Skandal in Bottrop

Kassen halten Millionensumme von Zyto-Apotheker zurück

Karlsruhe - 30.11.2017, 11:15 Uhr

Peter S. mit seinen Anwälten. (Foto: dpa) 

Peter S. mit seinen Anwälten. (Foto: dpa) 


Die Vernehmung eines Rechenzentrum-Mitarbeiters ergab beim Prozess gegen den Bottroper Zyto-Apotheker Peter S., dass Krankenkassen eine Summe von rund 3 Millionen Euro nicht ausgezahlt haben. Laut dem Mitarbeiter wollen sie so Schadensersatzansprüche ausgleichen können, schreibt das Recherchenetzwerk Correctiv.

Am Mittwoch wurde beim Prozess um den, wegen Unterdosierungen angeklagten, Zyto-Apotheker Peter S. vom Landgericht Essen der Prokurist Thomas Tix des Apothekenrechenzentrums ALG vernommen. Nach Aussage des Mitarbeiters habe die Bottroper Apotheke seit 2012 alle Kassenrezepte – wie später auch Privatrezepte – über die Firma abgerechnet, berichtet das Recherchenetzwerk Correctiv aus dem Gerichtssaal. 
Da die Staatsanwaltschaft alle Krebsmittel aus dem Zyto-Labor von S. als fehlerhaft hergestellt ansieht, beläuft sich der geschätzte Gesamtschaden allein hierfür auf gut 56 Millionen Euro – hinzu kommen noch weitere Arzneimittel, die aber nicht Teil der Anklage sind. 

Apotheke schuldet dem Rechenzentrum 30 000 Euro

Wie Tix laut „Correctiv“ aussagte, halten mehrere Krankenkassen eine Summe von 3 Millionen Euro zurück – für mögliche Schadensersatzansprüche, so Tix. Außerdem schulde die Apotheke, die ohne Zyto-Labor weitergeführt wird, dem Rechenzentrum eine Summe von rund 30 000 Euro.

Ein Teil der Befragung drehte sich um den Herstellerrabatt – auch da die Pharmafirmen womöglich Unregelmäßigkeiten hätten feststellen können, wenn die verkauften Wirkstoffmengen nicht zu den Rabattzahlungen passten. Nachfragen zu dem Thema von einem Nebenklage-Vertreter sollen laut „Correctiv“ jedoch durch die Verteidigung von S. verwehrt worden sein – der Vorsitzende Richter habe dem Einwurf stattgegeben. 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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