Datenklau-Prozess

Die mysteriösen SMS zwischen Thomas Bellartz und einer ABDA-Mitarbeiterin

Berlin - 06.03.2018, 12:45 Uhr

Im sogenannten Datenklau-Prozess geht es in diesen Tagen darum, ob Ex-ABDA-Sprecher Thomas Bellartz Informationen aus dem BMG an die ABDA weitergeleietet haben soll. (Foto: Külker)

Im sogenannten Datenklau-Prozess geht es in diesen Tagen darum, ob Ex-ABDA-Sprecher Thomas Bellartz Informationen aus dem BMG an die ABDA weitergeleietet haben soll. (Foto: Külker)


Umschläge von Bellartz an ABDA-Mitarbeiterin

Als zweite Zeugin sagte eine Referentin für protokollarische Angelegenheiten bei der ABDA aus. Sie war von 2002 bis 2008 für Öffentlichkeitsarbeit in der ABDA zuständig, in ihrer seit 2006 bekleideten Position kümmert sie sich vornehmlich um Ehrengäste und Organisation, etwa des ABDA-Sommerfestes. Der Vorsitzende Richter befragte sie zunächst, ob sie etwas über die näheren Umstände wisse, warum Bellartz, der im Sommer 2007 als Pressesprecher und Leiter der Abteilung Kommunikation bei der ABDA begann, im Jahr 2011 aus dieser Position ausschied. Möglicherweise sei die „Datenklau-Affäre“ ein Auslöser gewesen, vermutete die ABDA-Mitarbeiterin – allerdings kam die ja erst Ende 2012 in die Öffentlichkeit. Sie berichtete zudem, dass Bellartz‘ parallel gegründetes Unternehmen El Pato Dienstleistungen für die ABDA erbracht habe, beispielswiese Presseaussendungen. Diesen Massenversand habe die Dienststelle alleine nicht leisten können.

Als die ABDA-Beschäftigte nach etwaigen Treffen mit Bellartz gefragt wurde – etwa am damaligen Sitz von El Pato in der Berliner Schumannstraße oder bei einem der beiden zuhause – verneinte sie dies, jedenfalls könne sie sich nicht erinnern. Auch von etwaigen Datenträgern habe sie nicht gewusst. Ob Apotheke Adhoc mit einem Informationsvorsprung berichtet habe, vermochte sie ebenfalls nicht zu sagen. Von einem Spesentopf der ABDA für Informationen, von dem die Ex-Frau des Mitangeklagten als Zeugin berichtet hatte, wusste sie ebenfalls nichts. „Das kann ich mir auch nicht vorstellen“, so die Protokoll-Referentin.

Nachdem die Befragung bis dahin wenig zutage brachte, hielt der Vorsitzende Richter der Zeugin mehrere SMS vor, die sie 2012 – also nach dessen Ausscheiden aus der ABDA – mit Belllartz ausgetauscht hatte. Die Polizei hatte diese Kurznachrichten sichergestellt. In diesen SMS schrieb Bellartz im März 2012 beispielsweise:  „Hi, bin noch auswärts unterwegs, dann doch lieber morgen, werde für dich am Empfang in der Schumannstraße was hinterlegen“. Die ABDA-Mitarbeiterin antwortete, morgen sei „suboptimal“, lieber heute spät und nannte ihre Privatadresse. Auch in einem SMS-Verkehr im April ging es um Hinterlegtes, das sie abholen sollte. Da es der Zeugin wiederum zeitlich nicht gut passte, versprach Bellartz, einen Boten zu organisieren. Am Tag drauf schrieb Bellartz per Kurznachricht an die ABDA-Beschäftigte: „Bote hat gestern nicht mehr geliefert, wie lange bist du heute da?“, und später: „Willst du in der Schumannstraße vorbei schauen?“. Im Oktober hieß es in einer anderen SMS von Bellartz an die ABDA-Mitarbeiterin: „Würde dir gerne einen Umschlag zukommen lassen, geht das?“ in einer anderen Nachricht einige Tage später nannte er eine El Pato-Mitarbeiterin, die „dir den US morgen zukommen“ lässt – möglicherweise einen Umschlag, versuchte der Richter zu erklären. An keine einzige der vorgehaltenen SMS vermochte sich die Protokoll-Referentin allerdings zu erinnern. Genauso wenig konnte sie sich im Nachhinein erklären, was sie bedeuten könnten.

Als dritter Zeuge wird am heutigen Prozess-Tag noch der frühere ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf aussagen. DAZ.online wird weiter berichten.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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„Ein ungeheuerlicher Vorgang“

1 Kommentar

'US'=USB-Stick?

von Albrecht Bodegger am 06.03.2018 um 20:17 Uhr

Vielleicht steht 'US' für USB-Stick? Jedenfalls scheint es mir ungewöhnlich als Abkürzung für 'Umschlag'...

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