EU-Zulassungsempfehlung

Galcanezumab: neuer Antikörper bei Migräne

Berlin - 24.09.2018, 13:30 Uhr

Prophylaxe chronischer und episodischer Migräne: mit dem CGRP-Antikörper Galcanezumab. ( r / Foto: imago)

Prophylaxe chronischer und episodischer Migräne: mit dem CGRP-Antikörper Galcanezumab. ( r / Foto: imago)


Der Humanarzneimittelausschuss der EMA hat einen weiteren Antikörper bei episodischer und chronischer Migräne zur Zulassung empfohlen. Galcanezumab ist bereits der zweite CGRP-Antikörper, der zur Migräne-Prophylaxe eingesetzt werden könnte. Vorreiter ist Erenumab in Aimovig®, der im Juli 2018 die EU-Zulassung erhielt.

Gibt es bald einen weiteren Antikörper zur Prophylaxe episodischer und chronischer Migräne? Die Chancen stehen gut. Der Humanarzneimittelausschuss (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat am 20. September 2018 Galcanezumab zur Zulassung empfohlen. Der Antikörper stammt aus der Forschung von Eli Lilly und soll, so die Europäische Kommission die Zulassung erteilt, unter dem Fertigarzneimittelnamen Emgalitiy® vertrieben werden.

Wie wirkt Galcanezumab?

Galcanezumab richtet sich gegen Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) und neutralisiert als humanisierter Antikörper das Neuropeptid. CGRP spielt nach aktuellen Erkenntnissen eine wichtige Rolle im Entzündungsgeschehen und somit der Pathogenese bei Migräne. Man geht heute davon aus, dass der Migränekopfschmerz Folge einer erhöhten Aktivität von Trigeminusneuronen ist, die durch Vasodilatation via CGRP, Stickstoffmonoxid (NO), Vasoaktivem Intestinalem Peptid (VIP) und Substanz P vermittelt werden. Hierdurch kommt es zur Stimulation afferenter C-Fasern und einer, unter anderem durch Prostaglandine vermittelten, perivaskulären Entzündung. Die CGRP-Hypothese wird durch zwei Beobachtungen gestützt: So weisen Patienten während einer Migräne-Attacke erhöhte Spiegel an CGRP auf. Zudem sind Injektionen mit dem proinflammatorischen Neuropeptid in der Lage, bei Migränikern Anfälle auszulösen.

Ursachen der Migräne nicht vollständig verstanden

Die Ursachen von Migräne sind immer noch nicht vollständig geklärt. Auch das Rätsel, warum Migräne Frauen häufiger betrifft als Männer, ist nicht en détail gelöst und verstanden. Das bestätigte aktuell Prof. Dr. Claudia Sommer am vergangenen Wochenende auf dem in Berlin stattfindenden KlinPharm-Update-Kongress 2018. Die leitende Oberärztin des Universitätsklinikums Würzburg (Spezialgebiet Schmerzforschung) erklärte, dass wohl Hormone hierbei eine wesentliche Rolle spielen. So litten vor allem Migräne-Patientinnen während des ersten Trimenons einer Schwangerschaft stark unter Migräne, wohingegen Schwangere im zweiten und dritten Trimenon teilweise beschwerdefrei seien. Ein weiterer Hinweis auf eine hormonelle Komponente bei der Pathogenese der Migräne sei, dass mit der Menopause auch die Migräne meist verschwindet. Wie genau jedoch Hormone und Migräne miteinander zusammenhängen, ist derzeit noch nicht verstanden.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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