Digitalisierung

Arzneimittelforscher wollen „in neuen Boxen“ denken

Bonn - 01.12.2017, 10:25 Uhr

DAZ.online-Autorin Helga Blasius hat die Veranstaltung
anlässlich des 25. Bestehens der Forschungsvereinigung der Arzneimittelhersteller (FAH)
in Bonn verfolgt, auf der es um das Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen ging. (Foto: Sanofi)

DAZ.online-Autorin Helga Blasius hat die Veranstaltung anlässlich des 25. Bestehens der Forschungsvereinigung der Arzneimittelhersteller (FAH) in Bonn verfolgt, auf der es um das Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen ging. (Foto: Sanofi)


Beispiele aus der Pharmaindustrie

Als ein Anwendungsbeispiel für Big Data führte Hagen den Ansatz zur Krebsbekämpfung am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) mithilfe der Softwarelösung Medical Research Insights (SAP HANA) an. Im NCT lägen für jährlich mehr als 10.000 Patienten umfangreiche Daten vor. Über ein Data Warehouse würden via App strukturierte (klinische Studien, Testergebnisse, Tumordokumentationen etc.) und unstrukturierte Patientendaten (z.B. Arztbriefe) leichter zugänglich gemacht und mit weiteren Quellen (Krebsregister, genetische Daten) kombiniert. Die Patienten könnten nach unterschiedlichen Charakteristika geclustert werden. Im Ergebnis ließen sich damit erfolgsversprechende Therapien ableiten, innerhalb von Minuten statt Wochen.

Als weitere Beispiele nannte Hagen die Möglichkeit virtueller klinischer Studien, entwickelt von einem ungarischen Start-up-Unternehmen namens Turbine oder eine technologische Lösung für die Früherkennung des Start-ups XBird aus Berlin, die eventuell dafür sorgen kann, Krankheitsfälle zu vermeiden. Auch sie ermuntert die Firmen, neue Weg zu gehen, selbst wenn dadurch die eigene Geschäftstätigkeit beeinträchtigt werde. „Kannibalisieren Sie sich lieber selbst, als sich von anderen kannibalisieren zu lassen“, mahnt die Politikwissenschaftlerin.

FAH: „Genialer Mix mit guten Ideen“

Die Mitgliedschaft der FAH besteht aus Pharmaunternehmen mit und ohne eigene Produktion, sowie Klein- und Kleinstunternehmen und Dienstleistern der Pharmabranche, aus der Sicht der FAH-Vorsitzenden Yvonne Karmann-Proppert, Bonn, ein „genialer Mix, der außerordentlich gute Ideen hervorbringen kann“. Die Themen, mit denen sich die FAH beschäftigt, sind breit gefächert und reichen von technischen Fragen der Arzneimittelherstellung, Analytik und Hygiene bis hin zum Arzneipflanzenanbau und regulatorischen Fragen. Eine Arbeitsgruppe widmet sich dem Thema „Proaktive F&E im Zeitalter der Digitalisierung”.

25 FAH-Forschungsprojekte über die AiF finanziert

Die FHA ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von Guericke" e.V. (AiF), einer industriegetragenen Organisation mit rund 100 Forschungsvereinigungen aus den unterschiedlichsten Industriebranchen und Technologiefeldern, die jährlich mehrere Tausend Forschungsprojekte managt. Die öffentlichen Fördermittel der AiF aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) belaufen sich im Jahr 2016 auf rund 530 Millionen Euro, davon fließen knapp 140 Millionen Euro in die industrielle Gemeinschaftsforschung. Laut Aussage von Proppert, die gleichzeitig Präsidentin der AiF ist, hat die FAH in den letzten 25 Jahren Gelder für 25 Forschungsprojekte von der AiF zugeteilt bekommen.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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