Arzneimittel falsch entsorgt

Diclofenac im Trinkwasser

Stuttgart - 11.04.2018, 14:00 Uhr

Entsorgen Patienten Diclofenac unsachgemäß in der Toilette und belasten so das Trinkwasser? (Foto: photomax31 / stock.adobe.com)

Entsorgen Patienten Diclofenac unsachgemäß in der Toilette und belasten so das Trinkwasser? (Foto: photomax31 / stock.adobe.com)


Arzneimittel falsch über die Toilette entsorgt – oder mit Urin und Fäces ausgeschieden?

Diclofenac unterliegt als oral zugeführter Arzneistoff einem ausgeprägten First-pass-Effekt. 30 Prozent des Diclofenacs werden metabolisiert über die Fäces ausgeschieden, 70 Prozent eliminieren die Patienten pharmakologisch inaktiviert renal. Daher liegt bei Diclofenac das Übel wohl tatsächlich in der unsachgemäßen Toiletten-Entsorgung des Arzneimittels. Vorstellbar wäre noch, dass rektale Zäpfchen oder Retardpräparate in größerem Maße als schnellfreisetzende Tabletten unresorbiert und unverändert fäkal ausgeschieden werden und in der Toilette landen – wobei allerdings Zäpfchen ein verhältnismäßig kleines Verordnungsvolumen im Diclofenac-Markt bilden dürften (Diclofenac: 290,6 Millionen DDD 2015; Arzneiverordnungsreport 2016).

Mehr zum Thema

Valsartan: Kein Metabolismus und steigende Verordnungszahlen

Anders verhält es sich beim 2017 im Berliner Trinkwasser nachgewiesenen Valsartan. Laut Fachinformation wird Valsartan „vorwiegend in unveränderter Form“ eliminiert, und zwar 83 Prozent der applizierten Dosis biliär, 13 Prozent renal. Valsartan ist nach Angabe der Berliner Wasserwerke besonders hartnäckig bei der Klärbarkeit.
Verschärft wird die Situation des AT-1-Rezeptorantagonisten im Trinkwasser durch steigende Verordnungszahlen in den vergangenen Jahren. Laut dem Arzneiverordnungsreport 2016 schlägt Valsartan (Monopräparate) bei den DDD (daily drug dose) mit 635,7 Millionen zubuche, das entspricht einem Plus von 21,9 Prozent zum Vorjahr. Bei Diclofenac hingegen sanken die DDD vom Jahre 2014 um 8,1 Prozent verglichen mit 2015.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Wirkstoffe und ihre Metabolite im Gewässer – was können Apotheker dagegen tun?

Arzneimittel allgegenwärtig

Beratung zur Diclofenac-Abwasser-Problematik

Umweltgerechter Umgang mit Voltaren-Schmerzgel und Co.

HAV fordert von Politik Konzept zur Arzneimittel-Entsorgung

Arzneimittelrückstände belasten Umwelt zunehmend

Greifswalder Forscher setzen auf Plasmatechnik

Mit neuen Ansätzen gegen Arzneimittel-Rückstände im Wasser

3 Kommentare

Diclofenac im Trinkwasser

von Peter-MIchael Hax am 04.07.2018 um 6:43 Uhr

Topisches Voltaren und Co. sollten verboten werden. Zumindest die Werbung, die absolut irreführend ist! Der weitaus größte Anteil des auf die Haut aufgetragenen Wirkstoffs wird überhaupt nicht resorbiert, die antiphlogistische Wirkung dürfte die von Placebo kaum überschreiten. Hier werden nur Geschäfte auf dem Rücken leichtgläubiger Verbraucher gemacht.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Analytik

von Dr. Schweikert-Wehner am 12.04.2018 um 10:30 Uhr

Da ist erst mal zu fragen, ob bei der Analytik nur der reine Arzneistoff oder auch die Metaboliten erfasst und die Moleküle voneinander unterschieden werden?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Diclofenac ...

von Reinhard Herzog am 11.04.2018 um 14:38 Uhr

... dürfte, zudem als Natriumsalz, schlicht zu einem bedeutenden Teil unzersetzt von der Haut abgewaschen werden.
Die Verkaufszahlen von topischem Voltaren und Co. lassen das jedenfalls plausibel erscheinen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.