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Arzneimitteltherapie: Ärzte verschreiben zuviel!?

Wie ein kürzlich im British Medical Journal veröffentlichte Studie ergab, schätzen Ärzte die Erwartungen ihrer Patienten in Bezug auf die Verordnung von Medikamenten oft falsch ein.

In Zeiten der knapper werdenden Finanzmittel auf ihr Verschreibungsverhalten angesprochen, rechtfertigen sich viele Ärzte mit der Aussage, daß ihre Patienten ein Rezept für ein Medikament erwarten würden. Wie Untersuchungen in England und Australien jedoch ergaben, ist dies vielfach eine Fehleinschätzung. Bei den Untersuchungen wurden Patienten vor dem Arztbesuch befragt, ob sie der Ansicht seien, daß ihre Erkrankung eine medikamentöse Behandlung erforderlich mache. Parallel dazu wurden die behandelnden Ärzte befragt, ob die betreffenden Patienten ihrer Meinung nach die Verschreibung eines Arzneimittels erwarten würden. Darüber hinaus konnten die Ärzte angeben, ob sie sich von den Patienten zu einer Verschreibung gedrängt fühlten. Die Ergebnisse der Untersuchungen: Obwohl bei einem Fünftel der Fälle keine ausreichende Indikation für eine Arzneimitteltherapie vorlag, wurden dennoch Rezepte für Medikamente ausgestellt mit der Begründung, der Patient habe dies erwartet. 13 Prozent der Patienten, denen der Wunsch nach einem Arzneimittel unterstellt worden war, hatten jedoch zuvor angegeben, daß sie keine medikamentöse Therapie wünschten. Fazit: Zum einen belegen die Studien, daß für die Verschreibung von Medikamenten neben der tatsächlichen Notwendigkeit Erwartungen von Patienten und mehr noch die Ansicht der Ärzte über diese Erwartungen eine große Rolle spielen. Zum anderen zeigen sie, daß diese Verschreibungsgrundlage ein sehr unzuverlässiges Kriterium ist. Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler raten Ärzten daher, offen mit ihren Patienten über Wünsche und Erwartungen zu sprechen, um unnötige Verschreibungen zu vermeiden.

ral

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