Von Aleppo nach Herdecke

Junge Syrerin auf dem Weg zum Pharmaziestudium

Herdecke - 27.09.2016, 14:00 Uhr

Die 22-jährige Walaa Ajlan (2. von links) im Labor der Sonnen-Apotheke mit (von links) Apothekerin Sabine Renkl, ihrer Schwester Fatma (18) und Filialleiterin Sabine Döling.  (Foto: Elisabeth Semme / Westfalenpost)

Die 22-jährige Walaa Ajlan (2. von links) im Labor der Sonnen-Apotheke mit (von links) Apothekerin Sabine Renkl, ihrer Schwester Fatma (18) und Filialleiterin Sabine Döling.  (Foto: Elisabeth Semme / Westfalenpost)


Erst vor rund einem Jahr ist die 22 Jahre alte Walaa Ajlan nach Deutschland gekommen. Nachdem sie sich selber Deutsch beibrachte, hat sie jetzt ein Praktikum in der Sonnen-Apotheke in Herdecke absolviert und dabei Apothekerin und Mitarbeiter begeistert.

22 Jahre alt ist die Syrerin Walaa Ajlan und auf dem besten Wege, ein Pharmazie-Studium in Deutschland zu beginnen. Eine Unterstützerin auf ihrem Weg hat sie bereits mit der Apothekerin Sabine Renkl gefunden, die in der nordrhein-westfälischen 22.800-Einwohner-Stadt Herdecke die Post- und die Sonnen-Apotheke betreibt.

„Walaa ist ein ganz beeindruckender Mensch. Alle Mitarbeiterinnen sind total begeistert von ihr“, sagt Renkl. In der Sonnen-Apotheke, ihrer Filial-Offizin, ermöglichte die Apothekerin der 22-Jährigen ein Monatspraktikum, dass sie in den vergangenen Tagen erfolgreich und mit viel Engagement und Fleiß abgeschlossen hat. „Walaa kam zu mir in die Apotheke und erzählte mir, sie wolle Pharmazie studieren und benötige noch das Praktikum“, erzählt Renkl. Dann habe sie ihr das in der Sonnen-Apotheke ermöglicht.

Deutsch auf YouTube selbst beigebracht

Erst seit rund einem Jahr ist die junge Syrerin mit ihrer Familie in Deutschland. Mittlerweile wohnen ihre Eltern, ihre jüngere Schwester und sie in Herdecke. Zuvor hatten die Ajlans ihre Heimatstadt Aleppo im Norden Syriens wegen des verheerenden Bürgerkrieges verlassen müssen und waren zunächst in die Türkei geflohen.

„Walaa spricht bereits fließend Deutsch“, berichtet Renkl. Dabei hatte sich die junge Frau die Sprache zunächst selbst mit Hilfe eines Sprachkurses auf YouTube  beigebracht. Ein arabischer Lehrer bietet das dort an. Anschließend hat sie einen Sprachkurs mit dem B1-Zertifikat absolviert. Aktuell arbeitet sie bereits daran, auch noch das C1-Zertifikat zu erhalten, um zum Sommer-Semester mit dem Pharmazie-Studium beginnen zu können. Ihr Abitur aus Syrien ist bereits in Deutschland anerkannt worden.

Förderung durch die Otto-Benecke-Stiftung

Eine Förderung für den Sprachkurs, der ein halbes Jahr dauert, bekommt die junge Syrerin von der Otto-Benecke-Stiftung. Dieser gemeinnützige Verein mit Sitz in Bonn fördert seit 1965 vor allem Programme zur Integration. Benannt ist er nach Otto Benecke, der 1919 der erste Vorsitzende des Dachverbandes der Deutschen Studentenschaft war. „Den Sprachkurs und die Förderung hat sie sich alles selbst organisiert“, erzählt Renkl beeindruckt.

Hoffnung, dass mit der Studien-Zulassung alles klappt

„Ich werde sie in jedem Fall weiter begleiten auf ihrem Weg und sie unterstützen“, sagt die Apothekerin. Sie werde in jedem Fall in Kontakt bleiben und schauen, wo sie ihr helfen könne. So habe sie ihr beispielsweise bei der Beschaffung der notwenigen Bücher geholfen. „Ich hoffe, dass das mit dem Studium und der Zulassung mit dem Numerus Clausus und so auch klappt“, sagt sie. Sie fände es schade, wenn Walaa nun enttäuscht würde, nachdem sie sich so vieles so hart und so fleißig erkämpft habe.

Begeistert ist sie auch davon, dass Walaa mit ihrer Zielstrebigkeit, ihrem Ehrgeiz und ihrem Fleiß so gar nicht dem Bild entspricht, das bestimmte Kreise gerne über Flüchtlinge in der Öffentlichkeit verbreiten wollen. „Denen werden viele Steine in den Weg gelegt und sie haben es wirklich nicht einfach“, sagt Renkl. „Ich hoffe, ich kann helfen, ein paar Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen“, sagt die Apothekerin.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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