Geburtsmonat und Krankheitsrisiko

Sind Mai-Geborene gesünder?

Remagen - 12.06.2015, 08:50 Uhr

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Geburtsmonat und Krankheitsrisiko? (Bild: RRF/Fotolia)

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Geburtsmonat und Krankheitsrisiko? (Bild: RRF/Fotolia)


US-Wissenschaftler von der New Yorker Columbia University haben überraschende Verbindungen zwischen dem Monat, in dem ein Mensch geboren wurde, und seinem Krankheitsrisiko festgestellt. Sie haben hierzu 1,7 Millionen elektronische Patientenakten mit Data-Mining-Techniken analysiert. Die Ergebnisse wurden vorab online in der Zeitschrift der American Medical Informatics Association veröffentlicht. Die Forscher bezeichnen ihren Ansatz als „Season-Wide Association Study (SeaWAS)“. Er beschreibt einen Algorithmus, mit dessen Hilfe Krankheiten mit einem Jahreszeit-bedingten Bezug ermittelt werden können.

Sie verwendeten Daten des Columbia University Medical Center, und zwar von Personen, die zwischen 1900 und 2000 geboren wurden und in der Klinik zwischen 1985 und 2013 behandelt worden waren. Das durchschnittliche Alter betrug 38 Jahre. Für 55 Krankheiten fanden die Forscher eine deutliche Abhängigkeit vom Geburtsmonat. Neunzehn davon waren bereits entsprechend in der Literatur beschrieben, zwanzig standen in enger Beziehung zu diesen, und sechzehn waren bislang nicht hierfür bekannt.

Juli- und Oktober-Babys haben  häufiger Asthma

Unter den sechzehn neuen waren neun Herz-Kreislauf-Krankheiten, wie Vorhofflimmern, Bluthochdruck und Herzinsuffizienz. Der Rest war ein bunter Strauß von anderen Krankheiten, von Prostatakrebs über Husten, Erkältungen bis hin zu sexuell übertragbaren Infektionen, Blutergüssen und Insektenstichen. Unter dem Strich wurden die meisten Assoziationen mit Geburtstagen im Oktober gefunden und die wenigsten mit Mai-Geburten. Asthma war meist mit Juli- und Oktober-Babys assoziiert, und die Aufmerksamkeit-Defizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) mit November-Kindern. März-Geburten hatten die meisten Verbindungen mit Herzproblemen und Winter-Geburten mit neurologischen Problemen.

Über Erklärungen lässt sich nur spekulieren

Wie es zu diesen recht spezifischen Befunden kommt, darüber können die Forscher nur spekulieren. So wird in Betracht gezogen, dass die Einwirkung von Antigenen wie Pollen oder unterschiedliche Vitamin D-Spiegel eine Rolle spielen könnten. Außerdem könnten viele nicht erfasste Faktoren hieran beteiligt sein.

Nach Einschätzung des britischen National Health Service, der die Studienergebnisse auf seiner Webseite kommentiert, sollten diese mit Vorsicht interpretiert werden. Ein Beweis, dass ein bestimmter Geburtsmonat die direkte Ursache für eine zukünftige Krankheit ist, sollte daraus auf keinen Fall abgeleitet werden, so der NHS. Außerdem basierten die Erkenntnisse nur auf einem Personenkreis aus einer bestimmten Region in den USA und seien möglicherweise nicht auf andere Regionen oder Länder übertragbar. Zu dieser Frage hätten die Wissenschaftler selbst angemerkt, dass die Bedingungen im Hinblick auf ähnliche klimatische Verhältnisse wohl am ehesten mit Gebiete im nördlichen Europa vergleichbar wären.  

 


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.