Niederlande

Massiver Export durch Apotheker führt zu Engpässen

Remagen - 01.02.2019, 13:30 Uhr

Aktuellen Vorwürfen zufolge sollen niederländische Apotheker Arzneimittel in großem Umfang exportieren, sodass beispielsweise bei hormonellen Kontrazeptiva Engpässe entstehen. ( r / Foto: dpa)

Aktuellen Vorwürfen zufolge sollen niederländische Apotheker Arzneimittel in großem Umfang exportieren, sodass beispielsweise bei hormonellen Kontrazeptiva Engpässe entstehen. ( r / Foto: dpa)


Absurder Rückkauf aus dem Ausland

Der Export der Kontrazeptiva führte zu der absurden Situation, dass Apotheker die benötigten Arzneimittel wieder aus dem Ausland einkaufen mussten. „Wir hatten einen Mangel an Antibabypillen und haben diese aus Deutschland importiert“, schildert ein niederländischer Apotheker. „Was ich aus Deutschland geliefert bekam, war Microgynon mit einem englischen Text." Die Pillen hätten in den Niederlanden 1,90 Euro gekostet. Für den Rückkauf der gleichen Pillen habe der Apotheker 9,90 Euro bezahlt, schreibt „Trouw“.

Der Krankenversicherer VGZ fordere nun eine unabhängige Untersuchung zu den Ursachen der Arzneimittelengpässe in den Niederlanden. Dazu gehörten auch die Handelsströme von Großhändlern und Apothekern Richtung im Ausland. „Solange wir nicht wissen, welche Vorräte wir in den Niederlanden haben und wie viel davon in ein anderes Land verschwindet wissen, wissen wir auch nicht, inwieweit der Export hierzulande Defizite verursachen“, meinte ein VGZ-Sprecher.

„Verwerflich und unmoralisch“

Die KNMP lehnt den Export von Medikamenten bei einer bestehenden Verknappung in den Niederlanden nachdrücklich ab und distanziert sich von den Vorwürfen. „Wir erkennen uns hier nicht wieder“, sagt deren Vorsitzender Gerben Klein Nulent als Reaktion auf die Veröffentlichung in „Trouw“. „Wenn es stimmt, dass Medikamente in einer Mangelsituation exportiert werden, ist dies wirklich verwerflich und unmoralisch.“Die niederländische Patientenvereinigung gebraucht dafür den Ausdruck „bizarr“ und verurteilt ein solches Gebahren ebenfalls scharf. „Wenn das wahr ist, ist es ein Skandal," wettert Pressesprecher Thom Meens. „Das muss doch auffallen, wenn ein Apotheker plötzlich eine Medikamenten-Bestellung mit tausend Stück aufgibt."



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

gewollte Marktwirtschaft

von ratatoske am 11.08.2019 um 14:00 Uhr

Das ist das gewollte Spiel der Marktwirtschaft, hier wie in den Niederlanden. Das ist für die Großkonzerne gewollt, das gilt auch für die Apotheken. Alles andere ist lächerlich und schäbig, da die Struktur von Politik und Kassen so gestalltet wurde, hier und in der Niederlanden. Alles eben auf Gewinnmaximierung - und solange es wieder importiert werden kann ist es nur ein bischen teuerer. Ansonsten kommt ja auch aus den Niederlanden, von der Politik dort gewollt, das Groß der Medikamente für den Versandhandel, der in den NL verboten ist. Man will, verständlic herweise die völlig verblödeten deutschen Vorgaben ausnutzend, hier abkassieren und der deutsche Staat verliert Milliarden an MWST. Ist aber auch nur der Markt, danke ULLA !

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Warum die Aufregung

von ratatosk am 01.02.2019 um 18:22 Uhr

Die globalen Konzerne kontingentieren, hier kein Geschrei, da die Kassen und Politiker hier Vorteile sehen, aber bei den Mengen die ein paar Apotheken exportieren können riesen Aufstand. Auch die NL wollten den Markt wie bei uns die Ulla ja aufbrechen, das sind die normalen Folgen !

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