 Menschen sollen mittlerweile gestorben sein. „Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Tagen und Wochen die Zahlen weiter ansteigen werden“, sagte Tedros am Mittwoch. In den letzten beiden Wochen hätten sich die Fallzahlen außerhalb Chinas verdreizehnfacht, die Zahl der betroffenen Staaten verdreifacht. „Alle Länder können den Verlauf dieser Pandemie noch ändern“, betonte der 55-Jährige. „Findet, isoliert, testet und behandelt jeden Fall und geht jeder Spur nach.“

Ausruf der Pandemie ändert nichts

„Dass wir die Situation nun als Pandemie bezeichnen, ändert nichts an der Beurteilung der WHO hinsichtlich der Bedrohung durch dieses Virus“, betonte Tedros. „Es ändert auch nichts daran, was die WHO macht. Und es ändert auch nichts daran, was die Länder tun sollten.“

EU-Spitzen kritisieren Trumps Einreisestopp für Europäer

Die Spitzen der Europäischen Union haben den von US-Präsident Donald Trump angekündigten Einreisestopp für Passagiere aus EU-Staaten mit deutlichen Worten kritisiert. „Das Coronavirus ist eine globale Krise, die nicht auf einen Kontinent begrenzt ist und Zusammenarbeit statt einseitiger Aktionen nötig macht“, erklärten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel am Donnerstag gemeinsam.

„Die Europäische Union missbilligt die Tatsache, dass die US-Entscheidung eines Einreisestopps einseitig und ohne Rücksprache getroffen wurde. Die Europäische Union handelt entschlossen, um die Ausbreitung des Virus zu begrenzen.“

US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, die Grenzen für Reisende aus Europa für 30 Tage zu schließen. Gleichzeitig warf er der EU vor, nicht genug gegen die Coronavirus-Krise getan zu haben.

China soll Höhepunkt überschritten haben

China hat laut Angaben der Pekinger Gesundheitskommission den Höhepunkt der Coronavirus-Ausbreitung hingegen mittlerweile überschritten, das meldet die dpa am heutigen Donnerstag. Die Zahl neuer Infektionen mit Sars-CoV-2 gehe immer weiter zurück: So seien am Donnerstag nur noch 15 Infektionen hinzugekommen – der niedrigste Wert seit Beginn der täglichen Berichte über die Epidemie vor sieben Wochen. Der zuvor niedrigste Wert neuer Erkrankungen war am Dienstag mit 19 gemeldet worden.

Auch die Zahl der neuen Todesopfer stieg mit elf Fällen am Donnerstag so langsam wie seit Wochen nicht mehr. Insgesamt sind in der Volksrepublik seit Ausbruch des Coronavirus damit nach offizieller Zählung 3169 Tote zu beklagen.

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Inwieweit die offizielle Statistik die wahre Lage widerspiegelt und wie hoch die Dunkelziffer nicht erfasster Fälle ist, ist unklar. Seit einer Änderung der Zählweise Mitte Februar hat sich der täglich berichtete Anstieg der neuen Infektionen mit Sars-CoV-2 und der Todesfälle in der amtlichen Auflistung spürbar reduziert. 

So werden nach Medienberichten beispielsweise Personen, die nachweislich infiziert sind, aber keine Symptome der COVID-19 genannten Krankheit zeigen, seit Anfang Februar nicht mehr bei den neu nachgewiesenen Ansteckungen mitgerechnet, sondern anderweitig aufgeführt. Solche Personen können auch ansteckend sein. Auch wurden klinische Diagnosen ausgenommen. Dabei stellt der Arzt nur anhand der Symptome oder Vorgeschichte des Patienten die Infektion fest, ohne dass ein DNA-Test gemacht wird. Experten befürchten zudem, dass es spätestens mit der Aufhebung der strikten Abschottungsmaßnahmen zu einem erneuten Anstieg der Fallzahlen kommen wird.



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