Skandal in Bottrop

Kassen halten Millionensumme von Zyto-Apotheker zurück

Karlsruhe - 30.11.2017, 11:15 Uhr

Peter S. mit seinen Anwälten. (Foto: dpa) 

Peter S. mit seinen Anwälten. (Foto: dpa) 


Fahnder übersahen Raum mit Unterlagen in Noweda-Wannen 

Einen Teilerfolg erzielten die Verteidiger auch an anderer Stelle, indem sie zwei mögliche Rechenfehler der Staatsanwaltschaft aufzeigten. Außerdem wies der Vorsitzende Richter Johannes Hidding einen Antrag eines Nebenklägers auf Einsicht in geschwärzte Akten ab – dieser hatte laut dem Recherchebüro vorgebracht, die Nebenklage werde „sonst zum Zaungast“. Doch sei vom Gesetzgeber nicht vorgesehen, dass Nebenkläger die gleichen Akteneinsichtsrechte wie die Verteidigung haben, erklärte Hidding nach dem Bericht von „Correctiv“.

Laut dem Recherchebüro gab es außerdem eine Ermittlungspanne: Bei der Razzia vor einem Jahr sollen die Ermittlungskräfte ein als „Technikraum“ gekennzeichnetes Zimmer übersehen haben. Neben einem halben Dutzend aufgefundener Wannen des Großhändlers Noweda, in denen S. Herstellungsprotokolle gelagert haben soll, lagerten hinter der Tür weitere 18 Wannen mit Zytostatika-Bestellungen und Herstellungsprotokollen aus den Jahren 2015 und 2016, erklärt „Correctiv“. Auf den Protokollen sollen außerdem Unterschriften gefehlt haben.

Erst nach neun Monaten sollen die Wannen durch einen Zufallsfund eines Mitarbeiters bemerkt worden sein, heißt es. Die Staatsanwaltschaft argumentiert laut dem Recherchebüro, die Unterlagen seien digital erfasst worden und daher für die Ermittlungen nicht von Belang. Auch zur Frage, wer Zugang zu dem Raum gehabt habe, ist offenbar nicht ermittelt worden. „Wir haben dazu keine Ermittlungen durchgeführt, da die Papiere keinen Beweiswert besaßen“, erklärte die Staatsanwaltschaft laut „Correctiv“. 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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