Abschaffung der Praxisgebühr

AOK: Alle Zuzahlungen auf den Prüfstand

Berlin - 29.10.2012, 15:06 Uhr


Nicht nur die Praxisgebühr, sondern alle Zuzahlungen gehören aus Sicht des Vorstandschef der AOK Rheinland/Hamburg, Günter Wältermann, auf den Prüfstand: Sie seien ebenfalls überflüssig und bürokratisch, sagte er dem Handelsblatt.

Nicht allein die Praxisgebühr sei bürokratisch, so Wältermann. Auch andere Zuzahlungen müssten daraufhin unterprüft werden, ob sie die Nachfrage in eine medizinisch wünschenswerte Richtung steuerten, ob sie sozial vertretbar seien und ob sie vermeidbare Bürokratie auslösten. Einige hätten wohl weniger eine sinnvolle Steuerungswirkung, sondern stabilisierten viel mehr die Finanzen des Gesundheitssystems. Ein durchaus legitimes Anliegen, findet der AOK-Vorstand. Dann komme der Vorschlag des saarländisches Gesundheitsministers Andreas Storm (CDU), die Praxisgebühr für zwei Jahre auszusetzen, jedoch nicht in Frage.

Zustimmung bekommt er von der Linksfraktion: Alle seien sich einig, dass die „unsoziale, unsinnige und bürokratische“ Praxisgebühr als Steuerungsinstrument versagt habe und weg solle, bestätigte Harald Weinberg, Obmann der Linksfraktion im Gesundheitsausschuss. Wenn man aber beschließe, die Praxisgebühr abzuschaffen, „mit welchem Recht soll dann weiterhin in der Apotheke, im Krankenhaus und beim Physiotherapeuten zugezahlt werden?“ Es sei daher an der Zeit, auch die anderen Zuzahlungen abzuschaffen. Sie seien schon immer ein Instrument zur Belastung der Kranken zugunsten von Gesunden und Arbeitgebern gewesen und hätten noch nie als Steuerungsinstrument getaugt.

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Juliane Ziegler