Naturstoffe

Plectasin gegen resistente Keime

Bonn - 06.06.2010, 06:55 Uhr


Plectasin, ein Wirkstoff aus Pilzen und niederen Tieren, könnte sich als schlagkräftige Waffe gegen gefährliche Bakterien eignen. Das kleine Eiweißmolekül kann selbst hochresistente

Immer mehr Bakterien sprechen auf gängige Antibiotika nicht mehr an. Das betrifft vor allem die methicillin-resistenten Staphylokokken, die MRSA-Stämme. Nach Schätzungen erkrankt heute bereits jeder zweite intensivmedizinisch behandelte Patient in den USA an einer MRSA-Infektion.

Plectasin stört die Bildung der Bakterienzellwand, so dass sich die Erreger nicht mehr teilen können. Plectasin heftet sich an den Zellwand-Bestandteil Lipid II und verhindert so, dass dieser eingebaut wird. Ohne Zellwand sind Bakterien aber nicht lebensfähig. Plectasin ähnelt in seiner Wirkungsweise Vancomycin, das seit den 80er Jahren im Kampf gegen MRSA-Stämme als Mittel der Wahl gilt. Inzwischen gibt es jedoch mehr und mehr Bakterien, die auch gegen Vancomycin resistent sind. Gegen Plectasin sind diese Stämme jedoch noch empfindlich. Dennoch ist auch mit der neuen Substanz das Resistenz-Problem nicht auf Dauer gelöst. Es ist immer nur eine Frage der Zeit, bis die Erreger mutieren und ihnen auch die neuen Medikamente nichts mehr anhaben können.

Plectasin wurde im Rahmen einer Studie der dänischen Firma Novozymes entdeckt. Es gehört zu den so genannten Defensinen. Diese Abwehrmoleküle sind bei Pilzen, Tieren und Pflanzen weit verbreitet. Der Mensch bildet beispielsweise Defensine auf seiner Haut und erstickt so viele Infektionen bereits im Keim. Defensine töten jedoch nicht nur Krankheitserreger, sondern alarmieren auch das Immunsystem.

Quelle: Schneider, T., et al.: Science 2010; 328:1168-72


Dr. Bettina Hellwig


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