Kollagenosen

Serotonin-Blockade zur Behandlung der Systemischen Sklerose

Erlangen-Nürnberg - 15.07.2011, 10:38 Uhr


Der Neurotransmitter Serotonin scheint bei der Sklerodermie eine Schlüsselfunktion bei der Entstehung der Fibrose zu spielen: Erlanger Forscher konnten jetzt zeigen, dass das von Blutplättchen freigesetzte Serotonin die Synthese von Bindegewebsbestandteilen anregt.

Die Sklerodermie oder auch Systemische Sklerose ist eine seltene Erkrankung. Sie zählt unter den „rheumatisch entzündlichen Erkrankungen“ zu der Gruppe der Kollagenosen. Dabei kommt es zu einer vermehrten Ablagerung von Bindegewebsbestandteilen, so dass sich die Haut und die betroffenen Organe verhärten (Fibrose) und ihre Funktion verlieren. Neben den fibrotischen Veränderungen leiden die Patienten an einem fortschreitenden Verlust kleiner Blutgefäße. Warum es zum Ausbruch dieser komplexen und seltenen Erkrankung kommt, ist bisher noch nicht bekannt. Ungeklärt ist auch, ob der Verlust der Blutgefäße zum Fortschreiten der Fibrose beiträgt. Die Gefäßveränderungen führen zu einer vermehrten Aktivierung von Blutplättchen. Hierbei werden große Mengen Serotonin von den Blutplättchen ausgeschüttet, so dass die Serotonin-Spiegel im Blut und im Gewebe ansteigen.

Die Erlanger Forscher konnten in Zellkulturen und in Modellen zeigen, dass das von Blutplättchen freigesetzte Serotonin die Synthese von Bindegewebsbestandteilen stark steigert. Die stimulierenden Effekte von Serotonin werden dabei ausschließlich über einen einzelnen Rezeptor, den Serotonin-Rezeptor 5HT2B, vermittelt. Eine Hemmung der Freisetzung von Serotonin aus Blutplättchen oder eine selektive Hemmung des 5HT2B-Rezeptors konnte der Fibroseentwicklung in mehreren experimentellen Modellen vorbeugen. Dazu setzten die Forscher pharmakologische Hemmstoffe von 5HT2B ein, die bereits im klinischen Einsatz sind und gut vertragen werden.

Damit könnte die Hemmung des Serotonin-Rezeptors ein neuer therapeutischer Ansatz zur Behandlung der Sklerodermie sein. Dazu läuft bereits eine erste Studie in der Medizinischen Klinik 3 des Erlanger Universitätsklinikums.

Literatur: Dees, C., et al.: J. Exp. Med. 2011;208(5):961-72.


Dr. Bettina Hellwig