Innovationsfonds

Bayerns Apotheker gehen leer aus

Berlin - 11.11.2016, 14:00 Uhr

Nix gewonnen: Bayerns Apotheker hatten sich gleich mit zwei Projekten beim Innovationsfonds beworben, gehen nun aber ohne Zuschlag leer aus. (Foto: dpa)

Nix gewonnen: Bayerns Apotheker hatten sich gleich mit zwei Projekten beim Innovationsfonds beworben, gehen nun aber ohne Zuschlag leer aus. (Foto: dpa)


Noch ist nicht abschließend geklärt, welche innovativen Versorgungsmodelle vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) Fördermittel erhalten. Klar ist aber bereits: Einige Projekte, an denen Apotheker beteiligt sind, erhalten nichts. Das überrascht. Denn G-BA-Chef Josef Hecken hatte angekündigt, mit den Förder-Millionen insbesondere Projekte zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit zu unterstützen.

Zur Erinnerung: Der Innovationsfonds wurde im vergangenen Jahr mit dem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz geschaffen. Er enthält zwei Töpfe: Einerseits sollen jährlich 225 Millionen Euro bereitgestellt werden, um innovative Versorgungsprojekte zu fördern. Um einen Zuschlag zu erhalten, müssen die Bewerber aber strenge Auflagen erfüllen. Unter anderem muss mindestens eine Krankenkasse bereit sein, sich an dem Vorhaben zu beteiligen. Weitere 75 Millionen Euro sollen Institutionen erhalten, die Projekte zur Versorgungsforschung betreiben.

Allein für die Ausschüttung der ersten Fördermittel-Tranche der Versorgungsprojekte sollen sich dem Vernehmen nach mehr als 500 Initiativen beworben haben. Darunter sind auch mehrere Projekte, an denen sich Apotheker beteiligen. Zwei groß angelegte Versorgungsmodelle, die sich um Fördermittel beworben hatten, kommen aus Bayern. Einerseits hatte die Bayerische Landesapothekerkammer gemeinsam mit der Telemedallianz Bayern, der Landesärztekammer und einer Krankenkasse ein Modellprojekt zur Erprobung des e-rezeptes in Apotheken entwickelt.

Dabei soll der Patient künftig angeben können, ob er das Rezept digital oder in Papierform haben möchte. Wird auf das Papierrezept verzichtet, soll die Verordnung auf einem zentralen Server gespeichert werden, auf den nur Ärzte und Apotheker mithilfe eines Sicherheitscodes zugreifen können. Das Vorhaben schien gute Chancen zu haben: Denn die Telemedallianz - eine Institution zur Weiterentwicklung der Telemedizin in Bayern – wird vom bayerischen Gesundheitsministerium getragen. Das Ministerium hatte dem e-Rezept-Projekt seine volle politische Unterstützung zugesagt. Daraus ist aber nichts geworden: Mitwirkende des Projektes teilten DAZ.online mit, dass sie bei der Vergabe der Fördermittel der ersten Tranche keinen Zuschlag erhalten hätten.

Bislang keine Arzneimittelprojekte bezuschusst

Ebenso erging es einem weiteren Versorgungsmodell, an dem die Bayerischen Apotheker auch beteiligt waren. Ein großes Konsortium mit mehreren Hochschulen, der Siemens Betriebskrankenkasse (SBK), einem IT-Dienstleister und einem Zusammenschluss von Gesundheitsdienstleistern der Metropolregion Nürnberg (Medical Valley) will in mehreren bayerischen Regionen den elektronischen Medikationsplan in der Versorgungspraxis testen. Die Landesapothekerkammer und der Landesapothekerverband sind in das Projekt als Kooperationspartner eingebunden. Grundsätzliches Ziel des Versorgungsmodells mit dem Namen „Partner@AMTS“ ist es, die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Arzt und Apotheker zum Wohle des Patienten zu elektronisieren und somit zu verbessern.

Auch in diesem Fall bestätigte ein Projektteilnehmer, dass der G-BA eine Absage erteilt habe. Mit beiden Modellen wollten Bayerns Apotheker eigentlich die Bundesebene beeindrucken. Denn es ging darum, zwei Ideen in der Versorgungsrealität auszutesten, die erst in ein paar Jahren flächendeckend in ganz Deutschland funktionieren sollen: das e-Rezept und der elektronische Medikationsplan.

Auch ZurRose erhält keinen Zuschlag

Bayerns Apotheker sind aber nicht die einzigen, die sich ärgern müssen. Auch die DocMorris-Mutter ZurRose hatte sich mit einem Vorhaben beworben. Gemeinsam mit dem Kassendienstleister GWQ und dem Deutschen Hausärzteverband hatte ZurRose sich ebenfalls mit einem e-Rezept-Projekt beworben. Einer Meldung des Branchendienstes Apotheke Adhoc zufolge wird aber auch dieses nicht vergütet.

Noch hat der G-BA nicht offiziell mitgeteilt, welche Projekte überhaupt eine Unterstützung erhalten. Hintergrund ist, dass einige Bewerber weniger Fördermittel als beantragt erhalten. Diesen Bewerbern wurde eine Frist eingeräumt, innerhalb derer sie von ihrer Bewerbung zurücktreten können. Einige Projekte haben sich allerdings schon in der Öffentlichkeit dazu bekannt, dass sie Zuschüsse erhalten. Besonders freuen kann sich die Hansestadt Hamburg. Dort erhalten Informationen der ÄrzteZeitung zufolge nämlich gleich drei Initiativen insgesamt 22 Millionen Euro. Allerdings geht es in diesen Projekten nicht um Arzneimittel, sondern beispielsweise um psychisch Erkrankte und um die Unterstützung von Pflegebedürftigen in sozial schwachen Bezirken.

G-BA Chef Josef Hecken hatte noch im Februar bekundet, dass er Projekte zur Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) für besonders geeignet hält, eine Fondsförderung zu erhalten. Bislang ist kein einziges bezuschusstes Projekt bekannt, das sich mit dieser Thematik beschäftigt. Es bleibt also spannend, welche Initiativen noch belohnt werden.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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