Gröhe zum Rx-Versandverbot

„Versandapotheken haben Kompromiss gekippt“

Berlin - 12.12.2016, 14:50 Uhr

Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) ist vom Rx-Versandverbot weterhin überzeugt. (Bild: dpa)

Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) ist vom Rx-Versandverbot weterhin überzeugt. (Bild: dpa)


Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) bleibt dabei: Der Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln soll verboten werden. In einem Interview mit dem SWR sagte Gröhe, dass die Versandapotheken einen „Kompromiss“ gekippt hätten. Zur Sicherstellung einer guten, „beratungsstarken“ Apothekenversorgung sei das Rx-Versandverbot daher der richtige Schritt.

Obwohl der Koalitionspartner schon davon ausgeht, dass das Rx-Versandhandelsverbot tot ist, bevor es überhaupt zum Leben erweckt wurde, steht die CDU zu ihrem Wort: In einem Interview mit dem Südwestrundfunk (SWR) bekräftigte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) seine Forderung nach dem Verbot.

Gröhe erklärte seine Forderung nach der Einschränkung des Versandhandels damit, dass man mit den Versandapotheken einen Kompromiss gefunden habe, den sie selbst nun gebrochen haben: „Den früher gefundenen Kompromiss, den Onlinehandel zwar zuzulassen, aber mit denselben Preisen wie in der Apotheke, haben die Versandapotheken gekippt. Und jetzt halte ich es für angemessen, dass wir das, was 21 EU-Staaten tun – nämlich zur Sicherstellung einer guten Versorgung den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln zu untersagen –, dass wir diesen Schritt auch gehen“, erklärte der Minister in dem Radiointerview.

Gröhe wies auch darauf hin, dass man die Debatte um das Versandhandelsverbot nicht mit der Diskussion um zu hohe Arzneimittelpreise verwechseln dürfe. „Es geht nicht darum, Preise künstlich hochzuhalten. Wir machen Rabattverträge, wir haben gerade vorgeschlagen, das Preismoratorium zu verlängern. Natürlich geht es uns darum, die Preisentwicklung in Schach zu halten“, sagte Gröhe.

Gröhe will an sieben Tagen die Woche in die Apotheken gehen können

Zum Apothekenmarkt hat Gröhe eine klare Meinung. Er wies darauf hin, dass es bei den Auswirkungen des EuGH-Urteils nicht um die Arzneimittelversorgung, sondern um den Arzneimittel-Verkauf gehe. Und dabei ist die Apotheke vor Ort für den Minister offensichtlich unersetzbar. Gröhe sagte:  „Wir alle verlassen uns darauf, dass wir im Ernstfall rund um die Uhr an sieben Tagen im Zweifel in der Apotheke schnell Hilfe erhalten. Als Vater von vier Kindern, weiß ich was das heißt. Wir verlassen uns darauf, an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr schnelle Hilfe zu bekommen. Wir alle wollen gute Beratung, nicht nur die Tablettenschachtel über den Tresen und nicht nur aus dem Briefkasten.“

Allerdings sieht auch Gröhe derzeit Umsetzungsprobleme. Er wies auf die Meinung der SPD zu diesem Thema hin: „Wir müssen da auch noch werben, vor allem bei der SPD“, erklärte Gröhe. Als Druckmittel auf die SPD-Bundestagsfraktion sieht der Minister offenbar den Beschluss des Bundesrates zum Rx-Versandhandel. Immerhin habe sich der Bundesrat mit Mehrheit, „auch sozialdemokratisch regierter Länder, für eine entsprechende Regelung zur Sicherstellung einer guten, ortsnahen, beratungsstarken Apothekenversorgung ausgesprochen“. Außerdem stellte Gröhe auf Nachfrage hin klar: Ein Versandhandel-Verbot für rezeptpflichtige Arzneimittel beträfe dann auch deutsche Versandapotheken.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

Freude

von Karl Friedrich Müller am 12.12.2016 um 16:16 Uhr

Hochachtung! Das hätte ich nicht gedacht.

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Bin schwer "von Oben" zu beeindrucken, aber das ......

von Wolgang Müller am 12.12.2016 um 16:14 Uhr

Es ist im allgemein eher unschönen (berufs-)politischen Umfeld eine Freude zu erleben, wie klar und sauber auf den Punkt gebracht Minister Gröhe argumentiert. Und vor Allem: Wie trocken er die Argumente der Beteiligten regelmäßig GEWICHTET. Inmitten dieser ganzen Wichtigkeits-, vorgeschobenen "Verbraucherschutz-","Gefahr-von-Außen-" und Neoliberalitäts-Schwurbelei.

Fantastisch nebenbei auch, wie väterlich-gnädig er zu uns steht. Bei all dem Unsinn, den viele von uns zu den Diskussions-Themen abstrahlen, die wir mit ihm haben.

Ich bin inzwischen ein ausgesprochener Fan, und bliebe es sogar, wenn es ihm nicht gelingen sollte, gegen Lauterbach, Glaeske und Co. das Rx-Versandverbot durchzubekommen.

Allerdings hat mich auch schon beeindruckt, wie sauber er den Papier-Medikationsplan OHNE zwingende Medikations-Freigabe-Analyse durch Apotheker gegen das vergleichbare Aufjaulen bestimmter Alleroberster aus UNSEREN Reihen durchgezogen hat. Sinngemäß auch ganz trocken in meiner Erinnerung: "Wir wollten jetzt recht bald einen Medikationsplan von den Hausärzten haben, also haben wir das SO gemacht."

Ein echtes Vorbild, dieser Mann. Und da fallen mir kaum fünf weitere ein, und nur knapp Einer aus den eigenen Führungs- und Professoren-Reihen.

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Vertrauen?

von Christian Giese am 12.12.2016 um 16:11 Uhr

Und man muss sich fragen, in welchem Bereich von Daseinsfürsorge und Gemeinwohl sie sich da noch auf notwendiges Vertrauen berufen wollen?

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Diesen Satz....

von gabriela aures am 12.12.2016 um 15:22 Uhr

..bitte in güldenen Lettern an das Williy-Brandt-Haus pinnen:

„Den früher gefundenen Kompromiss, den Onlinehandel zwar zuzulassen, aber mit denselben Preisen wie in der Apotheke, haben die Versandapotheken gekippt"

Seit über 12 Jahren haben wir die friedliche Koexistenz von Versand- und Vor-Ort-Apotheken, aber DocMo kann einfach Stagnation oder mangelnden Erfolg nicht akzeptieren.

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