Die letzte woche

Mein liebes Tagebuch

17.04.2016, 08:00 Uhr

Rückblick auf die letzte Woche (Foto: Andi Dalferth)

Rückblick auf die letzte Woche (Foto: Andi Dalferth)


Wie zockt man Apotheker ab? Klar, mit Nullretax for ever und mit Margendeckelung bei Hochpreisern. Damit wir’s nicht so merken: vielleicht ein paar Cent mehr bei der BtM-Gebühr und Rezepturpreisen? Für wie dumm hält man uns?

11. April 2016

Das ist doch langsam schon crazy, oder? Der Deutsche Apothekerverband und der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen konnten sich auf ihrer jüngsten Sitzung wieder nicht auf einen Kompromiss im Retaxstreit einigen. Den vom Schiedsstellenleiter Rainer Hess vorgelegten Lösungsvorschlag akzeptierten weder Apotheker noch Krankenkassen. Es war schon die dritte Sitzung im Schiedsverfahren. Mein liebes Tagebuch, das ist fast schon schlimmer als der Streit zwischen der Lokführer-Gewerkschaft und der Deutschen Bahn. Ich vermute mal, die Kassen wollen nicht einsehen, dass eine Nullretaxation bei Formfehlern eigentlich pervers ist. Da erbringen die Apotheker eine Leistung, versorgen den Patienten mit seinen Arzneimitteln und – mal überspitzt formuliert: Weil auf dem Rezeptblatt ein i-Punkt nicht genau über dem Buchstaben sitzt, zahlen sie dem Apotheker gar nichts. Der Apotheker muss, weil er einen winzigen meist vom Arzt verursachten Formfehler übersehen hat, der Kasse das Arzneimittel schenken! Pervers, einfach nur krank. Wenn man versucht, das einem Nicht-Apotheker zu erklären, erntet man nur Kopfschütteln. Das gibt es sonst nirgends auf der Welt. Nur bei den deutschen gesetzlichen Krankenkassen. Und wir lassen uns jahrelang einfach abzocken. Mein liebes Tagebuch, hoffen wir, dass unser Apothekerverband bei der nächsten Sitzung in der zweiten Maihälfte nicht nachgibt. Die Abzockerei muss ein Ende haben. Soll es doch auf einen Schiedsspruch hinauslaufen! Dem sehen wir mal gelassen entgegen.

12. April 2016

Den Pharmadialog hatte Bundesgesundheitsminister Gröhe ins Leben gerufen: Mehrmals haben sich in den vergangenen anderthalb Jahren das Gesundheits-, Wirtschafts- und Forschungsministerium mit Vertretern der pharmazeutischen Industrie, aus Wissenschaft und Forschung sowie der Gewerkschaft IG BCE zu einem Gedankenaustausch getroffen. An und für sich keine schlechte Idee. Allerdings: Krankenkassen, Apotheker und Ärzte durften nicht dabei sein, was schon wieder seltsam anmutet. Und was das Gesundheitsministerium aus den Erkenntnissen gemacht hat, dürfte nicht allen Beteiligten gefallen. Die Pharmaindustrie wird bei neuen Originalpräparaten gerupft. Sie darf nicht mehr ein Jahr lang ihren Wunschpreis für ihre Innovation festlegen. Das Gesundheitsministerium will in Zukunft eine Umsatzschwelle einführen: Bis zu dieser Schwelle soll der freie Preis abgerechnet werden dürfen, danach gilt der Erstattungsbetrag. Mondpreise sind dann erstmal weg. Positives gab’s für die Generikahersteller: Sie sollen mehr Zeit, nämlich sechs Monate bekommen, um sich auf Rabattverträge einstellen zu können. Ein kleines Zuckerle für Hersteller von Antibiotika: Diese Arzneimittel sollen in Zukunft nicht mehr in Festbetragsgruppen aufgenommen werden, wenn sie wegen Resistenzen für die Versorgung wichtig sind. Worauf man sich sonst noch verständigte: Securpharm soll ausgebaut werden. Zum Thema Lieferengpässe: Es soll eine Liste mit besonders versorgungsrelevanten, engpassgefährdeten Arzneimitteln geben, die Versorgungslage soll beobachtet werden. Mein liebes Tagebuch, ein richtig großer Bringer ist das nicht. Ob dadurch Lieferengpässe weniger werden, darf bezweifelt werden – aber man weiß vielleicht besser, dass es ein Lieferengpass ist. Die Ergebnisse des Pharmadialogs sollen bis zum Sommer in einen Referentenentwurf gegossen werden – und dann kann um diese Punkte gekämpft und gerungen werden.

Jede Woche hat ihren Big Bang, dieses Mal: Die 3-Prozent-Marge der Apotheker soll gedeckelt werden. Wumms, das sitzt. Wer will denn so was? Die Bundestagsfraktionen von Union und SPD! Sie haben das in ein Grundlagenpapier geschrieben und damit auf den Pharmadialog von Gröhe reagiert. Also, die drei Prozent Aufschlag, die wir Apotheker neben unserem Honorar für ein Arzneimittel erhalten, sollen begrenzt werden – vielleicht auf 37,80 Euro wie beim Großhandel? Mein liebes Tagebuch, wer will, wer kann dann überhaupt noch die Hochpreiser bestellen und handeln? Das ist eine eiskalte Honorarkürzung! Will man nun endgültig der Apotheke den Garaus machen? Damit nicht genug!  Mit der gleichen eiskalten Frechheit setzen die Gesundheitspolitiker eins drauf, indem sie Verständnis und Mitleid für die Apotheker heucheln. Man wolle die Apotheker nicht benachteiligen, die Ausgaben für Apotheker dürften sich nicht vermindern, heißt es in diesem Papier. Und deshalb wolle man als Ausgleich für die Deckelung prüfen, ob eine verbesserte Honorierung bei den Rezepturen und den Betäubungsmitteln machbar ist. Mein liebes Tagebuch, was heißt hier „machbar“? Das setzt dem Ganzen doch die Krone auf, das ist oberdreist, oder? Da wird uns Honorar weggenommen und als Ausgleich will man einen schon jahrelang hochdefizitären Bereich der Apotheke „prüfen“, ob man da vielleicht etwas machen kann. BtM-Gebühr und Rezepturpreise sind längst überfällig! Sag mal, mein liebes Tagebuch, verkauft man uns da gerade für doof? Mehr Ohrfeigen für uns geht nicht.
Was interessant wäre zu wissen: Wie kommt es eigentlich dazu, dass Bundestagsfraktionen aus heiterem Himmel einfach mal so eine Deckelung fordern? Wer konkret hat eine solche Forderung zu verantworten? Auf wessen Mist ist das gewachsen?

13. April 2016

Gutachten des Wirtschaftsministeriums zum Apothekerhonorar, Deckelung des Apothekerhonorars – alles unwägbare Angriffe auf uns Apotheker. Aber längst nicht alles, was uns droht. Uns steht noch etwas viel Schlimmeres bevor: Es besteht die Gefahr, dass der Europäische Gerichtshof die Preisbindung bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln aufhebt! Das von der Versandapo DocMorris angestrengte Verfahren, das mittlerweile vor dem EuGH gelandet ist, geht der Frage nach: Brauche ich die Preisbindung bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, um die Gesundheitsversorgung mit Arzneimitteln aufrecht zu erhalten? Es ist die Frage für einen  möglichen Super-GAU, eine Frage, die nie hätte kommen dürfen. Mit einer Entscheidung wird im Frühherbst gerechnet. Sollte sich das Gericht gegen die Preisbindung entscheiden, gilt sie zwar zunächst nur für ausländische Versandapotheken, aber: Vermutlich werden dann inländische Apotheker klagen, die sich dadurch benachteiligt fühlen und den Preiskampf aufnehmen wollen. Frei zu kalkulierende Preise bei Rx – auf welche Ideen dann Krankenkassen kommen werden, kann man sich leicht ausdenken. Mein liebes Tagebuch, hoffen wir, dass es nicht so weit kommt. Aber wenn doch, dann wird dies unseren gesamten Apothekenmarkt umkrempeln. Wir werden uns nach den heutigen Zeiten zurücksehnen!

14. April 2016

Das Ringen hat ein Ende, der Bundestag hat’s verabschiedet: das Antikorruptionsgesetz. Jetzt behandelt es noch der Bundesrat - zustimmungspflichtig ist es nicht – und dann wird es auch schon bald veröffentlicht und tritt in Kraft. Also, Korruption im Gesundheitswesen steht unter Strafe.
Heilberuflern wie Ärzten und Apothekern, die einen Vorteil für sich oder einen Dritten als Gegenleistung fordern, sich versprechen lassen oder annehmen und einen anderen im Wettbewerb in unlauterer Weise bevorzugen, droht eine Geldstrafe oder bis zu drei Jahre Haft. Bei Apothekern gibt es eine Einschränkung: Die Abgabe und der Bezug von Arzneimitteln, die nicht unmittelbar durch den Heilberufler angewandt werden, fallen nicht unters Antikorruptionsgesetz. Und das ist auch gut so, denn der Apotheker ist nun mal Kaufmann, der mit Einkaufsvorteilen rechnen muss: Rabatte und Skonti gehören dazu. Das hat nichts mit Korruption zu tun. Und bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln hat er sowieso so gut wie keine Spielräume, hier muss er sich nach den ärztlichen Verordnungen, Rabattverträgen und Festbetragsregelungen richten.
Die AOK protestierte gegen diese Ausnahme für Apotheker. Sie glaubt, dass der Apotheker bei den meisten Verordnungen darüber entscheide, welches Arzneimittel der Patient erhalte und von der Kasse bezahlt werde, weil es zwischen den drei preisgünstigsten oder mehreren rabattierten Arzneimitteln auswählen müsse. So ein Quatsch, mein liebes Tagebuch. Die Entscheidungsfreiheit gibt es doch so gut wie nicht. Lieferengpässe, ständige Änderungen der Rabattverträge, Retaxationen, wenn Rabattverträge nicht befolgt werden – wo bitte soll da Raum für Korruption sein?
Allerdings, mein liebes Tagebuch, muss man auch als Apotheker nach wie vor aufpassen, nicht mit diesem Gesetz in Konflikt zu geraten, z. B. bei den Beziehungen zu den Ärzten. Zuwendungen an Ärzte müssen im Rahmen bleiben, was auch immer das heißt, und dürfen nicht von Gegenleistungen abhängig gemacht werden. Mein liebes Tagebuch, man wird sehen, wie sich das Gesetz in der Praxis zurechtrüttelt.

15. April 2016

Noch eine Überraschung zum Wochenausklang: Während die Bundestagsfraktionen von Union und SPD den Drei-Prozent-Aufschlag unseres Apothekerhonorars deckeln wollen, geht es der SPD selbst nicht rasch genug, den Apothekern mehr Geld für Rezepturen und die BtM-Abgabe zukommen zu lassen. Schon witzig, oder? Ausgerechnet die SPD, die sich früher  schon mal gerne für die Abschaffung des Fremd- und Mehrbesitzverbots eingesetzt hatte. Und jetzt sagt die SPD-Berichterstatterin für das Thema Apotheken, Sabine Dittmar: Gebt den Apothekern bei Rezepturen und den BtM-Gebühren endlich mehr Geld! Wie viel mehr das denn sein soll, sagt sie allerdings nicht. Und sie fügt auch hinzu, dass man über die Sache mit den drei Prozent Aufschlag bei Hochpreisern reden müsse. Mein liebes Tagebuch, das hört sich dann alles doch wieder nicht so nett an, wie zunächst geglaubt. Wir hätten schon mal gerne gewusst, wie hoch die BtM-Gebühr nach Meinung der Gesundheitspolitiker ausfallen soll. Und welche Verbesserungen sie bei den Rezepturpreisen im Auge haben? Mein liebes Tagebuch, will man uns ruhigstellen? Schauen wir mal nüchtern hin: Im nächsten Jahr ist Wahl, und die SPD kämpft um jeden Prozentpunkt. Ob sie Apotheker mit einer schmalen BtM-Gebührerhöhung und Deckelung bei Hochpreisern ködern kann? Irgendwie fühle ich mich da auf den Arm genommen. 


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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24 Kommentare

Selektiv und ohne Gewinn

von Karl Friedrich Müller am 18.04.2016 um 6:26 Uhr

Selektivverträge sind vermutlich wirklich nur dazu da, Apotheken weiter auszuquetschen, die Gewinne zu marginalisieren. Nicht nur die Normalos unter den Apotheken werden darunter leiden, weil sie schon mal gar nicht im Plan vorgesehen sind ( deren Apotheker auch nicht schlechter als andere sind) sondern auch die Ketten und Familienverbünde, weil das Geld für die Mtarbeiter nicht mehr reicht. Damit werden nicht nur PTA und PKA zu den schlechten Verdieneren in den Apotheken gehören, sondern auch ApothekerInnen.
Frauen sind es ja gewöhnt,mies bezahlt zu werden, aber die männlichen Kollegen? ( schlechtes Witzle).
Betreibe, die es sich gut eingerichtet haben, im Rezepte lenken, Strohmännern einsetzen und was es sonst noch gibt, um korrekt arbeitende Mitbewerber zu übervorteilen, werden, später zwar, sich auch noch wundern. Die Geschichte mit den Zytostatika hat es gezeigt wie der Hase läuft, was Korruption angeht und auch die Methodik des Margenverfalls. Es gibt noch zu viele mit sehr gutem Einkommen, die sich sicher wähnen.

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Überleben wie in USA ?

von Reinhard Rodiger am 18.04.2016 um 0:02 Uhr


@ Antwort an den Kommentar von Herrn Dr.Pfeifer beim Artikel von Wolfgang Müller

Zentrale Themen in USA ist eine 25% Überzahl in 2018 von
Apothekern ohne Aussicht auf Anstellung.Dies ist Ergebnis der seit 20 Jahren fruchtlosen Versuche, als "Provider" anerkannt zu werden. "Chickinisation" wird dieser Prozess genannt.Transparente Märkte werden durch Kontrakte und machtlose Inhaber ersetzt. Nach "Stop chickinisation" wird gerufen.Das ähnelt der Situation hier,obwohl dort doch alles, was hier fehlt nach Meinung von Herrn Dr.Pfeifer erreicht wurde.
Aus diesem Weg sollten wir lernen. Zu :

1) Selektivverträge/Kontrakte sind Steuerungsinstrumente, die systemisch zum Nachteil der Ausübenden führen.Es ist eine Täuschung, mehr als kurzfristig Nutzen zu haben.Die Schraube wird zugedreht.Die öffentlichen Apotheken erzielen nur Gewinne durch Personalsparen.Sie können die MTM etc nicht finanzieren.

2)Spezialisierung ist nichts Neues.Jeder, der heute unternehmerisch denkt, hat etwas in dieser Richtung getan.Sie ist kein Ersatz für die demontierte Grundversorgung. Das Problem ist, dass nicht überall die notwendige Frequenz oder Kaufkraft gegeben ist. Breit angekegte niederschwellige Versorgung ist nicht renditeträchtig-wird also nicht gemacht.

3)Das "Weiter so" ist zum kleineren Teil von den Aktiven zu verantworten, sondern von der Führungsschicht und ihren Profiteuren. Hier braucht es Courage.

Ich sehe in USA kein Vorbild, sondern eher ein Musterbeispiel für das Nichtfunktionieren von Selektivstrategien, die die Breite nicht berücksichtigen.Weiterhin ist Nachmachen noch nie ein guter Ratgeber gewesen."Stop chickinisation" oder
Generalrevision aber kein me-too.

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Ave Maria oder doch noch ein Streik

von Reinhard Rodiger am 17.04.2016 um 19:24 Uhr

Lieber Bernd,

Du hast vor allem recht,wenn Du die Frage nach dem "zu spät" stellst. Mich drückt in erster Linie das völlige Unverständnis der eigenen "Vertreter" bzw deren Strategie, den "Edeka-Prozess" zu ihrem Nutzen zu beschleunigen.Dies und die Unfähigkeit zu erkennen bzw sehen zu wollen, welche Dinge falsch laufen, macht etwas wie Streik unausweichlich. Damit meine ich auch die Courage zum bürgerlichen Ungehorsam, schliesslich sind mehr als die Hälfte betroffen.Erste Adresse sind natürlich die eigenen Blockierer.Wir sind so die letzte Bastion noch eigenverantwortlicher Menschenbetreuung (mit den Ärzten)
bevor das System gnadenlos entsorgt wird zugunsten kapitalintensiver Gesundheitsentsorgung und Steuerung durch Versorgungsalgorithmen.Da kommen Menschen nicht mehr vor, nur noch Kostenfaktoren oder Renditeverhinderer.
Eigentlich ist man da machtlos, doch ganz ungesagt soll das nicht bleiben.

Also lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.Aber eins bleibt: Was kann eine Personengesellschaft dafür, dass sie verheizt wird? Politisch interessieren sowieso nur Klein-und Mittelunternehmen- (nach Grossunternehmen)
Zu den Kleinstunternehmen (2 Mio Bilanzsumme/nettoumsatz oder 9 Mitarbeiter) zählt die Mehrheit der Apotheken. Sie sind politisch nicht da. Und unsere Führung sieht das auch so.Darum geht es.

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Generalrevision und Sanierung

von Wolfgang Müller am 17.04.2016 um 17:13 Uhr

Es ist genau wie Reinhard Herzog es sagt. Und der Marktbereinigungs-Prozess runter auf deutlich unter 15.000 Apotheken wird möglicherweise aus zwei Gründen demnächst eine ordentliche Beschleunigung erfahren:

1. Wenn der Worst Case nach Peter Ditzel eintritt, die Freigabe der Rx-Preise. Eher unwahrscheinlich, sagt man zumindest.

2. Nach aktueller Diskussionslage viel wahrscheinlicher und genau so wirkungsvoll: Wenn die ersten Medikationsmanagement-Selektiv-Verträge von großen Zusammenschlüssen durchgezogen werden. Ohne nennenswerte Honorierung, aber mit dem viel interessanteren Ergebnis konsequenter Rezept-Umsteuerung zu den Marketing-mäßig aktivsten und erfolgreichsten Selektivvertrags-Teilnehmern. "Lieber Polymedikations-Patient, wählen Sie: Ein Gartengrill oder eine Lamahaar-Decke für Ihre Hausapotheken-Einschreibung bei uns!"
Nicht umsonst sagte hier mal ein Pharmazie-Praktikant sinngemäß: "Viele MM-Skeptiker haben doch nur Angst, nicht bei den richtigen Selektivverträgen dabei zu sein."

Wenn in diesen unschönen, rein kommerziellen Auseinandersetzungen auch noch ein paar kleinere bis mittlere Einheiten überleben sollen, müsste sich der DAV ganz schnell an die "Generalrevision" des Berufes heranmachen, ich nenne diese Notwendigkeit auch gern: Sanierung. Die Themen, die dazu nach dem allgemein üblichen 20/80-Prinzip zuerst politisch auf den Weg gebracht werden müssten, liegen auf der Hand. Sind aber als apothekerliche Forderungen mirakulöserweise bis jetzt vollkommen tabu, man riskiert wohl seine Kammer- oder Verbands-Gremien- oder sogar -Fürsten-Weihen, wenn man da ran geht. Wie z. B. Regulierungs- und Bürokratie-Abbau auf ein akademisch intelligentes, überhaupt noch halbwegs ERTRÄGLICHES Maß, und - natürlich, ceterum censeo: Auskömmliche Rezeptur-Honorierung.

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AW: Selektivverträge

von Dr. Jochen Pfeifer am 17.04.2016 um 19:25 Uhr

Auch wenn die geschätzte Kommentatorenschaft von DAZ online und apotheke adhoc (in der Regel immer dieselben) das nicht wahrhaben will:
1. Die Frage ist nicht, OB Selektivverträge kommen sondern wann. Die Kassen wollen sie, die grossen Kooperationen dürften nicht allzuviel dagegen haben- vermute ich mal-
, ebensowenig wie die "Familienclans", also Apothekerfamilien, die mehrere Apotheken kontrollieren. Sehen Sie sich doch das Theater bei der Hilfsmittelversorgung an, glauben Sie denn im Ernst die Kassen schonen die Apotheken bei Arzneimitteln? Das Einzige, was uns noch eine Schonfrist gibt, ist das Nichtvorhandensein einer Flächendeckung für Selektivverträge.

2. Wer kann denn das Risiko des vollen Retaxrisikos einschl. einer Senkung der Honorierung bei Hochpreisen stemmen? Wohl kaum die immer so gerne zitierte Landapotheke in Kleinkleckersdorf Süd. Und ja, diese schon zitierten "Specialty Pharmacies" gibt es schon, nur eben noch nicht in Deutschland.

3. Also immer weiter in der DAZ oder in den Kammern erzählen, wie toll man ist und dass einem nichts passieren kann und diejenigen beschimpfen, die es eben etwas weniger romantisierend sehen. Unsere wirklichen Gegner arbeiten schon intensiv daran, die inhabergeführte Apotheke, so wie wir sie kennen, abzuschaffen. Und die posten nicht auf DAZ Online oder lassen sich von den Medien beschimpfen.

AW: Antipoden

von gabriela aures am 17.04.2016 um 20:03 Uhr

Ja, Herr Dr. Pfeifer,
dann gibt es noch die Antipoden :
1. die vehementen Unterstützer und Rufer nach den Exzellenz-Referenz-Apotheken, weil ja nur wenige gut genug sind, die sich schon mal in Stellung bringen, um den Rahm abzuschöpfen. Sicher auch mit vorübergehenden Einführungs-Sonderpreisen für die Dienstleistungen, bis eine gewisse Monopolstellung erreicht ist. Oder als Adjutanten der Ärzte, um denen zum Dispensierrecht zu verhelfen.
An der Aufklärung, daß nur wenige Apotheken qualifiziert genug sind, arbeiten Sie ja auch mit Hingabe.
Wenn natürlich alle Apotheken referenztauglich wären, wäre ein schönes Zukunfts-Geschäftsmodell perdu.
Ja, auch für Familienverbünde, die daran auch sicher hochinteressiert sind.

2. eine völlig untätige Standesvertretung, die zwar vollmundig ein PP beschließt, aber jegliche weiteren diebezüglichen Aktivitäten unverzüglich einstellt. Egal, was man vom PP hält - aber SO geht ja wohl garnicht.
Einstampfen oder daran arbeiten, aber dümpeln lassen, bis sich der Markt von selber geregelt hat und/oder "weil man nicht alle Apotheken retten kann" , ist Mist.
Positive PR für den OTC-Bereich- Beratungskompetenz und Einsparungen für die Kassen- verkneift "man" sich sowieso.
Oder man hängt Prof. Glaeskes Lippen und bejubelt die Idee der Selektiv-Apotheken ( Vizepräsident Arnold beim DAT 2014).

Nicht ganz klar ist mir persönlich, ob, wie und warum "specialty pharmacies" vom Retaxrisiko ausgeschlossen sind.
Wenn's mal wieder in Ihrem Buch steht, dann streichen Sie die Frage.

AW: Antipoden II

von gabriela aures am 17.04.2016 um 20:08 Uhr

"die grossen Kooperationen dürften nicht allzuviel dagegen haben- vermute ich mal- "
Na als - neuerdings ?- Gesund-leben-Apotheke sollten Sie das doch genauer wissen, oder !

Zustandsbeschreibung - und nun?

von Reinhard Herzog am 17.04.2016 um 13:33 Uhr

Wie frustrierend sich der Berufsalltag für viele (eine Mehrheit?) gestaltet, ist hinreichend beschrieben.

Das Universalheilmittel "Geld für alle" ist ebenfalls benannt, obwohl weit weniger zielführend, als gemeinhin angenommen. Kann man übrigens knallhart berechnen. Parallelen sehen wir übrigens auch in der "großen Politik" (s. Geldschwemme - wem nutzt sie tatsächlich? Etwa dem "kleinen Mann""?).

Nein, möchte man wirklich etwas ändern und die Apotheken als "Klein- oder Mittelunternehmen in der Breite" erhalten, braucht der Beruf eine Generalrevision, inklusive Aufarbeitung diverser Lebenslügen. Es wird vor allem eine innerberufliche Verteilungsdiskussion. Auch hier wieder Parallelen zur "großen Gesellschaft" ...

Man kann es auch so laufen lassen und ein wenig an den Symptomen herumdoktern, mal ein Pflasterchen hier und da.
Ein Ergbenis 2030 könnte dann sein: 4.000 - 5.000 Inhaber, 12.000 - 15.000 Apotheken. Für eine Flächendeckung bis in den Gemeindebereich um ca. 4.000 bis 5.000 Einwohner reichen übrigens 10.000 bis 12.000 (kann man mittels der "Regionalgliederung" des Landes recht leicht hochrechnen).

Diese elitäre Schicht der verbleibenden Inhaber wird zu heutigen Bedingungen exzellent verdienen; selbst nach Kürzungen stehen die sich dann mit Umsätzen > 10 Mio. noch sehr gut. Modell EDEKA lässt grüßen ...

So schaut es halt aus. Vorhin lese ich beispielsweise, dass sich die Zahl der Autozulieferer (für D eine sehr bedeutsame Branche) in den nächsten 10 Jahren um 30% verringern wird. Kommen die Elektromobilität und das autonome Fahren in Schwung, rappelts da noch mehr. So etwas sehen Politiker eben auch in ihren Wahlkreisen. Ob Energiewende, Industrie 4.0, die Digitalisierung - der Strukturwandel schreitet voran und führt zu teils massiven Umgestaltungen. Dagegen verblassen unsere Probleme in den Augen Außenstehender zu Problemchen, nicht wenige davon auch noch hausgemacht (Verkomplizierungs- und Regulierungsorgien unserer eigenen Leute!). Das sollte man halt auch alles nicht ganz vergessen ...

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Ein Highlight jagt das nächste

von Bernd Jas am 17.04.2016 um 13:02 Uhr

Ein Highlight jagt das nächste

Guten Morgen Herr Ditzel,
guten morgen liebe Knötterköppe,

ja Herr Ströh, es kommt immer noch schlimmer!

Mein persönliches Highlight der Woche blitze mir gestern auf meinem Kontoauszug entgegen. Da hat doch tatsächlich meine Bank den Überziehungszinssatz von 16,200 % auf 16,110 % abgesenkt! HA, haa.... da können wir ja der nächsten Havoni-Terapie gelassen entgegen sehen.

37,80 € ist wirklich zum piepen. Das macht für die kompletten sechs Monate der Havoni-Terapie (inkl. unserer 6.58 pro Packung) 266,28 €. Mit 3 % waren das vorher ca. 3.640.- €.
Da lege ich doch gerne mal 120.000,00 € vor, um als Rohgewinn 0,222 % davon erwirtschaften zu dürfen. Wie hoch war noch die MwSt.?
Klasse...dann kommt noch, nach der abends am 14´ten bestellten Ware, am 15´ten die nächste 3000.- € Havoni-Preissenkung dazu und die Freude kennt keine Grenzen mehr.
Die Bank zieht sich 19.332.- € anstatt vorher 19.440.- € Überziehungszinsen rein, wobei ich jetzt wieder 108.- € gespart habe. Toll...

Vielleicht erhöht man uns ja endlich die BTM-Gebühr um unverschämte 100 % auf 0,50 €, dann können wir das ja locker mal als kompensatorische Turboanschubfinanzierung betrachten und brauchen jetzt nur noch 386 Packungen BTM abzugeben, schwupps ist die Knete wieder drin. Hoffentlich kommt nicht die DAK dazwischen. Wenn die merken, das wir uns auf diese raffgierige Art und Weise an ihrem persönlichen Sozialsystem die Taschen voll machen, gibt es für die kein korrekt ausgestelltes Rezept mehr.

Ja wenn´s dann noch schlimmer kommt und alles nach 14 tägigem Rhythmus immer wieder und wieder umgekrempelt wird, dann werden wir uns nach den heutigen Zeiten zurücksehnen!



Hallo Herr Dr. Dramburg, lebst Du noch?

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Brand-website statt Brandbrief

von Kerstin Kemmritz am 17.04.2016 um 12:16 Uhr

Die Stimmungen und Aussichten sind ja auch heute morgen alles andere als sonnig. Ganz so schlimm sehe ich es allerdings nicht, denn jede Diskussion um Themen ist auch eine Chance, unsere Situation überhaupt erst einmal darzustellen! Das ist zumindest die Erfahrung, die ich bei dem Interview mit der Berliner Zeitung gemacht habe:
Da "draußen" in der realen Welt sind so viele (alle?) unserer seit Jahren bestehenden Schwierigkeiten, Demütigungen, Entmündigungen und Enteignungen unbekannt, dass wir eben bisher auf keinerlei Unterstützung hoffen können, weil das Verständnis fehlt!

Wie inzwischen leider in so vielen anderen Bereichen auch, ist unser Berufsalltag inzwischen ebenfalls oft genug so pervers geworden, dass das auch "draußen" zu vermitteln ist, wenn wir darüber aufklären! Die Website www.ohne-apotheker-fehlt-dir-was.de ist unsere Möglichkeit dazu! Sie ist quasi der Brandbrief des Berufsstandes! Je mehr Kollegen dort Ihre Erlebnisse beschreiben, desto besser können wir die Öffentlichkeit auf unsere Situation aufmerksam machen und das Verständnis erwerben, das wir für jedwede Forderung nach mehr Kompetenz, Verantwortung und Honorar benötigen!

Die Seite gehört gefüllt und dann an die Wahlkreisbeauftragten, Politiker und Meinungsbildner verteitl! Wir können damit etwas tun, auf dem dann sogar die ABDA aufbauen kann und muss!

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Politik

von Karl Friedrich Müller am 17.04.2016 um 11:42 Uhr

Schäuble will die Kassenspionagesoftware, boykottiert aber die Besteuerung der Superreichen und die Verfolgung deren Hinterziehungen. Keine Transparenzlisten für Briefkastenfirmen - aber übertriebene Transparenz in Kleinbetrieben. Dabei wäre sehr viel mehr und schneller bei den unehrlichen Reichen zu holen. Dazu mal noch endlich eine Besteuerung beim Erbe....
Merkel läd alle Flüchtling ein, um dann zu erkennen, dass das Problem nur mit einem Pakt mit einem Despoten zu bewältigen ist. Einen ähnlichen Plan gibt es für Libyen.
Westliche Werte ? gelten für Ausländer nicht! Folter, unwürdige Behandlung sind die Regel. Hier gelten westliche Werte auch nicht, weil Merkel nun, um ihren Hals zu retten, auch Deutsche zum Abschuss frei gibt. Keine freie Meinungsäußerung. (auch wenn sie ekelhaft ist).

Politiker hätten das Retaxproblem lösen können. Nein - sie überlassen es dem Schiedsgericht, wohl wissend, dass dabei nichts heraus kommen kann. Weil die Kassen alles blockieren, was ihnen nicht passt.
Wenn es eng wird im Gesundheitswesen, werden wieder die Apotheker den Kopf hinhalten müssen, wie so oft. Die Deckelung ist ein erstes Indiz. Vermutlich von den Krankenkassen initiiert, eine Neidkampagne, wobei gerade bei den Hochpreisern unterschlagen wird, dass nur der Staat über die MwSt und der Hersteller verdienen. Die Apotheken sollen aber für alle Unwägbarkeiten das Risiko tragen.
Ein weiters Beispiel ist dir Rentenversicherung. Altersarmut. Problem genannt, aber gelöst wird es nicht. Natürlich bleibt die Absenkung bei 43%! Natürlich kann der Alte sehen, wo er bleibt. Statt zum alten und bewährten System zurückzukehren, wird ein anderer Weg gesucht, und die Leute wieder für blöd verkauft. Marschmeier, ein Spezi Schröders, musste bedient werden. Wer ist es diesmal? Die Altersarmut wird auch eine gewaltige Delle beim Konsum bringen. Merken die Politiker nicht, wie sehr sie allen schaden?
Die Politiker stopfen sich, was die Rente angeht, die Taschen voll.
Die Politiker sind verlogen, hohl und ihre Sprechblasen sind kurzlebiger als Seifenblasen. Sie interessieren sich nicht mehr für den normalen Bürger, sie kennen seine Bedürfnisse und seine Einstellungen. Sie führen das Land falsch und vor allem ins Verderben. Armut für alle ist das Ziel, ausgenommen die oberen 10%.
Ein Streik wäre an der Zeit, nicht nur der Apotheken, sondern ein Generalstreik.

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AW: Die oberen .....

von gabriela aures am 17.04.2016 um 12:45 Uhr

..10% sind falsch.
Es handelt sich um 1% , das die Wirtschaft dominiert.
:-(

Was fehlt?

von Reinhard Rodiger am 17.04.2016 um 11:39 Uhr

Mich wundert sehr, dass einer der sowieso zu wenigen- hier wirklich deletären Kommentare unseres Präsidenten hier überhaupt nicht vorkommt:
Es ist die Aussage, dass Einkaufsvorteile an die Kunden weitergegeben werden.In der Begründung zum Antikorruptionsgesetz wird das im Sinne "guter Korruption"
noch auf die Kassen erweitert.Selbstverständlich unwiderspreochen.
Dieses seltsame Verständnis von der Funktionalität eines Unternehmens, das ohne Gewinnaussicht und Investitionsmöglichkeit unbezahlte Dienstleistungen erbringen soll ,ist hausgemach gefördert. Wie soll die Politik verstehen wie so ein Kleinbetrieb Apotheke funktioniert und was er leistet, wenn niemand es ihr sagt und nur eigenes Unverständnis anbietet? Wer derartig kaufmännisches Unverständnis äussert macht uns alle lächerlich.Er liefert der Politik die Begründung, Apotheke nicht ernst zu nehmen.Die Folgen erleben wir täglich.Ich brauche nur an die Ausfälle der AOK-Führung errinnern.Wieder unwidersprochen.

Unverständnis oder völlig andere Ziele als mögliche Erklärung für leise sein ?

Das gilt zumindest nicht für Frau Kemmritz, die dafür gesorgt hat, dass nicht alle Hoffnung vergebens ist.Sie hat gemacht, was die Aufgabe unserer Führung gewesen wäre.Hat sie dafür schon den gebührenden Dank bekommen?



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AW: Statement FS

von gabriela aures am 17.04.2016 um 12:39 Uhr

Wer dem Präsidenten die Worte geflüstert hat, weiß ich nicht, aber im Endeffekt war es ein Eigentor.
Statt "nur" auf die Diffamierung von Seiten der AOK zur "Korruption im RX-Bereich" zu reagieren,was unterste Schublade ist, wurde der OTC-Bereich mit verwurschtet und quasi die Erwartungshaltung der Bevölkerung zu Sonderpreisen bei Nasenspray, PCM und Ibu gefördert.
Danke - superschlau !
Und schizophren obendrauf.
Mit dem OTC-Bereich scheinen Teile der Apothekerschaft sowieso ein großes Problem zu haben.
Statt hier unser Wissen ( eines fernen Tages sogar gestützt durch "Evidenzlisten"?! haha, Scherz) und die Einsparungen gerade für das ohnehin klamme Gesundheitssystem in den Vordergrund zu stellen, wird der gesamte Bereich in die Schäm- und Schmuddelecke gestellt.Und im PP (PharmazeutischenPamphlet) 2030 sicherheitshalber mal garnicht erwähnt.

Ja verdammt, ist nur standespolitisch-pharmazeutisch-akademisch korrekt, wo wir draufzahlen ?
Dem wären wir mit dem "Deckel" ja ein gutes Stück näher.
Und das Motto des diesjährigen DAV-Wirtschaftsforums in Berlin :
"Der Marktentwicklung einen Schritt voraus"
ist eine Verarsche sondersgleichen.
Sorry, aber freundlich und nettikett ist aus.

Die Initiative von Kerstin Kemmritz ist super und das absolute Highlight der Woche - zeigt aber auch, wie wenig die Presseabteilung der ABDA ihre eigentliche Arbeit versteht und verrichtet.
Wir brauchen keine Plakate mit grinsenden Apothekern, die stolz eine Fantaschale oder die Rote Liste oder 3 Meter Europ.Arzneibuch in die Kamera halten, sondern grundlegende Aufklärung der Bevölkerung über die Aufgaben und oftmals daraus resultierenden Probleme hinterm HV. Dann müßten wir auch nicht vor Ort immer und immer wieder bei Adam und Eva anfangen mit unseren Erklärungen.

Dazu gehören auch die Lieferengpässe, derer sich Ärzte und RTL annehmen, aber NICHT die Apotheker - außer Dr. Diefenbach als "gallischer Einzelkämpfer aus Hessen".

Baustellen wohin das Auge reicht.

AW: Es fehlt...

von Bernd Jas am 17.04.2016 um 13:35 Uhr

...die Mentalität eines Erdogans, dann könnte man durchaus mal darüber nachdenken jemanden so richtig zu beleidigen.
Heinrich Böll hat es in etwa mal so gesagt: „Um die Welt zu verbessern, muss man manchmal Gesetze brechen.“
Vielleicht platz ja mal eine dieser Brühwurstbomben, Blindgänger haben wir dort schon zu genüge.

AW: Ergänzung Statement FS

von Reinhard Rodiger am 17.04.2016 um 16:43 Uhr

Danke für die Ergänzungen. Ist nicht besonders erschreckend dass kaum jemand Notiz davon nimmt ausser denen, die dabei sind, alles zu demontieren? Wo kommt zur Sprache, wie die Unterschätzung der öffentlichen Apotheke und die Überschätzung der politischen Heilwirkung der arztnahen Wissenschaftlichkeit etwa in USA wirkt?
Systemische Unterfinanzierung führt zum Austrocknen beider Bereiche.Erstmals wird dort von zuviel Apothekern bei viel zuwenig Stellen gesprochen-in ALLEN Bereichen.
Also analog Schweinezyklus. Zur falschen Zeit zuviele.
Hier wie da ist die Ursache, das Kleinreden der öffentlichen Apotheke, fehlendes Verständnis für Finanzierungsnotwendigkeiten und masslose Überschätzung der Elitetätigkeiten. Gemeinsam ist das Überleben in frequenzstarken Brennpunkten.Der Rest: Gott befohlen! Angesichts der Fehlsteuerung fällt mir nur noch Streik ein- wie hier ja auch schon mehrfach geäussert. Doch dazu müssten es viel mehr sein und vor allem das kontraproduktive Handeln unserer "Führung" ins Bewusstsein dringen.

AW: Streik

von Bernd Jas am 17.04.2016 um 18:52 Uhr

Lieber Reinhard,

so wie ich unsere Gesellschaft einschätze, passiert überhaupt gar nichts. Wir leben immer mehr in diesem neokapitalistischen System wo alles, langsam aber sicher dessen unerbärmlichen Regeln unterworfen wird. Ich lese gerade in dem letzte Woche von Herrn Ditzel empfohlenem Buch, wo es auf den ersten Seiten schon sehr deutlich wird wohin der Dollar rollt (mit Hasenlauf hat das nichts mehr zu tun). Gnade uns, wenn TTIP kommt und wir uns dem nach und nach unterwerfen müssen.
Reinhard Herzog hat die Lage sehr gut erkannt, weil selbst die Automobilindustrie hat quasi die Zukunft (wie unsere Standesvertretung auch) schlicht und einfach verpennt. Ich fahre fast nur noch mit Sonnenenergie, bin aber auf weiten Strecken fast der einzige. Wo ist denn und wo bleibt denn die Zukunft der Automobile. Alle sitzen im Suff...ähh in ihren SUF´s und lassen sich in protzender Schworzeneggermanier von den Herstellern verarschen. Sei es ein Diesel oder sogar ein Hybrid, das macht keinen, aber auch gar keinen Unterschied.
Die beiden Müller´s begleiten genau die gleiche und auch richtige Betrachtungsweise. Selektivverträge, Ausschreibungen, EDEKA-Prinzip, digitaler Strukturwandel, das zu wuppen geht nur noch im großen Maßstab und in Zusammenschlüssen der kleineren bis mittleren Einheiten. Die Instrumente für deren Ziele sind unsere, mit ach so demokratischen Minderheitsstimmen gewählten Legislaturpolitiker. Frei nach Reinhard Mey: Denn was gibt es schöneres auf Erden, als Politiker zu werden. Vom Überfluss der Diäten Platzen die Taschen aus den Nähten. Und geht irgendwann die Fraktion baden dabei, dann hör‘ ich auf mein Gewissen und wechsle die Partei. Frisch und fromm und steuerfrei!

Und jetzt stell sich mal jemand ein Zusammenschluss der Apotheken vor, die sich brav nach F.S. Vorgaben gegenseitig die Sonderangebote um die mit Disposchmalz verstopften Ohren hauen.


Ave Maria, oder doch noch ein Streik?

Irgend wann ist es zu spät dafür!

Guten Morgen, meine Lieben !

von gabriela aures am 17.04.2016 um 11:26 Uhr

Ketten bekommen wir , sobald es für die großen Konzerne interessant ist - warten wir den Frühherbst ab....
Momentan hat einfach keiner der big player Interesse, in diesen restriktiven Markt einzusteigen, nur verkauft uns die Politik das mit den Worten"dafür verhindern wir die Ketten" - und keiner merkt's ? Oder will es einfach nicht merken ?
Dann verkommt die vormals "freie" Apotheke zur Drückerkolonne.

Der "Vorstoß" der klammen SPD wird sicher noch monatelang diskutiert werden - ein weiteres Spiel auf Zeit, um sich schnell noch ein paar Stimmen zu erschleichen.
Mir dünkt, Herr Hennrich hat von Herrn Spahn die Rolle als "Orakel der Gesundheitspolitik" übernommen - schließlich prophezeite Herr Spahn auch schon Monate vorher die berüchtigten 25 Cent.
Nun ist es der Honorardeckel, der droht.
Wenn jetzt Teile der Standesvertretung behaupten, sie hätten interne Informationen, daß aus der Richtung keine Gefahr drohe, dann möchte ich die schütteln und rütteln und schreien:
AUFWACHEN !

Selbst wenn "der Deckel" nicht gleich kommt - das Konzept ( und sicher noch einige andere) liegen in der Schublade und dunkle Wolken schweben über uns....
Unseren Kammern und Verbänden kann die Deckelung sowieso egal sein, denn die rechnen die Beiträge nach Umsatz - und der geht durch die Decke.
Vielleicht würde eine Umstellung auf Rohertrag ( da sind weder Personalkosten noch "kreative" Abschreibungen berücksichtigt) die mal auf Trab bringen ?
Offensichtlich kann man unsere Standesvertretung nur noch durch (fehlendes) Geld (über das wir nicht reden sollen/wollen/dürfen) zum Handeln zwingen.












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Herr Ströh

von Heiko Barz am 17.04.2016 um 10:45 Uhr

Natürlich kann es noch immer schlimmer kommen, Herr Kollege Ströh, die Kettenregelung und Entwürdigung unseres Standes.
Sehen Sie mal die Entwicklung der Expansion von Easyapos und anderer Zusammenschlüsse wie Linda, das ist ein Trend, der dem BMf G nicht ungelegen kommt, großflächig widerstandslose und einfach zu manipulierende Apos, die nicht mal vom Staat bezahlt werden müssen. Eine Staatliche Medikamenten Gesundheitsversorgung die nichts kostet und von dokumentationsgeilen Behörden sklaviös geführt wird.
That's it!

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Wie gern..

von Christiane Patzelt am 17.04.2016 um 10:36 Uhr

..würde ich einfach auch nur mal einen Tag zumachen und der Welt da draussen zeigen, dass ich nicht ALLES mit mir machen lasse. Nur wenn eine Brandenburger Land-Apotheke für 24 Stunden die Tür schließt, kratzt das keine Sau - da brauche ich kollegialen Rückenwind, da müssen alle ran!!
Ich alleine renne gerne mit Plakaten vor allen Berliner Bundesrat-Bundestag-Schloss Bellevue, habe ich als Demokrat gar keine Berührungsängste, ABER alleine meine Apotheke zumachen, ist wie der berühmte Sack Reis in China!
Nach meinen Standesvertretern brauche ich doch ehrlich gesagt auch nicht rufen - gut, Herr Dobbert ist ansprechbar auf diesem Feld, aber die Entscheider "da oben"...ach, ich glaub, zur ABDA ist alles gesagt...
Es ist genau diese Unkollegialität, die diesem Berufsstand den Kopf kosten wird.
Beweisen Sie mir das Gegenteil, dann hab ich wieder Mut!

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Frau Patzelt

von Dr.Diefenbach am 17.04.2016 um 9:54 Uhr

Liebe Frau Patzelt,zu Ihrem Kommentar!Stimmt alles!!!Ich frage mich-wie meistens-WO bleibt unsere Reaktion??Für jede Aktion hat dieses Land Millionenbeträge übrig,die Menschen,die die Leistung und die Gelder erarbeiten!!-die trifft mindestens einmal pro Woche der Schlag.Und bei einer Deckelung auf 37,50 wie Herr Ditzel mutmaßt,was ich nicht glaube,sollte man echt eine Woche zulassen !!

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AW: ....mir fehlt was!

von Dr. Christian Meisen am 17.04.2016 um 10:25 Uhr

Lieber Herr Kollege Ditzel,
exakt getroffen, herzlichen Dank!

Hallo Christiane, sehr geehrter Dr. Diefenbach und Herr Ströh,
da schon alles geschrieben wurde, erwische ich mich dabei den "Gefällt mir-Button" zu suchen....... Leider vergeblich ;-)

Herzliche Grüße aus dem Sonntagsnotdienst!
Christian Meisen

Wie schizophren..

von Christiane Patzelt am 17.04.2016 um 9:22 Uhr

..diese Bundesregierung handelt, zeigt sich hier sehr deutlich!
Es wird eine Frauenquote in den DAX-geführten Unternehmen von 30% gefordert und im Kleinen vernichtet diese Politik mit Vehemenz nie gekannten Ausmaßes Frauenarbeitsplätze.
Diese Frauenarbeitsplätze sind wohnortnah, familienfreundlich, gesellschaftspolitisch von hoher Relevanz - aber sie stehen bei jeder Honorarkürzung zur Debatte bzw. zur Disposition.
Ich werde meine Apotheke morgen wieder mit gebrochenem Herzen ob der beschissenen Nachrichten öffnen, so wie ich es seit 16 Jahren tue, egal was für Klopse mir die Politik hier jeden Tag in den Weg legt, ich kann scheinbar nicht anders--habe ich doch irgendwann beschlossen, Menschen eine Arbeit zu geben, ein selbstbestimmteres Arbeitsleben zu führen und Verantwortung zu übernehmen! Dass mir minütlich die Regeln geändert werden, ich die Finanzen für meinen kleinen Geschäftsbereich nicht auf 6 Monate im Voraus planen kann, dass macht es mir allerdings UNMÖGLICH, ein guter Kaufmann zu sein! Wie soll ich denn heute Innovationen (bspw. einen Kommissionierer) realisieren, wenn ich nicht weiß, was mir im Entlohnungsbereich in 12 Monaten blüht. Viele beschweren sich über die alten Buden, ich kann den Innovationsstau so langsam nachvollziehen.
Das Alles hat mit kaufmännischem Tun nichts, aber auch gar nichts zu tun!
Ich fordere STREIK!
Ich fordere eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht wegen ständig ausgesetzte Willkür!
Ich bin fertig, diese Zitrone ist ausgedrückt, 19tausend Familienbetriebe bedeuten der Politik einen Scheiss!
Nicht nur, dass man unser pharmazeutischen Tun nicht wertschätzt, nein, unser wirtschaftliches Tun ist jetzt auch nicht mehr relevant - hier gezahlte Steuern ( egal ob Einkommen, Lohn, Gewerbe) braucht man nicht--lieber jubelt man den Steuerflüchtlingen von MocDorris und der Apotheke zur Nelke zu!
So, ich gehe jetzt zur Arbeit, die Familie muss leider ohne mich frühstücken, denn ich habe noch einen Stapel Rezepte zu kontrollieren, damit mir eine Retaxe gleich welcher Höhe erspart bleibt. Ich lebe von meiner Hände Arbeit, ich habe nichts zu verschenken und noch habe ich einen Funken Stolz und Rückgrat. Warum ich allerdings unbedingt Apothekerin werden wollte, dass weiß ich heute auch nicht mehr.
Grosse Scheisse!

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Weiter so?

von Ulrich Ströh am 17.04.2016 um 9:10 Uhr

Moin,Moin Herr Ditzel,
am frühen Morgen haben Sie die bevorstehenden Knackpunkte
für fast jeden Tag der abgelaufenen Woche exakt aufgelistet..

Ob Lieferengpässe oder Mondpreise,,ob BTM-Almosendokumentation auf dem Stand
des vorherigen Jahrhunderts, ob Nullretaxe für Apotheken. als Geschäftsmodell ,ob bevorstehende
unterschiedliche Rx-Abrechnungspreise, ob bevorstehende Deckelung,ob,ob....

Kann mir jemand erklären,warum sich Apotheker aktuell mit allem leise abfinden können?
Oder kann es noch schlimmer kommen ?

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