Erstmalig Etomidat

Experimentelle Mischung bei Hinrichtung in Florida

Stuttgart - 25.08.2017, 17:45 Uhr

US-Gefängnisse experimentieren derzeit bei Exekutionen, weil sie die ursprünglichen Arzneimittel nicht mehr bekommen. (Foto: picture alliance / AP Photo)

US-Gefängnisse experimentieren derzeit bei Exekutionen, weil sie die ursprünglichen Arzneimittel nicht mehr bekommen. (Foto: picture alliance / AP Photo)


Hersteller kritisiert den Einsatz

Etomidat-Hersteller Janssen kritisierte den Einsatz. Das Unternehmensziel sei es „Leben zu retten und zu verbessern“. Laut dem Sender CNN unter Berufung auf die Behörden verlief die Tötung ohne Zwischenfälle. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur AP sollen eine Minute nach der Injektion die Füße von Asay zu zittern begonnen haben. Zwei bis drei Minuten später sei er regungslos gewesen. Nach elf Minuten wurde sein Tod festgestellt, heißt es. 

Etomidat

Etomidat ist ein potentes Hypnotikum, das  intravenös gegeben wird. Es wirk schnell, hat jedoch keine analgetischen Eigenschaften. Es führt nach i.v. Injektion innerhalb von 10 Sekunden zum Einschlafen. Im Bereich hypnotischer Dosen zeigt Etomidat keine relevanten Beeinflussungen der Vitalfunktionen.

Handelsname: Hypnomidate, Etomidat-Lipuro

Seit der Bezug der Bestandteile der Giftspritze, insbesondere der Narkosemittel, zunehmend schwieriger wird, setzen einige Staaten verstärkt auf „compounding pharmacies“, also Apotheken, die den tödlichen Cocktail als Rezeptur herstellen. Laut einem Bericht der Berliner Morgenpost ist dies ein lohnendes Geschäft: So soll ein Hersteller in Kalifornien dem zuständigen Justizministerium 200 Gramm einer bestimmten Substanz für 500.000 Dollar angeboten haben. Da die Todesstrafe in der US-Bevölkerung immer noch einen stabilen Rückhalt besitzt, suchen die US-Bundesstaaten ob der immer knapper werdenden Giftvorräte nach Alternativen zur tödlichen Injektion. So erlauben einige Staaten zusätzlich den Strick oder den Einsatz von Gaskammern. Andere verwenden als Reservelösung den elektrischen Stuhl oder die Möglichkeit, die Verurteilten zu erschießen, sollten irgendwann keine Substanzen für die Giftspritze mehr verfügbar sein. Keine dieser Methoden gilt jedoch unter Medizinern und Juristen im Sinne der Verfassung als human.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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