Legalisierung

SPD Berlin diskutiert über Cannabis-Abgabe in Apotheken

Berlin - 18.09.2018, 12:30 Uhr

Der Berliner SPD-Abgeordnete im Berliner Abgeordnetenhaus Thomas Isenberg und sein Kreisverband Mitte wollen, dass Cannabis in Modellprojekten entweder in Apotheken oder Lizenz-Shops abgegeben wird. (m / Foto: Imago)

Der Berliner SPD-Abgeordnete im Berliner Abgeordnetenhaus Thomas Isenberg und sein Kreisverband Mitte wollen, dass Cannabis in Modellprojekten entweder in Apotheken oder Lizenz-Shops abgegeben wird. (m / Foto: Imago)


„Regulieren statt Kriminalisieren“

In dem Antrag mit dem Namen „Regulieren statt Kriminalisieren“ fordern die Berliner Sozialdemokraten die SPD-Bundesebene auf, sich dafür einzusetzen, dass eine „staatlich kontrollierte Produktion und Abgabe von Cannabisprodukten an Erwachsene und deren legalen Besitz geschaffen werden“. Bislang waren Modellversuche zur Cannabis-Abgabe auf kommunaler Ebene immer wieder gescheitert. Zuletzt hatte es die Stadt Münster im vergangenen Jahr versucht und einen Antrag auf ein Testprojekt beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gestellt. Die Behörde erteilte den Plänen aber eine Absage. Der SPD-Kreisverband Mitte will genau das nun ändern: Die „bundesrechtlichen Grundlagen“ für Projekte in den Bundesländern sollten jetzt geändert werden, verlangen die Sozialdemokraten. Zum Start eines „wissenschaftlichen Forschungsprojektes nach § 3 Absatz 2 Betäubungsmittelgesetz“ sollten die Rahmenbedingungen wesentlich vereinfacht werden. Konkret sollen die Länder selbst entscheiden dürfen, ob ein Cannabis-Projekt ins Leben gerufen werden kann oder nicht.

Das Modellprojekt stellt sich die SPD so vor: Das Werbeverbot müsse weiterhin gelten, die Cannabis-Produkte müssten ähnlich wie Tabak und Alkohol besteuert werden. Drogen- und Interventionsprojekte sollten finanziell gut ausgestattet werden. Die Landesregierungen sollen sich darüber austauschen. Und: In der Begründung heißt es, man wolle die Cannabis-Konsumenten vom Schwarzmarkt holen – eine Abgabe über „seriöse Abgabeorte“ sei sinnvoller. Und da kommen dann die Apotheken ins Spiel. Wörtlich heißt es:


Wir lassen zu, dass Konsumentinnen und Konsumenten auf dem Schwarzmarkt gepanschtes Cannabis beziehen und dort auch schnell in Kontakt zu härteren Drogen kommen, angefixt durch zwielichtige Dealer und Dealerinnen im Halbdunkel unserer U-Bahnstationen. Auch deshalb brauchen wir für Marihuana seriöse Abgabeorte mit seriöser Beratung, wie beispielsweise in Apotheken oder anderweitigen staatlichen Abgabestellen. Eine so regulierte Legalisierung würde dem Schwarzmarkt die Grundlage entziehen und gleichzeitig mehr Verbraucherschutz bieten.“

Beschlossener Antrag Berliner SPD-Kreisverband Mitte


Thomas Isenberg ist Mitglied im Berliner SPD-Kreisverband Mitte. Gegenüber DAZ.online erklärte er, dass man sich innerparteilich noch nicht entschieden habe, welcher Abgabeort favorisiert werde – die Apotheke oder lizenzierte Shops. Für die Apotheke spreche aber Folgendes: „In unserem Antrag haben wir die Cannabis-Abgabe zunächst als Entweder-Oder-Lösung verfasst: Die Abgabe in den Modellprojekten soll entweder in lizenzierten Fachgeschäften oder in Apotheken stattfinden. Der Vorteil in Apotheken wäre sicherlich, dass der Distributionsweg schon etabliert ist: Die Apotheke ist ein vertrauenswürdiger Abgabekanal. Bei neuen, lizenzierten Fachgeschäften müsste man diesen Distributionsweg erst definieren und etablieren.“

Beschließt der Parteitag der SPD Berlin den Antrag, muss sich dann als nächstes der Bundesparteitag mit dem Thema befassen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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