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Alpha-Blocker Silodosin

04.06.2010, 11:00 Uhr


Silodosin (Urorec®) gehört wie Alfuzosin, Doxazosin, Tamsulosin oder Terazosin zur Substanzklasse der selektiven Alpha-1A-Adrenorezeptor-Antagonisten. Die neue Substanz ist bei männlichen Patienten zur Behandlung der Anzeichen und Symptome einer benignen

Silodosin blockiert mit hoher Selektivität Alpha-1A-Adrenorezeptoren in der menschlichen Prostata, der Harnblase, im Blasenhals, in der Prostatakapsel und in der prostatischen Harnröhre. Es bewirkt eine Entspannung der glatten Muskulatur dieser Gewebe und damit eine Verminderung des Blasenauslasswiderstands, ohne dabei die Kontraktilität des glatten Detrusormuskels zu beeinträchtigen. Dies führt zu einer Verbesserung der mit einer benignen Prostatahyperplasie assoziierten Speicher- (irritativen) und Entleerungs-(obstruktiven) Symptome (Lower urinary tract symptoms, LUTS). Zu den vorwiegend im kardiovaskulären System lokalisierten Alpha-1B-Adrenorezeptoren hat Silodosin eine wesentlich geringere Affinität.

Die empfohlene Dosis beträgt 8 mg einmal täglich, am besten zu einer Mahlzeit. Bei mittelschweren Nierenfunktionsstörungen wird eine Anfangsdosis von 4 mg empfohlen, die auf 8 mg gesteigert werden kann, die Anwendung bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung wird nicht empfohlen, ebenso nicht die Anwendung bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung.

Silodosin wurde in klinischen Studien bei mehr als 1.800 Männern untersucht. Dabei verringerte Silodosin die Symptome einer BPH besser als Placebo und war genauso wirksam wie die Vergleichssubstanz Tamsulosin.

Die Nebenwirkungen waren mit denen der anderen Alpha-1A-Antagonisten vergleichbar. Mit 23% am häufigsten waren vorübergehende Ejakulationsstörungen. Die Behandlung mit Silodosin führt zu einer Abnahme der Anzahl von Spermien im Ejakulat, wodurch die männliche Fertilität vorübergehend beeinträchtigt werden kann; nach Absetzen von Silodosin normalisiert sich die Fertilität wieder. Bei einzelnen Patienten kann es zu einer Blutdrucksenkung kommen, die in seltenen Fällen zu einer Synkope führen kann, bei Patienten mit orthostatischer Hypotonie wird die Behandlung mit Silodosin nicht empfohlen. Bei manchen Patienten, die Alpha-Adrenorezeptor-Antagonisten einnehmen, tritt ein intraoperatives Floppy-Iris-Syndrom (IFIS) auf, das während einer Kataraktoperation zu Komplikationen führen kann. Bei diesem Krankheitsbild erschlafft die Iris, was während der Operation zu einer erhöhten Komplikationsrate führen kann. Der Beginn einer Therapie mit Silodosin wird bei Patienten, bei denen eine Kataraktoperation geplant ist, nicht empfohlen. Es wird geraten, die Behandlung mit einem Alpha-1-Blocker ein bis zwei Wochen vor der Kataraktoperation zu beenden.

Silodosin ist außerdem ein Substrat für P-Glykoprotein. Arzneimittel, die diese Enzyme und Transporter inhibieren oder induzieren, können die Konzentration von Silodosin und seinem aktiven Metaboliten im Plasma beeinflussen. Eine gleichzeitige Anwendung mit hoch wirksamen CYP3A4-Hemmern (wie Ketoconazol, Itraconazol oder Ritonavir) wird nicht empfohlen, bei der gleichzeitigen Anwendung mit mittelstarken CYP3A4-Hemmern ist keine Dosisanpassung nötig.

Quelle: Fachinformation von Urorec®, Stand Januar 2010.


Dr. Bettina Hellwig