Donepezil & Co.

Status quo der Alzheimertherapie

22.09.2016, 15:00 Uhr

Unterstützen zu Beginn der Erkrankung Alzheimerpatienten im Alltag: Kleine Merkhilfen (Foto:RAM / Fotolia)

Unterstützen zu Beginn der Erkrankung Alzheimerpatienten im Alltag: Kleine Merkhilfen (Foto:RAM / Fotolia)


Trotz Antikörper-Euphorie, beschränkt sich derzeit die Alzheimertherapie noch auf Donepezil, Galantamin, Rivastigmin und Memantin. Welcher Patient profitiert von welchem Arzneimittel? Und: Hilft Donepezil Off-label auch bei schwerer Demenz? 

Alzheimerpatienten können bislang nicht geheilt werden. Die Therapiemöglichkeiten sind begrenzt – und ernüchternd: Keines der zugelassenen Arzneimittel verhindert die Krankheitsprogression. Zeigen die Patienten erste Symptome der neurodegenerativen Erkrankung, sind meist bereits 70 Prozent der betroffenen Neurone zerstört. Insbesondere Neurone des cholinergen Systems trifft der Zelluntergang bei Morbus Alzheimer. Wichtigstes Kerngebiet für cholinerge Neurone ist der Nucleus basalis Meynert im Frontalhirn. Von hier projizieren cholinerge Neurone zum Neocortex, wo Aufmerksamkeit, Aktivität und gezielte Bewegungen gesteuert und die Informationen des Sinnessystems verarbeitet werden.

Der Nucleus basalis Meynert spielt eine bedeutende Rolle bei Lern- und Gedächtnisleistungen des Gehirns. Der Untergang von Acetylcholinneuronen und der Mangel dieses Neurotransmitters werden mit der Alzheimer-Erkrankung assoziiert. Es liegt daher nahe zu versuchen, durch Arzneimittel dieses cholinerge Defizit zu kompensieren. 

Schweregrade bei Alzheimer

Die pharmakologische Therapie der Erkrankung ist stets nur ein Standbein im Gesamttherapiekonzept. Patienten und ihre Angehörigen benötigen meist auch eine begleitende psychosoziale Betreuung.

Anhand des Mini-Mental-Status-Test (MMST) wird versucht, die Demenzerkrankung bei Patienten einem Schweregrad zuzuordnen. Der MMST dient sowohl der primären Einteilung der Schwere der vorliegenden Demenz, wird aber auch zur Verlaufskontrolle herangezogen. Er überprüft die kognitiven Funktionen der Erkrankten, die beispielsweise leichte Rechenaufgaben lösen, sich drei Begriffe merken und Fragen zur Orientierung (Aufenthaltsort, Jahreszeit) beantworten müssen. Insgesamt umfasst der MMST neun Aufgabenkomplexe – je nach Anzahl korrekt gelöster Aufgaben erfolgt die Einteilung anhand eines Punkte-Scores in die drei Kategorien leichte, moderate/mittelschwere und schwere Alzheimer-Demenz. Dies ist jedoch nicht ganz einfach: Die einzelnen Stufen sind nicht scharf voneinander zu trennen – auch weist die Leitlinie darauf hin, dass der Test abhängig vom Bildungs- und Sprachniveau der Patienten sei. Sowohl die amerikanische als auch europäische Zulassungsbehörde, FDA und EMA, orientieren sich bei der Zulassung antidementiver Arzneimittel an dieser Einteilung.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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