AOK und Apothekerverband Nordrhein

Erstes Pilotprojekt zur Polymedikation

Düsseldorf - 26.11.2012, 14:18 Uhr


Mit einem gemeinsamen Pilotprojekt wollen der Apothekerverband Nordrhein und die AOK Rheinland/Hamburg die Arzneimitteltherapie in Alten- und Pflegeheimen spürbar verbessern. Wie Verband und Kasse heute ankündigten, steht dabei die patientenindividuelle Umsetzung eines Medikationsmanagements durch den Apotheker im Mittelpunkt.

Mithilfe des Medikationsmanagements sollen insbesondere unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) zurückgedrängt werden. Diese sind bekanntlich vor allem bei älteren Menschen ein Problem – denn bei ihnen ist Polymedikation ein großes Thema. Die Apotheken sollen daher aufspüren, ob relevante Wechselwirkungen zu befürchten sind, Doppel- und Mehrfachverordnungen oder eine potenziell inadäquate Medikation (PRISCUS-Liste) vorliegen. Dafür ist auch eine Vergütung vorgesehen: Pro Medikationscheck erhalten die teilnehmenden Apotheker 55 Euro plus Mehrwertsteuer. Wie oft ein solcher Medikationscheck nötig ist, wird je nach Patient unterschiedlich sein.

Starten soll das Projekt mit einer Machbarkeitsstudie über drei bis vier Monate. Mitmachen werden hier zwei bis drei Altenheime und die sie versorgenden Apotheken. In der ersten Jahreshälfte 2013 soll dieser erste Schritt abgeschlossen sein, so der Plan. Bevor es losgeht, müssen die Heime noch ausgesucht und die Studiendetails von Fachleuten erarbeitet werden. Der ersten kürzeren Studie folgt sodann eine zwölfmonatige Studienphase mit etwa zehn bis zwölf Heimen. Ein unabhängiges wissenschaftliches Institut wird anschließend auswerten, was die besondere pharmazeutische Betreuung gebracht hat. Erste aussagekräftige Ergebnisse könnten bereits Ende des Jahres 2013 vorliegen.

„Ich bin überzeugt, dass der Medikationscheck durch Apotheker die Arzneimitteltherapie in Alten- und Pflegeheimen nachhaltig verbessern wird“, erklärt Thomas Preis, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein e.V. Er freut sich sehr, dass die AOK Rheinland/Hamburg im Bereich der Polymedikation Handlungsbedarf erkannt hat und etwas für die Arzneimitteltherapiesicherheit tun will. Zentral sei dabei, dass die Koordination des gesamten Medikationsmanagements auf den Apotheker übertragen werde. „Von der Kooperation geht somit ein wichtiges Signal aus für die wachsende Bedeutung von besonderen pharmazeutischen Dienstleistungen durch Apotheker“, so Preis weiter. Bislang gibt es in der Republik kein vergleichbares Projekt.

Auch Günter Wältermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg freut sich, beginnend mit den Menschen im Pflegeheim einen „gemeinsamen Weg mit den Apothekern“ gefunden zu haben, „um der Übermedikation dieser Menschen etwas entgegenzusetzen“. Die AOK Rheinland/Hamburg engagiere sich bereits lange in diesem Bereich – bislang vor allem in Zusammenarbeit mit Ärzten. Die Einbindung der Apotheker sei nun „ein weiterer und wichtiger Schritt in die richtige Richtung“.

Langfristiges Ziel des Projekts ist, es gemäß der Umsetzungsempfehlungen der Landesgesundheitskonferenz 2012 zum Teil der Regelversorgung werden zu lassen. Zunächst im Heimbereich, so Preis. Dann aber auch gerne darüber hinaus – schließlich sind auch im ambulanten Bereich die Probleme der Polymedikation allgegenwärtig.

Hinter sich wissen Kasse und Apotheker die NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens. Auch ihr ist klar: Angesichts der immer älter werdenden Patientinnen und Patienten sind ein wirksameres Medikationsmanagement und eine bessere sektorübergreifende und multiprofessionelle Zusammenarbeit von Ärzte-, Apothekerschaft und Pflegeeinrichtungen notwendig, um die Arzneimitteltherapie zu optimieren und um Arzneimittelrisiken besser und frühzeitiger erkennen zu können.


Kirsten Sucker-Sket


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