Todesstrafe in den USA

Pfizer stoppt Lieferungen für Todesspritzen

Berlin - 15.05.2016, 18:00 Uhr

Kein Gift für die Todesspritze mehr: Die Pfizer-Tochter Hospira will keine Medikamente für die Todesstrafe ausliefern. (Foto: Pfizer)

Kein Gift für die Todesspritze mehr: Die Pfizer-Tochter Hospira will keine Medikamente für die Todesstrafe ausliefern. (Foto: Pfizer)


Der US-Pharmakonzern Pfizer will verhindern, dass seine Medikamente für die Todesstrafe eingesetzt werden. Insgesamt will Pfizer sieben Medikamente nicht mehr ausliefern. Die US-Behörden können nun legal kaum mehr an Medikamente für ihre Giftspritzen herankommen.

Die Todesstrafe wird in den USA noch in 32 Staaten angewendet. Die meisten Staaten verwenden eine tödliche Arzneimittelmischung von drei verschiedenen Wirkstoffen. Es gelten strenge Regeln bei der Verwendung von diesen Arzneimitteln. Nur wenige Stoffe sind in den Verfassungen der einzelnen Staaten und der Arzneimittelbehörde FDA zugelassen.

In den vergangenen Jahren hatten immer mehr Unternehmen die Lieferungen an US-Behörden gestoppt. Die EU beschränkt seit 2011 die Ausfuhr von Substanzen für diese Giftcocktails. Dies betrifft vor allem das Betäubungsmittel Natrium-Thiopental. Als Ersatz verwenden die Behörden mancher Bundesstaaten Pentobarbital. Die von Pfizer im vergangenen Jahr erworbene US-Pharmafirma Hospira stellt mehrere dieser Substanzen her. Insgesamt will Pfizer die Verwendung von sieben verschiedenen Präparaten verhindern.

Pfizer sei das letzte von mehr als 20 europäischen und US-amerikanischen Unternehmen, das tödliche Injektionen mit seinen Pharmaprodukten verhindere, schrieb die „New York Times“. Damit steht den US-amerikanischen Behörden offiziell keines der zugelassenen Mittel mehr zur Verfügung. Auf offiziellem Weg können die Gefängnisbehörden damit nach Ansicht von Experten keine Medikamente mehr für ihre Giftspritzen erwerben.

US-Staaten erhalten Arzneimittel über dubiose Lieferwege

Aber wie genau will Pfizer verhindern, dass die Medikamente an die US-Behörde ausgeliefert werden? Für eine ausgewählte Gruppe von Produkten seien die Regeln für den Weiterverkauf verschärft worden, teilte der Konzern mit. Dies solle verhindern, dass sie widerrechtlich für Hinrichtungen eingesetzt werden.

Zuletzt war es für die Behörden immer schwieriger geworden, an zugelassene Medikamente zu kommen. Versuche, auf andere Substanzen umzusteigen, hatten zu mehreren fehlgeschlagenen Hinrichtungen geführt. Anwälte von Todeskandidaten gingen vor Gericht gegen Bemühungen der Gefängnisbehörden vor, mit verdeckten Mitteln Präparate zu erwerben. Einige Bundesstaaten haben bereits dubiose Wege gefunden, an Medikamente heranzukommen. So versuchten einige Staaten, die Mittel durch Strohmänner oder in staatlich kaum regulierten, speziellen Apotheken zu erwerben. Andere wollten nicht von der FDA genehmigte Substanzen importieren. In einigen Staaten werden Hinrichtungen immer wieder verschoben.

In einigen Bundesstaaten sind nun der elektrische Stuhl oder Erschießungskommandos erlaubt, wenn die Medikamente für die Giftspritze nicht erhältlich sind. Die Probleme mit der Medikamentenbeschaffung sind ein Grund, warum die Zahl der Hinrichtungen in den USA in den vergangenen Jahren abgenommen hat.


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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