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Amifampridin gegen Muskelschwäche

10.05.2010, 10:26 Uhr


Amifampridin (3,4-Diaminopyridin, Firdapse®) kommt zur symptomatischen Behandlung des Lambert-Eaton-Myasthenischen Syndroms (LEMS) bei Erwachsenen als Orphan drug auf

Das LEMS ist eine seltene Autoimmunerkrankung der neuromuskulären Endplatte. Hauptsymptom ist eine ausgeprägte Muskelschwäche. Der neue Wirkstoff blockiert spannungsabhängige Kaliumkanäle und verlängert dadurch die Depolarisation der präsynaptischen Zellmembran, verbessert die Acetylcholinfreisetzung an den Synapsen und erhöht die Reizleitung.

Amifampridin wird drei- bis viermal täglich zu den Mahlzeiten eingenommen. Die Anfangsdosis beträgt 15 mg pro Tag und kann alle vier bis fünf Tage um 5 mg auf eine Tageshöchstdosis von 60 mg gesteigert werden. Eine Einzeldosis darf maximal 20 mg enthalten.

Amifampridin wird schnell resorbiert, Spitzenkonzentrationen werden 20 Minuten bis eine Stunde nach Aufnahme erreicht. Bei Patienten mit Leber- und Nierenfunktionsstörungen ist Vorsicht geboten, hier wird eine niedrigere Anfangsdosis und langsamere Dosissteigerung empfohlen.

Als unerwünschte Wirkungen sind unter anderem Parästhesien, gastrointestinale Beschwerden, Angstzustände und Krampfanfälle beschrieben. Bei Epilepsie und schlecht eingestelltem Asthma ist Amifampridin kontraindiziert, ebenso bei gleichzeitiger Anwendung von Sultoprid, von Arzneimitteln mit geringer therapeutischer Breite oder von Arzneimitteln, die eine QTc-Verlängerung auslösen können.

Bisher war in Deutschland kein Fertigarzneimittel mit Amifampridin zugelassen; es wurde nur im Rahmen einer Individualrezeptur auf ärztliche Verordnung und nach den Angaben im Neuen Rezeptur-Formularium (NRF) verarbeitet. Dort werden als Indikationen neben dem Lambert-Eaton-Syndrom weitere myasthenische Syndrome genannt, außerdem postsynaptisch bedingte Störungen, Multiple Sklerose, spinale Läsionen, Augenmotilitätsstörungen, Vergiftungen mit Calciumkanalblockern und Botulismus.

Weil die Erkrankung selten ist, wurden für die Zulassung auch Daten aus der wissenschaftlichen Literatur herangezogen. In zwei Studien mit 38 erwachsenen LEMS-Patienten wurde Amifampridin mit Placebo verglichen. Dabei war eine verbesserte Muskelfunktion und elektrische Aktivität unter der Behandlung mit Amifampridin im Vergleich zu Placebo nachweisbar.

Quelle: Fachinformation zu Firdapse®, EMEA, Stand Februar 2010.


Dr. Bettina Hellwig