Zeckenbisse

Borreliose-Erreger schon bei Kindern weit verbreitet

Berlin - 10.04.2012, 17:09 Uhr


Die von Zecken übertragenen Erreger der Lyme-Borreliose sind bereits bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland weit verbreitet. Das zeigt eine bundesweit repräsentative Studie, die das Robert Koch-Institut am Dienstag in seinem Epidemiologischen Bulletin veröffentlichte. Die maßgeblichen Daten dazu lieferte der große KiGGS-Survey zur Kinder- und Jugendgesundheit.

„Damit konnten wir erstmals zeigen, dass die Lyme-Borreliose bundesweit endemisch ist“, sagt RKI-Epidemiologe Hendrik Wilking. Etwa sieben Prozent der 14- bis 17-Jährigen sind demnach mindestens einmal von einer infizierten Zecke gebissen worden. Anderen Studien zufolge ist jedoch nur in etwa einem von 100 Fällen mit einer manifesten Krankheit zu rechnen.

Bereits bei den Drei- bis Sechsjährigen lag die Rate derer, die Antikörper gegen Borrelien gebildet hatten, bei drei Prozent. Außerdem zeigte sich: Kinder in großen Städten sind weniger betroffen als im ländlichen Raum (knapp vier Prozent gegenüber 7,1 Prozent), Mädchen weniger als Jungen (4,1 zu 5,5 Prozent) und Kinder mit Migrationshintergrund deutlich seltener als deutschstämmige Kinder (1,9 zu 5,5 Prozent). Dies könne an unterschiedlichem Freizeitverhalten liegen, vermuten die Forscher. Der Anteil der Menschen mit erfolgter Ansteckung steigt mit dem Alter – auch weil die Antikörper bis zu zehn Jahre lang im Blut bleiben, so die Autoren.

„Was die Autoren jedoch überrascht hat: Mehr noch als Hunde erhöhen Katzen als Haustiere das Risiko für eine Borreliose-Infektion“, sagt Wilking. Möglicherweise geraten die Zecken an die Kinder, wenn diese mit dem Haustier schmusen.

Insgesamt sind in Deutschland je nach Region 3 bis 25 Prozent der Bevölkerung bereits von einer infizierten Zecke gebissen worden. Die durch Bakterien hervorgerufene Lyme-Borreliose zeigt sich häufig durch eine typische Wanderröte, einem wachsenden Fleck mit unregelmäßigen Rändern. Anders als gegen die gleichfalls von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist gegen Borreliose keine Impfung möglich. Allerdings ist die Borreliose gut mit Antibiotika zu behandeln. Ohne die Therapie können die Erreger zu Entzündungen an den Gelenken, im Herz, den Nerven oder im Hirn führen.

„Deshalb ist es wichtig, gerade auch die Eltern kleiner Kinder nochmals darauf aufmerksam zu machen, die Kinder abends sorgfältig abzusuchen, eventuell Zecken umgehend zu entfernen und die Wunde zu desinfizieren“, sagt Wilking. Dabei sollte aber auf keinen Fall zu vermeintlichen Hausmitteln wie Klebstoff oder Butter gegriffen werden, um die Zecke zu töten. „Dann erhöht sich die Gefahr, dass die Zecken Borrelien absondern.“ Die Erreger werden dann oftmals ausgespuckt.

Hier finden Sie das aktuelle Epidemiologische Bulletin des RKI.


dpa


Das könnte Sie auch interessieren

Erregerreservoir Zecken

„Biss“ zur Wanderröte

Infektionen durch Zecken

Lyme-Borreliose erkennen und behandeln

Tipps gegen die Gefahr aus dem Freien

Die Zeckensaison ist eröffnet

Hinweis auf Nutzen nur bei Patienten mit nachgewiesener Infektion

Hilft ein Gel gegen Borreliose?

Borreliose: Frühe Diagnosesicherung und Impfstoffentwicklung bereiten noch immer Probleme

Schwer zu zähmen