Langzeitstudie zum Typ-1-Diabetes

Intensivierte Insulintherapie bringt langfristig Nutzen

17.07.2013, 14:00 Uhr


Auf der Jahrestagung der Amerikanischen Diabetesgesellschaft in Chicago wurden neue Erkenntnisse aus einer Studie zum Typ-1-Diabetes präsentiert, die bereits vor 30 Jahren begonnen worden war. Die zwischen den Behandlungsgruppen beobachteten Unterschiede bei den Risiken mikroangiopathischer und neuropathischer Komplikationen sowie beim kardiovaskulären Endpunkt halten immer noch an.

In die DCCT-Studie waren 1441 relativ junge Typ-1-Diabetiker (zwischen 13 und 39 Jahren) eingeschlossen worden. Unter intensivierter Insulintherapie wurde ein HbA1c-Wert von 7%, unter konventioneller der damals gültige Zielwert von 9% erreicht. Nach einer mittleren Behandlungsdauer von 6,5 Jahren erhielten auch die Patienten der konventionellen Gruppe eine intensivierte Therapie. Nach zehn Jahren hatte sich das Risiko für mikroangiopathische und neuropathische Komplikationen um bis zu 76% reduziert (76% bei Augen-, 50% bei Nieren-, 60% bei neuropathischen Erkrankungen). Um weitere Beobachtungen zu ermöglichen, schloss sich an DCCT die Follow-up-Studie EDIC (Epidemiology of Diabetes Interventions and Complications) an.

Noch immer hochsignifikante Unterschiede

Nach 18 Jahren Nachbeobachtung im Rahmen der EDIC-Studie bestanden zwischen den beiden Gruppen immer noch hochsignifikante Unterschiede im Komplikationsrisiko zugunsten der frühzeitig intensiv behandelten Patienten, obwohl sich die HbA1c-Werte inzwischen angeglichen hatten. Bei der Retinopathie-Häufigkeit betrug die Differenz 46%, beim Makulaödem 35%. Lasertherapien und Augenoperationen mussten bei den Patienten mit strengerer Blutzuckereinstellung signifikant seltener vorgenommen werden (Differenz 35% bzw. 48%).

Auch bei der Nierenfunktion hatten diese Patienten ein deutlich besseres Outcome. So lag beispielsweise das Risiko für die Entwicklung einer Mikroalbuminurie um 39% niedriger. Bei den kardiovaskulären Ereignisraten lagen die Unterschiede nach neun Jahren Follow-up in EDIC bei 42%. Der kombinierte Endpunkt von Schlaganfall, Herzinfarkt oder kardiovaskulärem Tod trat unter intensivierter Insulintherapie um 57% seltener auf. 30 Jahre nach DCCT-Beginn war die Differenz für beide Endpunkte noch immer statistisch signifikant. Nach Ansicht der DCCT/EDIC-Autoren lassen sich diese Unterschiede nahezu komplett auf die Unterschiede in den HbA1c-Werten in der DCCT-Studie zurückführen. Dies unterstreiche die Bedeutung des frühen Beginns einer möglichst engen Stoffwechselführung.

Ausführlich können Sie über den langfristigen Nutzen einer intensivierten Insulintherapie in der aktuellen DAZ 2013 Nr. 29, S. 30 - 31 lesen.

Quelle

Nathan, DM, et al.: Intensive diabetes treatment and cardiovascular disease in patients with type 1 diabetes. NEJM (2005) 353: 2643-2653.

DCCT/EDIC 30 years later: Positive effects of intensive therapy confirmed in type 1 diabetes. Pressemeldung vom 22. Juni 2013.


Dr. Claudia Bruhn