Suboptimal bei akuten Schmerzen

Diclofenac ungeeignet für die Selbstmedikation?

Berlin - 05.04.2014, 09:00 Uhr


Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen: Eine Reihe von Substanzen steht für die Selbstmedikation von akuten Kopf-, Regel- oder Gelenkschmerzen zur Verfügung. Was eingenommen wird, richtet sich in der Regel nach persönlicher, mehr oder weniger rational begründbarer Vorliebe oder danach, was gerade im Haus ist. In den Augen von Prof. Weitschies aus Greifswald ein Fehler.

Denn betrachtet man die Wirkqualitäten und Pharmakokinetiken der Substanzen etwas genauer, so Weitschies in seinem Vortrag im Rahmen der Interpharm, zeigt sich, dass der Auswahl des Wirkstoffs vielleicht doch etwas mehr Bedeutung zukommen sollte, um eine optimale Wirkung für die jeweilige Indikation zu erzielen.  

So seien beispielsweise bei Diclofenac selbst bei den angeblich schnell wirksamen Formen in der ersten Stunde quasi noch gar keine Spiegel messbar. Ursache hierfür ist die extrem schlechte Löslichkeit des Wirkstoffs bei sauren pH-Werten, wie sie im Magen vorliegen, erklärte Weitschies. Diclofenac kann daher im Magen in großen Partikeln ausfallen. In Phasen ohne Motilität können diese den Pylorus nicht passieren. Die Resorption im Dünndarm finde unter Umständen erst mit großer zeitlicher Verzögerung statt. Für eine rasche Schmerzlinderung sei Diclofenac daher nicht ideal, sondern eher für die Behandlung von Dauerschmerzen, und die seien nun mal kein Fall für die Selbstmedikation. Ist eine schnelle Schmerzlinderung erwünscht, seien ASS-Brausetabletten oder Ibuprofen als Lysinat oder als Weichkapseln das Mittel der Wahl.

Die Interpharm zum Nachlesen:

Unsere umfangreiche Berichterstattung zum Fortbildungsfest Interpharm 2014 finden Sie hier und in der kommenden DAZ Nr. 15/2014.


Julia Borsch


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