Thrombusbildung

Erythrozyten sind beteiligt

Saarbrücken - 14.09.2011, 10:00 Uhr


Bei der Bildung von Thromben spielen aktivierte Blutplättchen, die Thrombozyten, eine entscheidende Rolle. Aber auch die roten Blutzellen bleiben nicht zufällig im Thrombus haften.

Erstmals konnten Wissenschaftler der Universität des Saarlandes jetzt im Laborversuch zeigen, dass rote Blutzellen unter bestimmten Bedingungen so starke Anziehungskräfte entwickeln, dass sie aneinanderhaften und somit vermutlich Thrombosen verursachen können.

Bei der Therapie von thrombotischen Erkrankungen hatte man bisher vor allem die Blutplättchen, die Thrombozyten, im Blick. Man ging davon aus, dass diese sich aneinanderlagern und dann die roten Blutzellen, die Erythrozyten, am Durchfluss hindern. Um Thromben zu vermeiden, setzt man heute vor allem auf Wirkstoffe, die das Blut verflüssigen.

Die saarländischen Forscher haben jetzt die roten Blutzellen genauer untersucht. Sie konnten zeigen, dass rote Blutzellen einen Kanal besitzen, der durch Substanzen, die von den Blutplättchen ausgeschüttet werden, aktiviert wird. Durch diesen Kanal kann Calcium in die Zelle eindringen, was dort zu einer erhöhten Konzentration führt. Als Folge werden verschiedene Prozesse ausgelöst.

Bei den roten Blutzellen werden zum Beispiel Proteine aktiviert, so dass sich die Lipidverteilung zwischen innerer und äußerer Schicht der Zellmembran verändert. Dies kann die Kräfteverhältnisse so verschieben, dass die Blutzellen aneinanderhaften und verklumpen. Im Laborversuch nutzen die Forscher ein spezielles Kraftspektroskop. Dieses kann sogar die äußerst winzigen Kräfte messen, die entstehen, wenn man zwei einzelne rote Blutzellen, die man zuerst in Kontakt miteinander gebracht hat, auseinanderzieht. Der ermittelte Wert war in Anwesenheit der von Blutplättchen ausgeschütteten Substanzen mit 100 Piconewton (pN) recht hoch und belegt, dass die Anziehungskräfte zwischen den roten Blutzellen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Thrombosen spielen können.

Literatur: Steffen, P., et al.: Cell Calcium 2011, Online-Publikation doi: arXiv:1105.2314v1.


Dr. Bettina Hellwig