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QMS: Herausforderung und Chance

München - 12.10.2012, 11:44 Uhr


Breiten Raum nahm zum Auftakt der Diskussion im Arbeitskreis 1 „Apothekenbetriebsordnung – Herausforderung und Chance“ die neue Pflicht zur Einführung von Qualitätssicherungssystemen (QMS) ein. In seinem Impulsreferat wies ABDA-Geschäftsführer Lutz Tisch auf die zweijährige Übergangszeit hin. Im Mittelpunkt standen aber QMS-Kosten- und Nutzenaspekte.

Wieviel kostet QMS und welchen Nutzen bringt die Dokumentation der Arbeitsabläufe in einer Apotheke? Eine konkrete Antwort darauf fiel den Diskutanten schwer. Andreas Kiefer, Präsident der Apothekerkammer Rheinland-Pfalz, versuchte eine Annäherung: Ein umfangreiches, zertifiziertes System koste circa 15.000 Euro. Die von der Bundesapothekerkammer (BAK) ausgearbeiteten und damit auf Apotheken zugeschnittenen Modelle dagegen nur „einen Bruchteil“ dieser Summe. Apotheken müssten QMS nur „so gut wie nötig“ umsetzen und nicht „so gut wie möglich“, so Kiefer.

Dem pflichtete Amtsapothekerin Ute Stapel bei: „Schlank ist wichtig.“ Aber gelebt werden müsse das QMS in der Apotheke. Dabei sollten sich die Apotheker auf die „Kernprozesse“ konzentrieren und nicht „verzetteln“. QMS an den individuellen Prozessen in der eigenen Apotheke ausrichten. So durchgeführtes QMS erleichtere dann den Amtsapothekern die Inspektionen, vor allem der pharmazeutischen Aufgaben. Stapel: „Die Inspektion geht dann schneller und besser.“

Erika Fink, Präsidentin der Bundesapothekerkammer, sah den Grund für die Einführung von QMS nicht in vorhandenen Qualitätsmängeln in Apotheken, sondern im Zeitgeist. „QMS wird überall eingeführt, auch in Autowerkstätten“, so Fink. Da könnten sich Apotheker nicht verweigern. „Das ist der Zug der Zeit. Der macht vor uns keinen Halt.“ Dass die Bundesregierung keine verpflichtende Zertifizierung vorgeschrieben habe, sei ein „Vertrauensbeweis“, so Fink.

Nach Ansicht von Melanie Wiegand, QMS-Auditorin der Apothekerkammer Hamburg, stecken in der Dokumentation der Arbeitsabläufe betriebswirtschaftliche Chancen: Man könne damit die Arbeitsabläufe hinterfragen, deren Effizienz erkennen und verbessern. QMS sei ein Instrument zur „Selbstreflexion“, so Wiegand. Man könne nicht nur Fehler aufdecken, sondern auch herausarbeiten, „was besonders gut läuft“. Mit QMS lasse sich so die Kundenzufriedenheit steigern. Wichtig sei aber, dass alle Apothekenmitarbeiter „ins Boot geholt werden für ein gelebtes QMS“. Dann lohne sich auch der damit verbundene Mehraufwand. Wiegand veranschlagte den QMS-Arbeitsaufwand auf einen bis 1,5 Arbeitstage pro Jahr.


Lothar Klein