Zukunft des Einzelhandels

Gibt es in Fußgängerzonen bald nur noch Ketten und Franchise?

Düsseldorf - 12.09.2017, 07:00 Uhr

Überall das Gleiche: DAZ.online-Autor Torsten Schüller hat sich mit der Frage beschäftigt, warum sich deutsche Innenstädte immer weiter aneinander angleichen. (Foto: dpa)

Überall das Gleiche: DAZ.online-Autor Torsten Schüller hat sich mit der Frage beschäftigt, warum sich deutsche Innenstädte immer weiter aneinander angleichen. (Foto: dpa)


Starke Konzentrationsprozesse

„Die Konzentration im Einzelhandel führte in deutschen Innenstädten nicht selten zur Uniformität des Betriebs- und Warenangebotes“, heißt es zusammenfassend in einer Einzelhandels-Untersuchung, die die Stadt Wiesbaden bei der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) in regelmäßigen Abständen aktualisieren lässt. Demnach haben die „Warenhäuser und der Fachhandel ihre Funktion als Leitbetriebe der Innenstädte zum Teil verloren. An ihre Stelle treten Handelsmarken aus dem Textilbereich, Elektronikmärkte und neuerdings auch Anbieter des täglichen Bedarfs wie Drogeriewaren sowie Nahrungs- und Genussmittel.“

Viele Gesichter des Handels

Doch so einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht, ist die Lage offenbar nicht. „Nicht jede Filialisierung ist offensichtlich, verlässliche Daten liegen nicht vor“, sagt Stefan Holl gegenüber DAZ online. Holl ist Geschäftsführer der (GMA). Er weiß, dass der Handel viele Gesichter hat - was hinter einer Fassade steckt, sei vor Ort nicht immer als Filiale erkennbar. „Der Einzelhandel kennt viele verschiedene Formen. Nicht überall, wo man eine Filiale vermutet, ist auch Filiale drin.“ So könne ein Geschäft, das den Namen einer bekannten Marke trägt, auch von einem Einzelkaufmann geführt sein. Es könne sich aber auch um einen Franchisebetrieb handeln. Von außen jedenfalls sehe man nicht immer, welche Geschäftsform sich dahinter verberge.

Eines allerdings ist nach den Worten von Holl klar: Der Einzelhandel ist seit Jahrzehnten geprägt durch Konzentrationsbewegungen, die Zahl der Betriebe hat kontinuierlich abgenommen. Das gelte übrigens nicht nur für inhabergeführte Geschäfte, sondern auch für Filialbetriebe. Und dieser Konzentrationsprozess hält nach seiner Erkenntnis weiter an. Dabei spielten Faktoren wie Standort, Know-how, Kapitalausstattung oder auch die Betriebsform eine Rolle. Nach Erkenntnissen seines Hauses hätten neben gesellschaftlichen und demografischen Veränderungen wie Stagnation beziehungsweise Rückgang der Bevölkerungszahl, der wachsende Anteil älterer Menschen oder der Trend zu kleineren Familien sowie die Neubewertung von Standortfaktoren diese Veränderungen ausgelöst.

Zudem habe der Anstieg der Mobilität einen erheblichen Einfluss auf das Erscheinungsbild im Einzelhandel gehabt. Neben einer verstärkten Stadt-Umland-Wanderung seien auch „autokundenorientierte“ Standorte außerhalb von geschlossenen Siedlungen entstanden.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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