Tiermedizin

Kaltes Plasma für chronische Wunden

Greifswald - 30.08.2012, 11:31 Uhr


Forscher des Leibniz-Institutes für Plasmaforschung und Technologie und der Universitätsmedizin in Greifswald entwickeln die Anwendung von physikalischem Plasma für die Behandlung von chronischen Wunden. Jetzt berichteten sie in einer Pressemitteilung über die erfolgreiche Anwendung bei Hunden. Außerdem werden derzeit weitere tierische Probanden für Studien gesucht.

Die Greifswalder Forscher arbeiten seit mehreren Jahren erfolgreich daran, sogenannte kalte Plasmen im Labor zu erzeugen und für verschiedene Anwendungen nutzbar zu machen. Diese werden nun auch für die Medizin interessant, denn sie haben etwa Körpertemperatur, schonen das Gewebe und wirken keimtötend.

In Wunden scheint Plasma die Zellen zu stimulieren und dabei zelluläre Mechanismen der Wundheilung anzuregen. Des Weiteren wirkt Plasma entkeimend: Es tötet Bakterien, die sich auf der Wunde ansiedeln, und wirkt gegen Biofilme, das sind Mikroorganismen in Schleimschichten, welche die Bakterien vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen und so die Wundheilung behindern.

Zunächst testeten die Forscher das Plasma im Labor auf einer im Reagenzglas gezüchteten Epidermis. Die ersten Patienten waren dann die Schäferhunde Harras und Astor. Harras litt vier Jahre lang an einer chronischen Wunde an der Schnauze, bei Astor bildete sich nach einer Verletzung am Vorderlauf eine dauerhafte, großflächige Wunde. Bei beiden Tieren schlugen herkömmliche Verfahren wie Antiseptika, Salben, Verbände und selbst eine Wundoperation nicht an. Erst eine Behandlung mit der Kombination aus Plasma und dem gut verträglichen Antiseptikum Polyhexanid führte zum Erfolg. Die Wunden schlossen sich und heilten nach mehrwöchiger Therapie tatsächlich vollständig ab.

Inzwischen behandelt Claudia Bender, Tiermedizinerin der Universitätsmedizin Greifswald, versuchsweise seit über zwei Jahren chronische Wunden von Haustieren mit der neuen Methode. Dabei nutzt sie einen sogenannten Plasmajet.

Die Plasmatherapie könnte auch zur Behandlung von seltenen Hauterkrankungen eingesetzt werden. Bereits erfolgreich war die Behandlung eines Hundes, der unter der Autoimmunerkrankung Pemphigus foliaceus litt.

Tiermedizinische Studien mit Plasma zur Wundbehandlung sollen in Kürze beginnen. Dafür werden noch geeignete Probanden gesucht. Kontakt: Liane Glawe, Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V., Tel.: (03834) 554 312, E-Mail: glawe@inp-greifswald.de


Dr. Bettina Hellwig