Apothekenthemen im Bundestag

Kassen: Zu hohes Apothekenhonorar ermöglicht Rx-Boni

Berlin - 15.05.2017, 13:45 Uhr

Sparen beim Apothekenhonorar: Aus Sicht des GKV-Spitzenverbandes macht es erst das zu hohe Apothekenhonorar möglich, dass Versandapotheken überhaupt Boni und Rabatte gewähren. (Foto: Sket)

Sparen beim Apothekenhonorar: Aus Sicht des GKV-Spitzenverbandes macht es erst das zu hohe Apothekenhonorar möglich, dass Versandapotheken überhaupt Boni und Rabatte gewähren. (Foto: Sket)


Krankenkassen wollen beim Apothekenhonorar sparen

Den Vorschlag der Grünen-Fraktion hinsichtlich einer Teil-Deregulierung der Preisbindung findet der Kassenverband gut. Statt eines Versandverbotes werde nämlich vielmehr eine „ökonomische Lösung durch eine Anpassung der Apothekenvergütung“ benötigt, schreiben die Kassenvertreter. Dass Boni und Rabatte überhaupt möglich sind, ist laut GKV-Spitzenverband wohl ein Zeichen dafür, dass das Apothekenhonorar zu hoch ist. Wörtlich heißt es: „Wenn ausländische Versandapotheken Patientinnen und Patienten auf Basis der bestehenden Apothekenvergütung substantielle Boni zukommen lassen können, ist zu hinterfragen, inwiefern die Vergütungshöhe Wirtschaftlichkeitsreserven aufweist. Bei einer angemessenen Vergütungshöhe wäre das Gewähren von Boni in dieser Höhe nicht möglich.“

Wie im Grünen-Antrag vorgeschlagen, finden auch die Kassen, dass Ansätze wie das Höchstpreismodell hingegen nicht zu einer Mehrbelastung der Versicherten führten. Offenbar setzen die Kassen auch große Hoffnungen auf das Honorargutachten des Bundeswirtschaftsministeriums, dass das BMWi noch in diesem Herbst präsentieren will. „Angemessene Vergütungshöhen könnten in Kürze auch auf Basis des derzeit in Erarbeitung befindlichen Gutachtens des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) zur Apothekenvergütung festgelegt werden.“ Denkbar ist es aus Kassensicht auch, dass einzelne Kassen Selektivverträge mit Versandapotheken abschließen, um den Versicherten „Effizienzgewinne“ zukommen zu lassen.

Die anderen bislang eingereichten Stellungnahmen offenbaren wenig Überraschendes. Die ABDA bleibt weiterhin bei ihrer Forderung nach einem Rx-Versandverbot. Der Preiswettbewerb müsse ausgeschlossen werden. Ziel der Preisbindung sei es, Patienten vor „Übervorteilung“ zu schützen, Apotheker vor einem „ruinösem Wettbewerb“ zu bewahren, der Bevölkerung Versorgungslücken zu ersparen und das Sachleistungsprinzip umzusetzen. Mit Blick auf die Apotheker, die im Falle eines Verbotes ihre Versandhandelserlaubnis aufgeben müssten, erklärt die ABDA, dass der Erhalt des bestehenden Preissystems wichtiger sei als die „relativ geringen Nachteile“, die sich für die Betriebserlaubnisinhaber ergäben.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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11 Kommentare

Finde den Fehler

von Hummelmann am 19.05.2017 um 13:00 Uhr

Trotz meiner 27 Jahre Berufserfahrung bin ich jedes Mal aufs Neue erstaunt, wie wenig Sachverstand man braucht um bei der Gesetzlichen Krankenkasse Karriere zu machen.
Hier die gute Nachricht des Tages:
Die guten Zeiten für Dampfplauderer sind vorbei. Der Wähler und der Kunde ist viel schlauer als mancher Funktionär meint. Gäbe es einen echten internationalen Preiswettbewerb und transparente Leistungsbeschreibungen bei der Wahl der Pflichtkrankenkassen, dann gingen einige Anbieter in der GKV längst pleite. Wer nach mehr internationalen Wettbewerb und weniger Lohnvergütung in den deutschen Apotheken schreit, sollte zuerst mal im eigenen Haus diese Ideen in die Tat umsetzen.
Das wäre so nicht möglich, meinen Sie?
Dann lautet Ihre Aufgabe:
"FINDE DEN FEHLER !"

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Unverschämte KKassen ! Alle ??

von Heiko Barz am 16.05.2017 um 11:00 Uhr

Ich hatte jüngst einen Traum.
Die Deutschen Apotheken hätten sich kurz entschlossen geeingt, nur noch Arzneimittel jeglicher Art gegen Bargeld abzugeben.
Die Rezepte werden den Patienten quittiert mitgegeben, um sie bei der KKasse sofort wieder in Bares zurüchzuführen.
Jetzt erst würde das beginnen, was eigentlich die Aufgabe dieser Institute ist, nämlich die sofortige Vergütung.
Was hat der Apotheker als eK. Mit diesem Vorgang zu tun?
Wir haben für die ordnungsgemäße Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln zu sorgen.
Alles andere wurde uns über viele Jahrzehnte Stück für Stück ohne großen Widerstand zu unserem Nachteil auferlegt.
( Es hätte ja schlimmer kommen können.......!!.)
Leider erwachte ich aus diesem schönen Traum schweißbedeckt , als die Nachtglocke schellte und ich in die reale Welt zurückfiel, um 20 Paracetamol abzugeben , die dann aber doch wegen der Notdienstgebühr zu teuer seien und hätte doch Zeit bis zur normalen Öffnugszeit.
Bei meiner Bemerkung, mein Gegenüber könnte doch beim Versandhandel preiswerter davon kommen, spürte ich einen imaginären Tiefschlag in meinen Magen des wütend vor der ApoKlappe Stehenden.
Na ja, die Nacht war wieder mal gelaufen.

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Einsparpotential

von Dr. Arnulf Diesel am 16.05.2017 um 8:46 Uhr

Meine Empfehlung: Die "Experten" des GKV Spitzenverbandes sollten mal nach Indonesien fahren um sich über Einsparpotentiale zu informieren. Es hat mich erstaunt, wie günstig dort eine ärztliche Behandlung zu haben ist, ein großes Blutbild innerhalb von 3 Stunden für 5 Euro, riesige Krankenzimmer mit Sofa für Angehörige zum Jugendherbergstarif. Soweit nicht importiert, sind Arzneimittel auch viel billiger als hier. Die Kassenbeiträge natürlich ebenso, weil die Angestellten auch weniger verdienen. Ok, Indonesien ist sehr weit, das geht über den geistigen Horizont vieler Menschen hinaus - aber wie wäre es mit der Öffnung des deutschen Krankenversicherungswesens für EU Krankenkassen, z.B. aus Polen?

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Praktikant am Werk?

von mw am 15.05.2017 um 15:53 Uhr

Bei der Stellungnahme des GKV könnte man fast meinen, es sei ein Praktikant am Werk gewesen. Selten etwas gelesen, was von weniger Wissen strotzt. Dass die ausländischen Versender ihr Geld von sonst wo bekommen,sollte sich eigentlich bis in die letzten Winkel der kranken Kassen herumgesprochen haben. Dass man von diesen Versendern allgemein auf alle Apotheken schließt ist mehr als lächerlich!
Wenn ich sehen, dass der Anteil an den Gesamtausgaben im Gesundheitswesen von 20.000 Apotheken über die Hälfte geringer ist, als der Anteil von den Verwaltungskosten von nur 145 kranken Kassen glänzt diese Stellungnahme schon an Lächerlichkeit. Vor allem, wenn man überlegt, wie viele Milliarden Euro die kranken Kassen durch die Apotheken einsparen, wie hoch die Werbeausgaben und die Bonizahlungen der Kassenchefs sind. Ich sehe da ganz woanders ein deutlich höheres Einsparpotential...
Und dann noch zu behaupten, der Versandhandel sei ein wichtiger Faktor für die Versorgung setzt dem Ganzen dann die Krone auf. Ein Projekt, das über knapp 14 Jahre zwischen 1-2% am Gesamtmarkt herumgedümpelt und bis vor dem Urteil sogar einem abnehmenden Trend gefolgt ist, als erfolgreich darzustellen, ist eine Farce!

Zumindest ein bisschen besser hätte sich dieser Praktikant informieren können, aber so ist die Stellungnahme mehr als lächerlich! Und das gegenüber einheimischen Unternehmen, die die Zuzahlungen ähnlich wie Inkassounternehmen eingetrieben haben!

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Augen auf!

von Sven Oliver Conrad am 15.05.2017 um 15:36 Uhr

Wie viel Defizit stand in der Bilanz von "Zur Rose" zuletzt bitte noch? Da sollte sich doch für den "frischen Wind" beim Umsatz jüngst erst neu aufmunitioniert werden, damit endlich die gewünschten Fallzahlen kommen. Anders wird das nämlich nichts; im Sinne von qualitativem Wettbewerb würde da NIE eine großartige Steigerung bei rauskommen...

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Reserven

von Karl Friedrich Müller am 15.05.2017 um 15:16 Uhr

gibt es bei den KK, weil dort im Schnitt das Doppelte verdient wird wie in Apotheken.
Also erst mal dort anfangen und auf Apothekenvergütungsniveau drücken.
Dann nimmt der Staat am MwSt mehr ein, als die Apotheken für ihre Arbeit erhalten. Ohne einen Finger krumm zu machen.
Also auch dort die Steuer streichen oder mindestens auf 7% kürzen.
Wenn dann alle anderen Leistungsanbieter ebenso wie Apotheken zur Kasse gebeten und bei Erhöhungen ignoriert werden, dann könnten wir mal weiterreden...

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AW: "Im Schnitt das Doppelte verdient ..."

von Holger am 16.05.2017 um 8:43 Uhr

Fokussieren Sie da wieder mal nur auf die Chefs?
Fände ich ziemlich einseitig! Ich nehme nämlich an, dass wir bei einer Betrachtung der Gehälter ALLER in öffentlichen Apotheken tätigen Personen im Vergleich zu den Gehältern ALLER bei Krankenkassen tätigen Personen deswegen eher in den Apotheken über dem Durchschnitt liegen, weil bei uns halt mehr als jeder Zehnte Inhaber ist - bei den Krankenkassen jedoch nur etwa jeder Zehntausendste im Vorstand sitzt und damit ein Gehalt bezieht, dass das des "typischen" Apothekeninhabers in der Tat überschreiten dürfte.

Honorar

von Anita Peter am 15.05.2017 um 15:10 Uhr

Das Honorar für die Versender ist zu hoch. Für reine Distributoren, die mit dem Honorar keine Gemeinwohlpflichten querfinanzieren müssen, und dazu noch freie Einkaufskonditionen haben, ist das Honorar eindeutig zu hoch.

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AW: Verlust

von Erik Modrack am 15.05.2017 um 15:42 Uhr

.. und dennoch werden Verluste geschrieben!

Kohle mit Ende

von Dr Schweikert-Wehner am 15.05.2017 um 15:01 Uhr

Ich weiß ja nicht was die bei der GKV rauchen, aus der Apotheke ist das eher nicht.
Ich hab mir mal die neue Rezepturvergütung angeschaut. Bei den Aufschlägen kann ich keinen Ungelernten die Salbe u.ä. machen lassen, den auch der bekommt ja Mindestlohn. Egal was bei dem EUGH Problem rauskommt, das Apothekensterben wird weiter gehen, es sei denn unsere Pauschalen würden verdoppelt.

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Keine Ahnung!

von Christian Giese am 15.05.2017 um 14:56 Uhr

An welche Wand lässt sich die Apothekerei noch spielen?

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