Großbritannien

Teures Alkoholproblem

Remagen - 06.06.2014, 08:45 Uhr


Die Anzahl der Arzneimittelverordnungen zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit in England hat sich in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt und belastet den nationalen Gesundheitsdienst (National Health Service) mit immensen Ausgaben. Hierüber gibt ein statistischer Bericht des British Health and Social Care Information Centre Aufschluss, der Ende Mai präsentiert wurde.

Im Jahr 2013 wurden in England in der Grundversorgung und in NHS-Krankenhäusern 184.000 verschreibungspflichtige Präparate zur Alkoholentwöhnung verordnet. Dies entspricht einem Anstieg von 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr und 78,9 Prozent gegenüber 2004 (103.000). Die beiden wichtigsten Medikamente waren Campral® (Acamprosat Calcium) und Antabus® (Disulfiram), wobei fast 70 Prozent auf Acamprosat Calcium entfielen. Dieser Anteil hat sich seit 2004 zwar nicht nennenswert verändert, wohl aber die Zahl der Verordnungen – und zwar durch eine rasante Zunahme: von rund 67.000 in 2004 auf 126.000 in 2013. Lundbecks Newcomer Selincro® (Nalmefen) ist in UK seit Mai 2013 auf Rezept erhältlich und machte 2013 weniger als ein Prozent der Verschreibungen aus.

Die Netto-Ingredient-Kosten (ausgewiesene Basis-Preise) dieser Produkte beliefen sich in 2013 auf 3,13 Millionen Pfund (+200.000 Mio. Pfund gegenüber 2012). Damit haben sich die Ausgaben in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Insgesamt werden die Kosten durch Alkohol-bedingte Schädigungen für die Gesellschaft auf 21 Milliarden Britische Pfund pro Jahr geschätzt. Den NHS kosten sie jährlich 3,5 Milliarden. Das sind 120 Pfund pro Steuerzahler.

Quelle: Health and Social Care Information Centre, Nachricht vom 29. Mai 2014


Dr. Helga Blasius


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