Pharmamarketing

Viele Geschenke – teure Verordnungen

24.02.2013, 07:00 Uhr


Vor einigen Jahren führte ein Teil der amerikanischen medizinischen Fakultäten strenge Richtlinien zu Annahme von Geschenken aus der Pharmaindustrie ein. Eine Analyse sollte zeigen, ob die Maßnahmen das Verschreibungsverhalten der dort ausgebildeten Ärzte beeinflusst haben.

Noch vor nicht allzu langer Zeit kamen US-amerikanische Medizinstudenten dank der Pharmaindustrie im Durchschnitt einmal in der Woche in den Genuss eines Geschenks oder einer gesponserten Veranstaltung. Im Jahre 2002 etablierte die American Medical Students Association die "PharmFree Campaign", eine Initiative, die das Verschreiben evidenzbasierter Therapien gegenüber marketingorientiertem Verschreibungsverhalten der zukünftigen Ärzte fördern sollte. Die Richtlinien für die Annahme von Geschenken wurden seitdem vielerorts verschärft. In der vorliegenden Untersuchung wurde das Verschreibungsverhalten von Ärzten, die nach Einführung der neuen Richtlinien ausgebildet worden waren, verglichen mit dem der Ärzte, die zur Studienzeit möglicherweise durch Werbung der Industrie beeinflusst worden waren. Als Parameter wurden die Verordnungszahlen von drei neueingeführten Medikamenten im Vergleich zu etablierten Therapien herangezogen. Es handelte sich um Prodrugs bereits auf dem Markt befindlicher Wirkstoffe, die keinen therapeutischen Vorteil, aber höhere Kosten brachten. Die Analyse ergab, dass zwei der drei Neueinführungen von Ärzten, die während ihres Studiums bereits keine Zuwendungen mehr durch die Industrie erhielten, signifikant seltener verordnet wurden als von ihren älteren Kollegen. Beim dritten Wirkstoff gab es keinen Unterschied. Laut Einschätzung der Autoren gibt die Untersuchung Hinweise darauf, dass das Verbot der Einflussnahme der Industrie an den Hochschulen das spätere Verordnungsverhalten der Mediziner beeinflussen und zu Einsparungen führen kann. Allerdings können solche Richtlinien auch dazu führen, dass Patienten Wirkstoffe, die tatsächlich einen Fortschritt bringen, erst mit Verzögerung erhalten.


Quelle: King, et al. BMJ 2013; 346: f264


Julia Borsch