Depressionstherapie im Alter

Go slow, continue slow

Frankfurt/Main - 14.03.2010, 10:31 Uhr


Depressionen im Alter sind ein häufiges und leider vielfach nicht therapiertes Problem. Prof. Dr. Walter E. Müller betonte auf der Interpharm, dass Depressionen bei älteren Menschen genauso behandlungsbedürftig sind wie bei jüngeren. Achten muss man bei Älteren besonders auf die Wahl der Präparate sowie auf die Art der Gabe. Hier gilt: go slow, continue slow.

"Eine Depression ist primär immer eine Erkrankung und daher auch immer zu therapieren", betonte Müller. In der Praxis finde eine Behandlung jedoch nur bei einem geringen Anteil der Betroffenen statt. Bereits bei jüngeren Patienten liegt Müller zufolge die Behandlungsrate nur bei 25 Prozent. Bei älteren sei diese Quote noch deutlich geringer, wahrscheinlich um mehr als die Hälfte niedriger. "Nicht die fehlende Wirksamkeit ist das Problem, sondern das fehlende Einsetzen einer adäquaten Therapie", so Müller.

Um eine adäquate Therapie bei älteren Depressionspatienten durchzuführen, gilt es einige Besonderheiten zu beachten. So sollten laut Müller die alten trizyklischen Antidepressiva aufgrund der bekannten Nebenwirkungen bei älteren Patienten unbedingt vermieden werden. Mit den neueren Serotoninwiederaufnahmehemmern könnten diese Patienten dagegen hervorragend behandelt werden. Bei der Dosierung müsse man beachten, dass das Verteilungsvolumen bei älteren Menschen erhöht und die Eliminationszeit verlängert ist. Es gelte daher das Motto: go slow, continue slow. Das heißt, die Antidepressiva-Gabe muss bei älteren Patienten langsamer begonnen und vorsichtiger gesteigert werden. "Das bedeutet aber nicht, dass Ältere generell geringer Dosen benötigen", betonte Müller. Hier müsse vielmehr individuell genau geprüft werden, wann die adäquate Dosis erreicht sei.


Dr. Beatrice Rall